Europäische Union EU feiert Erweiterung

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union besiegeln heute die Aufnahme von zehn neuen Mitgliedern. Damit feiert die Staatengemeinschaft die größte Erweiterung in ihrer Geschichte.

Die Europäische Union begeht - wieder einmal - ein historisches Ereignis. Am Fuße der Athener Akropolis werden die zehn Staaten Mittel- und Osteuropas sowie des Mittelmeerraumes ihre mühsam ausgehandelten Beitrittsverträge unterzeichnen. "Damit ist die Teilung Europas in Ost und West überwunden", schrieb die griechische Tageszeitung "Kathimerini". Das Wort vom "zweiten Fall der Berliner Mauer" machte die Runde.

Mehr Sicherheit für die Zyprioten

Die griechische Millionenmetropole bereitet sich schon seit Monaten auf das große Ereignis vor. Es kommen nicht nur Spitzenvertreter der 25 alten und neuen EU-Staaten, sondern auch der Nachbarn wie Russland oder der Balkan-Staaten. Als Gastgeber schaltete sich der griechische Regierungschef Kostas Simitis persönlich in die Planung ein. Er legte großen Wert darauf, dass die drei EU-Kandidaten Bulgarien, Rumänien und Türkei, die bei "großen Welle" 2004 nicht dabei sind, an der Zeremonie teilnehmen.

Zumindestens für Simitis ist das Etikett "historisch" keine Floskel. Der sozialistische Ministerpräsident ist besonders stolz darauf, dass die Republik Zypern vom 1. Mai 2004 an zur Union gehören wird - das bedeutet für die Regierung mehr Sicherheit für die dort lebenden griechischen Zyprer. Mit dem Beitritt Zyperns ist aber die Teilung der Insel noch längst nicht überwunden. Das EU-Recht gilt vorerst nicht im türkisch besetzten Nordteil.

Die Vorbereitungen liefen bis zur letzten Minute

Die Staats- und Regierungschefs werden ihre Unterschriften in der so genannten "Stoa des Attalos" leisten. Dies ist eine in den 50er Jahren rekonstruierte Säulenhalle aus der Antike. Der Massenauflauf der EU-Prominenz ist ein Albtraum für jeden Protokollchef: Jeder der 25 Staats- und Regierungschefs darf wenige Minuten lang sprechen. Dann signieren je zwei Spitzenvertreter eines Landes die Verträge.

Die Vorbereitungen liefen bis zur letzten Minute. Helfer hissten eine verkehrt herum aufgezogene deutsche Fahne neu und legten den hallenden Marmorboden des Gebäudes mit Teppichboden aus. Tierschützer "retteten" dutzende herrenlose Hunde, die auf dem weitläufigen Gelände herumstreunen, vor einem "amtlichen" Abtransport.

Nach der Feier wird die Gemeinschaft rasch zum Tagesgeschäft übergehen. Die zehn neuen Länder - Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Malta und Zypern - werden nun an allen EU-Treffen teilnehmen, dürfen aber nicht abstimmen. Beim EU-Reform-Konvent, der in Brüssel über eine neue Verfassung der Union berät, sind die "Neuen" bereits seit längerem vertreten.

75 Millionen neue Bürger

Die EU wird mit dem Beitritt um rund 75 Millionen Bürger erweitert. Mit dann rund 450 Millionen Menschen wird die Union der 25 eher mit den großen Staaten und Wirtschaftsblöcken der Welt mithalten können als bisher. Die Vereinigung der südostasiatischer Staaten ASEAN hat beispielsweise rund 500 Millionen Bürger, in Indien leben eine Milliarde Menschen.

Beim Kopenhagener EU-Gipfel im vergangenen Dezember, der die Erweiterung beschloss, war bis zuletzt über die Finanzen verhandelt worden. Die französische Robert-Schuman-Stiftung weist darauf hin, dass die Erweiterung unter dem Strich vergleichsweise günstig ist. Sie koste etwa die Hälfte der umgerechnet 97 Milliarden Euro, die nach dem Zweiten Weltkrieg von 1948 bis 1951 über den Marshall-Plan zum Wiederaufbau in das zerstörte Europa gepumpt wurden.

DPA
Christian Böhmer / Takis Tsafos