Einheitlicher Luftraum über Europa Die Europäische Union bleibt am Boden

Dass die Freiheit über den Wolken alles andere als grenzenlos ist, zeigen die Verhandlungen zum Einheitlichen Europäischen Luftraum (EEL). Das Projekt würde Kosten senken, verzögert sich aber erneut.

Flugreisende müssen noch länger darauf warten, dass die europäische Luftraumüberwachung vereinheitlicht wird. Dadurch würde die Flugdauer vermindert und Fliegen somit umweltschonender werden. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas erklärte am Dienstag in Brüssel, dass das Projekt des Einheitlichen Europäischen Luftraums (EEL) unter "ernsthaften" Verzögerungen leide. Die für Dienstag als Stichtag anvisierte Zusammenfassung des Luftraums über Europa in neun große, einheitlich geregelte Blöcke wurde verfehlt.

Zweck des EEL ist es, Flugrouten und damit Flugzeiten zu verkürzen und damit Kerosin einzusparen. Weil gegenwärtig fast jedes Land sein eigenes Stück Himmel kontrolliert, ähnelt der Luftraum über der Europäischen Union gleichsam einem Flickenteppich. Dadurch entstehen Ineffizienzen, zum Beispiel bei der Übergabe zwischen den Fluglotsen, sobald ein Flieger die Landesgrenzen überquert. Diese Ineffizienzen sind laut Kommission für fast fünf Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr verantwortlich.

Zunächst soll der Luftraum in neun Blöcke eingeteilt werden, die einheitlich gemanagt würden. So könnte auch auf Ausnahmesituationen, wie bei den Behinderungen durch die Aschewolke 2010, besser reagiert werden. Der EEL ist jedoch technisch eine riesige Aufgabe. So müssen etwa verschiedene Betriebssysteme für Fluglotsen vereinheitlicht oder durch neue ersetzt werden. Neben den EU-Mitgliedsländern nehmen am EEL noch vier weitere europäische Länder teil.

Die Kommission bemängelt, dass die Regierungen zusätzlich bremsen. Die Vorbereitung habe sich zu sehr auf die "Sicherung nationaler Interessen" konzentriert statt auf konkrete Verbesserungen. Dem stellte Verkehrskommissar Kallas die USA gegenüber: "Die Vereinigten Staaten kontrollieren einen gleich großen Luftraum, mit mehr Verkehr, aber mit nahezu der Hälfte des Geldes." Kallas bekräftigte, dass die Kommission gegebenenfalls auch vor Vertragsverletzungsverfahren gegen die EU-Staaten, ihrer schärfsten Waffe, nicht zurückzuschrecken werde.

AFP
juho/AFP