Zehn Tage nach ihrer Wahl durch die Parteibasis haben die französischen Sozialisten Ségolène Royal offiziell zu ihrer Präsidentschaftskandidatin gekürt. Rund 1.500 Mitglieder der Partei der Sozialisten (PS) feierten die Abgeordnete und Präsidentin der Region Poitou-Charentes im überfüllten Konzerthaus Mutualité mit Ovationen. "Ihr habt mir Kraft gegeben", sagte Royal, die erste Frau mit ersten Chancen auf den Einzug in den Élysée-Palast. "Lasst uns die Kraft noch verstärken. Der Sieg 2007 ist möglich."
Parteivize François Rebsamen verkündete zunächst offiziell die Ergebnisse der Vorwahl vom 16. November, in der sich Royal überraschend deutlich mit 60,69 Prozent gegen Exminister Dominique Strauss-Kahn (20,69) und Expremier Laurent Fabius (18,66) durchgesetzt hatte. Anschließend bestätigten die Delegierten per Handzeichen die Kür Royals. Sie bedankte sich für diese "revolutionäre Geste": Für die PS ist es das erste Mal, dass sie eine Frau in den Präsidentschaftswahlkampf schickt. "Heute ist ein schöner Tag für die Sozialisten, ein schöner Tag für die Linke", sagte Parteichef François Hollande. "Jetzt kommt es darauf an, dass daraus am 6. Mai ein schöner Tag für Frankreich wird."
An dem Tag findet die Stichwahl um das Präsidentenamt statt, der erste Wahlgang ist am 22. April. Allgemein erwartet wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen Royals mit dem derzeitigen Innenminister Nicolas Sarkozy von der bürgerlichen UMP. Die Konservativen nominieren ihren Kandidaten erst am 14. Januar. Nach der erfolgreichen Kandidatenkür, die einen heftigen parteiinternen Kampf beendet, nahm Royal bereits die Rechte ins Visier. Sie erhob den Kampf gegen Gewalt und das Gefühl der Unsicherheit im Land zu einer ihrer Prioritäten. Innenminister Sarkozy warf sie vor, durch eine Politik der Aggression Unsicherheit zu schaffen und den sozialen Pakt aufs Spiel zu setzen. "Mein erstes Gesetz wird sich gegen die Gewalt gegen Frauen richten", erklärte die frisch gekürte Royal unter dem Jubel insbesondere der weiblichen Parteimitglieder. Zudem versprach sie einen neuen Politikstil für den Fall ihrer Wahl: Die Franzosen seien bereit für Reformen, sagte sie. "Aber sie wollen keine Politik, die ihnen übergestülpt wird."