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FRANKREICH Breite Front gegen Le Pen

Paris, Bordeaux, Marseille, Straßburg ? mehrere zehntausend Menschen in Frankreich haben auch einen Tag nach dem Wahlerfolg des Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit demonstriert.

Der Wahlerfolg des französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen ist auch am Montag im In- und Ausland auf Protest gestoßen. Mehr als 100 000 Menschen demonstrierten in Frankreich landesweit gegen den Einzug von Le Pen in die zweite Runde der Präsidentenwahl am 5. Mai. Vor allem in Paris und anderen Großstädten zogen Tausende durch die Straßen. Bereits kurz nach der Wahl am Sonntagabend hatte es spontane Demonstrationen gegen den Chef der ausländerfeindlichen Partei Nationale Front gegeben.

USA über wachsenden Antisemitismus besorgt

Die USA sind nach den Worten des demokratischen Spitzenpolitikers Tom Daschle nach dem Wahlerfolg des französischen Rechtsextremisten über einen wachsenden Antisemitismus in Europa besorgt. Der Erfolg Le Pens sei der jüngste Hinweis, dass der Antisemitismus in Europa zunehme. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat rief die Politiker in Europa auf, gegen diese Entwicklung Maßnahmen zu ergreifen. Die US-Regierung hatte sich zuvor zurückhaltend geäußert.

Le Pen kündigte am Montag an, dass er im Falle seines Wahlsieges zuerst den Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union erreichen wolle. Die Aufkündigung der Europäischen Verträge werde eines seiner ersten Entscheidungen sein, sagte Le Pen vor der Presse.

Le Pen ist seit Jahren ein entschiedener Gegner der EU. Durch die EU habe Frankreich seine Souveränität in der Geld- und Haushaltspolitik sowie der Sozial- und Industriepolitik eingebüßt, beklagte der Chef der Nationalen Front. Die »Euro-Globalisierung« ruiniere die französische Industrie, hatte Le Pen nach seinem Wahlerfolg kritisiert.

Jospin knapp geschlagen

Nach dem offiziellen Endergebnis des ersten Durchgangs der Präsidentenwahl hat Le Pen mit 16,86 Prozent der Stimmen den sozialistischen Premierminister Lionel Jospin (16,18 Prozent) denkbar knapp geschlagen. 4,8 Millionen Stimmen entfielen auf Le Pen, gut 4,6 Millionen auf Jospin. Insgesamt trennte beide 194 558 Stimmen.

Für den Erstplatzierten, Präsident Jacques Chirac, wies das Endergebnis, das am Montag vom französischen Innenministerium veröffentlicht wurde, knapp 5,7 Millionen Stimmen aus, was einem Anteil von 19,88 Prozent entsprach. Chirac und Le Pen treten bei der Stichwahl am 5. Mai gegeneinander an. Der Amtsinhaber wird jetzt von bürgerlichen, linken und grünen Politikern gemeinsam unterstützt und gilt darum als klarer Favorit.

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