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Coronakrise in USA Donald Trumps "seltsam neues Leben": Pommes, Fernsehen und schlechte Laune

Donald Trump Corona Briefing
Das einzige am Tag, worauf sich Donald Trump freut? Der US-Präsident bei seinem Corona-Briefing
© Olivier Douliery / AFP
Die Coronakrise scheint Donald Trump zu lähmen: Der US-Präsident komme neuerdings spät zur Arbeit und verbringe viel Zeit vor dem Fernseher, berichtet die "New York Times". Trump reagiert auf die Berichte in gewohnter Manier.  

Über den Arbeitsalltag von Donald Trump wurde schon vieles gemutmaßt, und ein Muster wiederholt sich seit Jahren: Die Außen-Zuschreibungen stehen im eklatanten Widerspruch zum Selbstbild des US-Präsidenten. So auch nun wieder. Die gewöhnlich gut informierte "New York Times" berichtet, dass Trump seit einiger Zeit ein "seltsam neues Leben" führe. Es bestehe daraus, erst mittags und schlecht gelaunt in seinem Amtszimmer zu erscheinen, nachdem er den Vormittag vor dem Fernseher verbracht habe, um die Medienresonanz seiner Arbeit zu begutachten. Verbittert und allein wirke er dabei.

Trumps Vorliebe für Burger, Steaks und Pommes

So oder so ähnlich wurde sein Tagesablauf schon häufiger beschrieben, auffällig oft wird dabei seine Vorliebe für Burger, Steaks und zuckerfreie Coke erwähnt. Doch diese Darstellung will Donald Trump auch diesmal nicht gelten lassen. "Die Leute, die mich kennen und die Geschichte unseres Landes kennen, sagen, dass ich der am härtesten arbeitende Präsident der Geschichte bin. Das weiß ich nicht, aber ich arbeite hart und habe in den ersten dreieinhalb Jahren wahrscheinlich mehr erreicht als jeder andere Präsident in der Geschichte", schrieb Trump auf Twitter, wo er sich ausführlich über die Geschichte aus der Zeitung ausließ.

Das ebenfalls gut verdrahtete US-Magazin "Politico" beschrieb Trumps Alltag auf Grundlage seines Terminkalenders vor zwei Jahren ähnlich: Seine ersten Verpflichtungen im Weißen Haus würden erst ab 11.30 Uhr beginnen, der Rest des Tages mäandere oft unstrukturiert vor sich hin. Die so genannte Executive Time, also die Zeit ohne Verpflichtungen, habe dreimal so viel betragen wie die Arbeitszeit. In diesen Stunden soll sich der US-Präsident dann in Telefonaten bei Vertrauten wie etwa Fox-News-Mann Sean Hannity über die "unfairen Medien" beschwert haben. Trump-Biograf Michael Wolff schreib in seinem Buch "Feuer und Zorn": "Wenn er nicht um halb sieben mit Steve Bannon zu Abend aß, saß er um diese Zeit mit einem Cheeseburger im Bett, behielt seine drei Bildschirme im Auge und telefonierte – das Telefon war seine wahre Verbindung zur Welt – mit einer kleinen Gruppe von Freunden."

Donald Trump "arbeitet von früh bis spät"

Das Weiße Haus hatte zwar gegen Wolffs Buch eine Unterlassungserklärung erwirkt, die aber versandete folgenlos. Und obwohl er weder der erste noch der einzige Autor war, der über Trumps Vorliebe für amerikanische Hausmannskost berichtet hat, scheint sich der US-Präsident diesmal besonders darüber zu ärgern. Etwa über die Passage, in der es heißt, dass er in seinem privaten Speisesaal Fernsehen schaue und Pommes und Cola light stets verfügbar seien. Er arbeite von früh morgens bis spät abends, um dann eine "falsche" Geschichte der "New York Times" über seinen Arbeitsplan und seine Essgewohnheiten zu lesen, so Trump auf Twitter.

Laut der Zeitung scheint sich sein Verhalten in der Corona-Krise noch verstärkt zu haben. Unter Berufung auf eine Reihe von Regierungsbeamten und engen Präsidenten-Beratern heißt es, Trump sei darauf fokussiert, wie die Medien seine Reaktion auf die Ausbreitung des Virus bewerteten. Und angeblich seien die Pressekonferenzen zum Coronavirus, die Trump zuletzt annähernd täglich abhielt, das einzige, worauf er sich freuen könne. Dennoch sollen die Briefings auf dem Prüfstand stehen. Einige Medien hatten in den Tagen zuvor bereichtet, dass Vertraute Trump geraten hätten, die bis zu zwei Stunden langen Auftritte zu unterlassen. Grund: Der Präsident tue sich damit keinen Gefallen, wie auch die sinkenden Umfragewerte zeigen würde.

Erstmals auf das Corona-Briefing verzichtet

Bei den Briefings ist oft ein Donald Trump zu sehen, der seinen Experten in ihrem Beisein widerspricht, Reporter wie Schulkinder abkanzelt oder befremdliche Theorien verbreitet - wie zuletzt den "Vorschlag", zu testen, ob man Infizierten Desinfektionsmittel spritzen könnte. Die wenig überraschend kritischen Medienberichte scheinen den US-Präsidenten noch mehr zu verärgern als sie das ohnehin schon tun. Am Samstag hatte er erstmal seit Wochen auf die Pressekonferenz verzichtet.

US-Präsident Donald Trump gestikuliert während einer Pressekonferenz mit der rechten Hand

Und weil in den USA neben der Coronakrise eigentlich ja auch Wahlkampf ist, plant das Weiße Haus, langsam den Fokus von der Pandemie weg, hin zu "Erfolgsgeschichten" zu drehen. Der Seite "Axios" zufolge, soll das Coronavirus-Experten-Team Deborah Birx und Anthony Fauci zwar weiter die Öffentlichkeit unterrichten, aber weniger detailliert. "Gehen sie davon aus, dass sich die Botschaften des Weißen Hauses in den kommenden Tagen um die Wirtschaft und optimistisch stimmende Botschaften drehen wird, sagte ein hochrangiger Beamter zu "Axios".

26 Millionen neue Arbeitslose

Hoffnungsvolle Nachrichten können die USA gebrauchen. Nicht nur, weil die Vereinigten Staaten das am heftigsten vom Coronavirus betroffene Land sind, auch die eigentlich boomende Wirtschaft ist praktisch über Nacht zusammengebrochen. 26 Millionen US-Bürger sind in nur wenigen Wochen arbeitslos geworden. Das sind mehr Menschen als neue Jobs in den vergangenen zehn Boom-Jahren entstanden sind.

Quellen: "New York Times" (Bezahlinhalt), Axios, Politico, DPA, AFP, Donald Trump auf Twitter, RealClearPolitics

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