Angebliches Handelsdefizit mit Kanada Bei Treffen mit Trudeau: Trump will sich "Fakten" nur ausgedacht haben

Donald Trump reicht Justin Trudeau im Weißen Haus die Hand
US-Präsident Donald Trump (r.) reicht dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau während eines Treffens im Weißen Haus die Hand.
© Sean Kilpatrick/The Canadian Press / DPA
US-Präsident Donald Trump gibt einem Bericht zufolge offen zu, sich während eines Treffens mit Kanadas Premier Justin Trudeau Sachverhalte nur ausgedacht zu haben.

Der von Donald Trumps Beraterin Kellyanne Conway geprägte Begriff "alternative Fakten" sorgte bereits ausreichend für Schlagzeilen. Jetzt hat sich der US-Präsident selbst "Fakten" einem Bericht zufolge einfach ausgedacht.

Während einer Spendenveranstaltung im US-Bundesstaat Missouri erzählte Trump von einem Treffen mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau. Der US-Präsident sagte den anwesenden Gästen, er habe sich während des Gesprächs Sachverhalte ausgedacht. Dies berichtet die Zeitung "Washington Post", der ein Audio-Mitschnitt von Trumps Rede vorliegt.

Donald Trump wusste nicht, ob es ein Handelsdefizit mit Kanada gibt

Im Gespräch mit Trudeau beharrte Trump darauf, dass die USA ein Handelsdefizit mit Kanada hätten. Die USA würden demnach mehr Waren importieren als exportieren. Er habe aber nicht gewusst, ob dies wirklich der Fall war.

"Trudeau kam, um mich zu sehen. Er ist ein guter Typ, Justin. Er sagte: 'Nein, nein, wir haben kein Handelsdefizit mit Dir, wir haben keins. Donald, bitte,'" sagte Trump in seiner Rede. "Netter Typ, gut aussehend, kommt herein – 'Donald, wir haben kein Handelsdefizit.'"

Dem Bericht der "Washington Post" zufolge führte Trump seine Anekdote weiter aus: "'Falsch Justin, es gibt eins.' Ich hatte keine Ahnung. Ich sagte nur: 'Du liegst falsch. Weißt Du warum? Weil wir so dumm sind. (…) Und ich dachte, sie wären schlau.'" Am Ende habe Trump einen seiner Mitarbeiter rausgeschickt, um den Fall zu überprüfen.

USA haben Handelsüberschuss mit Kanada

"Nun Sir, Sie haben eigentlich Recht. Es gibt kein Defizit, aber das schließt Energie und Bauholz nicht ein. Und wenn Sie das tun, verlieren wir 17 Milliarden Dollar pro Jahr. Es ist unglaublich."

Dem US-Handelsministerium zufolge, haben die USA in Wirklichkeit sogar einen Handelsüberschuss mit Kanada.

Während der Rede in Missouri deutete Trump auch an, US-Truppen, die in Südkorea stationiert sind, abzuziehen, falls es kein für die USA vorteilhaftes Handelsabkommen geben sollte. "Wir haben ein sehr großes Handelsdefizit mit ihnen und wir beschützen sie. Wir verlieren Geld beim Handel und beim Militär." 

Der Präsident hat andere Länder häufig wegen ihrer Handelsgeschäfte kritisiert und sie als unfair gegenüber den USA bezeichnet. Die vor Kurzem von Trump verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte stoßen in den betroffenen Staaten auf Unverständnis. Ausgenommen von den Strafzöllen sind bisher nur Kanada und Mexiko.  

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vit