Profit statt Richtigkeit Faktenchecks "schlecht fürs Geschäft": Fox News verbreitete Trumps Falschbehauptungen offenbar bewusst

Fox News-Chefin Suzanne Scott
"Das muss jetzt aufhören", schrieb Fox News-Chefin Suzanne Scott in einer Mail im Dezember zu den Faktenchecks von Journalisten
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In der Verleumdungsklage gegen den US-Sender Fox News sind neue Details bekannt geworden. Demnach soll der US-Sender bewusst Falschbehauptungen von Ex-Präsident Donald Trump verbreitet haben – für den Profit.

Faktenchecks gelten in vielen Redaktionen und Medienunternehmen als Merkmal von Qualitätsberichterstattung. Anders sehen das die Chefs von Fox News. Der britische "Guardian" und das US-Magazin "Forbes" berichten, dass die Chefs des US-Senders den Profit offenbar über korrekte Berichterstattung stellen. Es geht um interne Mails, in denen Fox-News-Chefin Suzanne Scott Faktenchecks als "schlecht fürs Geschäft" kritisiert.

Die Mails stammen aus dem Dezember 2020. Scott reagierte damit auf einen On-Air-Faktencheck von Eric Shawn, einem der Moderatoren des Senders. In einer früheren Mail ärgerte sie sich zudem darüber, dass ein Reporter des Senders Trumps Falschbehauptungen zur Präsidentschaftswahl überprüft hatte. "Das muss jetzt aufhören", schrieb sie kurz nach der Präsidentschaftswahl an einen weiteren Fox-Manager. "Das ist ein schlechtes Geschäft, und es gibt eindeutig einen Mangel an Verständnis [sic], was in diesen Shows passiert. Die Zuschauer sind wütend und wir füttern sie nur mit Material. Schlecht fürs Geschäft."

Wochen zuvor hatte sich Scott schriftlich darüber beschwert, dass ein Reporter Trumps Behauptung der "gestohlenen" Wahl überprüft hatte. "Ich kann diese Reporter, die unsere Zuschauer nicht verstehen und nicht wissen, wie man mit Geschichten umgeht, nicht länger in Schutz nehmen", schrieb sie in einer Mail. "Die Zuschauer fühlen sich von uns verarscht und wir haben ihr Vertrauen und ihren Glauben an uns beschädigt." Fox Nation habe 25.000 Abonnenten verloren. Die genannte Reporterin, Kristin Fisher, sagte später, sie habe das Gefühl, dafür bestraft worden zu sein, dass sie die Wahrheit gesagt habe.

Fox News weist Anschuldigungen zurück

Die Enthüllungen sind Teil einer Verleumdungsklage, mit der der US-Sender derzeit konfrontiert wird. Das Wahltechnologieunternehmen Dominion Voting Systems wirft Fox News vor, Verschwörungstheorien verbreitet zu haben. Laut dem Kläger berichtete der US-Sender, der Wahlmaschinenhersteller habe die Präsidentschaftswahlen 2020 manipuliert. Die Anwälte argumentieren, Fox News würde gezielt Falschbehauptungen über Dominion ausstrahlen aus Angst, Zuschauer an konkurrierende Sender wie Newsmax und One America News (OAN) zu verlieren.

Als Beweis legte das Unternehmen Kopien von Nachrichten vor. Darin enthalten waren auch Nachrichten der Fox News-Moderatorin Maria Bartiromo, deren Sendung als eine Brutstätte für falsche Behauptungen über die Wahl gilt.

Ein Fox-News-Sprecher wies die Anschuldigungen bereits zurück. "Diese Dokumente zeigen einmal mehr, dass Dominion sich weiterhin auf ausgewählte Zitate ohne Kontext verlässt, um Schlagzeilen zu machen und von den Fakten dieses Falles abzulenken. Das Grundrecht auf eine freie Presse steht auf dem Spiel, und wir werden uns weiterhin vehement für den ersten Verfassungszusatz einsetzen, um die Rolle der Nachrichtenorganisationen bei der Berichterstattung zu schützen", sagte er.

Sender will immer korrekt berichtet haben

Auch die jüngst publik gewordenen Mails zum Faktencheck kommentierte der Sender. Die Behauptungen von Ex-Präsident Donald Trump und seiner Anwälte hätten einen Nachrichtenwert gehabt. Diese seien von den Zuschauern nicht als Tatsachenbehauptung aufgefasst worden, wie von Dominion behauptet. Auch das Anwaltsteam beteuerte, der Sender sei immer "weit davon entfernt gewesen, die Anschuldigungen als wahr zu bezeichnen. Vielmehr informierten die Moderatoren ihr Publikum bei jeder Gelegenheit darüber, dass es sich bei den Anschuldigungen lediglich um Behauptungen handelte, die in kurzer Zeit vor Gericht bewiesen werden müssten, wenn sie das Wahlergebnis beeinflussen sollten."

Sender-Chefin Suzanne Scott habe in ihren Mails die Wahlbehauptungen nicht zurückgedrängt. Es sei gar nicht um den Faktencheck gegangen, sondern darum, "dass ein Moderator einen anderen ausschimpft", sagte der Sprecher in einer Erklärung.

Scott bat auch andere Fox-Mitarbeiter, sie zu alarmieren, wenn der Sender Mike Pompeo, den ehemaligen Außenminister, oder Mike Lindell, einen Serienverkünder von Wahlfehlinformationen, buchen würde. "Sie würden beide Einschaltquoten erzielen", sagte sie.

Ende Februar hatte der rechtskonservative Medienmogul Rupert Murdoch in einer eidesstattlichen Erklärung anlässlich der Verleumdungsklage des Wahltechnologieunternehmens Dominion zugegeben, dass mehrere Moderatoren des US-Senders Fox News bewusst die Falschbehauptungen zur US-Präsidentschaftswahl 2020 verbreitet hätten. "Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass wir das deutlicher anprangern", wurde Murdoch von mehreren US-Medien zitiert. Gleichzeitig gab er an, dass es sich keineswegs um ein kollektives Verhalten des Senders gehalten habe. Lediglich ein paar Fox-Moderatoren hätten das Trump-Narrativ der gestohlenen Wahl verbreitet.

Am 13. April sollen die Geschworenen in Wilmington, Delaware, ausgewählt werden. Der Prozess soll am 17. April beginnen und sechs Wochen dauern.