Gaza-Streifen Tausende fliehen aus Rafah

Warnung aus der Luft: Israel hat mit Zehntausenden Flugblättern die Bewohner von Rafah im Gaza-Streifen vor heftigen Angriffen gewarnt. Tausende Menschen sind daraufhin aus der Stadt geflohen. Nach einer Feuerpause hatte die israelische Armee die Angriffe auf den Gaza-Streifen wieder aufgenommen. Doch die Verhandlung über einen Waffenstillstand laufen.

Die israelische Luftwaffe hat Zehntausende von Flugblättern über Rafah im Gaza-Streifen abgeworfen und die Bewohner vor nächtlichen Angriffen auf die Stadt gewarnt. Augenzeugen berichteten, viele tausend Menschen hätten daraufhin den Teil der Ortschaft verlassen, der an Ägypten grenzt. In der Region gibt es zahlreiche Tunnel, durch die in der Vergangenheit unter anderem auch Waffen in den Gazastreifen geschmuggelt wurden. Die israelische Luftwaffe bombardiert diese Tunnel seit Tagen. Das Militär in Jerusalem bestätigte, dass die Bewohner zum "sofortigen Verlassen" des Gebietes aufgefordert worden seien. Diese Aufforderung gelte bis 8.00 Uhr (Ortszeit) am Donnerstagmorgen.

Nach einer dreistündigen Feuerpause hatte das israelische Militär am Mittwochabend seine Angriffe im Gazastreifen mit unverminderter Härte fortgesetzt. Dabei kamen nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen ums Leben, unter ihnen drei kleine Mädchen im Alter zwischen zwei und sechs Jahren. Die Kinder wurden getötet, als eine israelische Panzergranate in ihrem Haus im Flüchtlingslager Dschebalia nördlich von Gaza einschlug, berichteten Augenzeugen aus der Nachbarschaft.

Bei einem israelischen Luftangriff wurden bei Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen vier Männer in ihrem Auto getötet, wie Ärzte und Augenzeugen berichteten. Zunächst war nicht klar, ob es sich bei ihnen um Militante oder Zivilisten handelte. Augenzeugen berichteten von weiteren israelischen Angriffen im gesamten Gazastreifen. Die radikalislamische Hamas feuerte mindestens drei Raketen auf Südisrael ab. Während der dreistündigen Feuerpause wurden Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung in das umkämpfte Gebiet gebracht.

Bodenoffensive soll ausgeweitet werden

In Israel hat das Sicherheitskabinett einer Ausdehnung der Offensive im Gazastreifen zugestimmt. Das Gremium habe am Mittwoch eine Ausweitung der Angriffe auf die Hamas gebilligt, die endgültige Entscheidung darüber aber Verteidigungsminister Ehud Barak überlassen, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Jerusalem der Nachrichtenagentur AFP.

Das Sicherheitskabinett habe einer Fortsetzung der Bodenoffensive und der Einleitung einer "dritten Phase" zugestimmt, in der die Kämpfe durch einen weiteren Vorstoß in bewohnte Gebiete ausgedehnt würden. Barak könne sich aber auch dagegen entscheiden, betonte der Ministeriumsvertreter.

USA unterstützen Waffenstillstands-Plan

Ungeachten der aktuellen Angriffe hat Israel nach Angaben aus israelischen Regierungskreisen den Grundsätzen eines ägyptischen Plans für einen Waffenstillstand im Gaza-Konflikt zugestimmt. Allerdings bestehe die Herausforderung noch darin, diese Prinzipien in konkrete politische Schritte umzuwandeln, verlautete am Mittwoch aus den Kreisen. Am Donnerstag werde der hochrangige Militärvertreter Amos Gilad nach Kairo reisen, um den Plan zu besprechen.

Die USA stellten sich hinter den ägyptisch-französischen Vorschlag für einen Waffenstillstand im Gaza-Streifen gestellt. "Wir unterstützen diese Initiative", sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice am Mittwoch in New York. Sie habe mit Vertretern Israels und der arabischen Staaten darüber gesprochen, wie wichtig es sei, den Vorstoß voranzutreiben. Rice äußerte sich am Sitz der Vereinten Nationen, wo der Sicherheitsrat hinter verschlossenen Türen über das weitere Vorgehen beriet. Der vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und seinem ägyptischen Kollegen Husni Mubarak vorgestellte Plan sieht eine zunächst befristete Waffenruhe vor, der Gespräche über eine Lösung des Konflikts folgen sollen. Außerdem soll die Versorgung der Bevölkerung des abgeriegelten Autonomiegebiets ermöglicht werden.

AP · DPA · Reuters
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