Entführung in Afghanistan Deutscher könnte Opfer der Taliban sein

Das Verschwinden des deutschen Harald Kleber in Afghanistan bleibt rätselhaft. Die "Bild"-Zeitung meldet, dass es sich um eine Entführung durch die radikal-islamische Taliban handeln könnte. Doch die Taliban haben sich, anders als sonst, noch nicht zu dem Fall geäußert.

Drei Tage nach der Entführung des Deutschen Harald Kleber in Westafghanistan gibt es keine Belege für eine Verwicklung der Taliban in den Fall. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung geht die Bundesregierung aber von einem politisch- kriminellen Hintergrund aus. Es lägen Hinweise vor, dass der Schreinermeister von radikal-islamischen Taliban verschleppt worden sein könnte, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise. Das Auswärtige Amt wollte sich nicht dazu äußern.

Nach dpa-Informationen haben sich aber weder die Geiselnehmer noch der entführte Deutsche bei den zuständigen Behörden gemeldet. Auch die Taliban, die sich sonst stets schnell zu Geiselnahmen bekennen, äußerten sich zunächst nicht. Der deutsche Schreinermeister, der seit 2003 in Afghanistan lebt, war am Sonntag verschleppt worden.

Behörden gehen von Entführung aus

Dass es sich bei Klebers Verschwinden um einen Familienstreit oder gar um eine inszenierte Entführung handeln könne, wird inzwischen ausgeschlossen. Beide Szenarien wurden anfangs in Betracht gezogen, da zum einen die afghanische Frau Klebers ursprünglich einem Afghanen versprochen war und zum anderen Kleber selbst vorgeworfen wird Hilfsgelder in Höhe von 87 000 Euro unterschlagen zu haben. Letzteres, so wurde spekuliert, hätte Anlass sein können, Lösegeld mit einer vorgespielten Entführung zu erpressen.

Der Chef der Kriminalpolizei für Westafghanistan, Ali Khan Hussainzada, sagte, noch sei unklar, wer für die Entführung verantwortlich sei. Die afghanische Familie des Mannes habe keine Hinweise auf mögliche Täter geben können.

Kleber gilt in Afghanistan als Staatsangehöriger

Hussainzada betonte, der Entführte sei kein Deutscher mehr, sondern "afghanischer Staatsangehöriger". Allerdings ist Kleber nach dpa-Informationen immer noch Inhaber eines deutschen Reisepasses und offiziell nicht aus der deutschen Staatsangehörigkeit ausgeschieden. Nach afghanischem Recht wäre die doppelte Staatsbürgerschaft möglich. Experten sagten, für die afghanischen Behörden sei aus dem Deutschen Harald Kleber durch seinen Übertritt zum Islam und die Heirat mit einer Afghanin der Afghane Abdul Rahman geworden.

In Berlin nahm der Krisenstab des Auswärtigen Amtes (AA) am Dienstag seine Arbeit auf. Eine AA-Sprecherin sagte, man bemühe sich gemeinsam mit der Botschaft in Kabul um Aufklärung. Die afghanische Polizei sucht unterdessen weiter nach Kleber. Der Deutsche lebt seit mehreren Jahren in der westafghanischen Stadt Herat. Nach Polizeiangaben war er am Sonntag auf dem Rückweg von seinen Schwiegereltern im Dorf Toteschi nach Herat-Stadt entführt worden.

DPA
DPA