Das Gespräch fand spontan statt, dauerte nur zehn Minuten und hatte kein wirklich greifbares Ergebnis. Und doch: Am Rande des G20-Außenministertreffens in Neu-Delhi sind überraschend die Vertreter Russlands und der USA, Sergej Lawrow und Antony Blinken, zusammengekommen. Es war die erste persönliche Begegnung der beiden Außenminister seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax hat der Amerikaner um das Treffen gebeten. US-Medien zufolge ging es Blinken darum, einen der letzten Kommunikationskanäle offen zu halten.
Gespräch im Vorbeigehen geführt
Als Themen des Gesprächs wurden laut eines hochrangigen US-Diplomaten die Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine und Russlands Aussetzung des New-Start-Abrüstungsabkommens genannt. Russischen Medien zufolge habe Lawrow das Gespräch im Vorbeigehen geführt. Es habe sich weder um Verhandlungen noch um ein Treffen gehandelt.
Der US-Außenminister habe seinem Kollegen aus Moskau mitgeteilt, dass die Regierung in Washington die Ukraine weiter unterstützen werde und er ihm diese Botschaft direkt übermitteln wollen, so der US-Beamte. Und weiter: "Wir bleiben hoffnungsvoll, dass die Russen ihre Entscheidung revidieren und bereit sind, sich an einem diplomatischen Prozess zu beteiligen, der zu einem gerechten und dauerhaften Frieden führen kann." Aussicht auf eine schnelle Änderung der Situation bestehe aber nicht.
USA fordern Freilassung von Soldaten
Antony Blinken habe Lawrow zudem aufgefordert, die Entscheidung des Kremls zur Aussetzung des Abrüstungsabkommens New Start rückgängig zu machen. Außerdem drängte er auf die Freilassung des ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan, der in Russland im Gefängnis sitzt. Er war im Dezember 2018 in Russland festgenommen und 2020 zu einer 16-jährigen Haftstrafe wegen des Vorwurfs der "Spionage" verurteilt worden.
Sergej Lawrow war auch Adressat eines Appells von der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock – obwohl es zu keinem persönlichen Austausch gekommen war. Die Grünen-Politikerin sprach ihren russischen Kollegen dabei direkt an: "Herr Lawrow, beenden Sie diesen Krieg", sagte sie laut des Sitzungsprotokolls. "Hier an diesem G20-Tisch haben 19 Länder deutlich gemacht, dass dieser Krieg enden muss. Dass sie alle endlich Frieden wollen", sagte Baerbock später dann vor Journalisten. Dies habe Lawrow deutlich registriert.
Lawrow beschuldigt bei G20-Treffen Westen
Und Lawrow selbst? Der staatlichen Agentur Tass zufolge prangerte er an, Kritik an Russland komme ausgerechnet von westlichen Staaten, die die Ukraine seit Jahren "mit Waffen vollgepumpt" hätten. Militäreinsätze der USA etwa hätten in der Vergangenheit nicht annähernd so viel Entrüstung hervorgerufen. Die westlichen Sanktionen gegen sein Land nennt er Willkür.