Geisel-Drama Ultimatum der Entführer abgelaufen

Im Fall der im Irak entführten deutschen Archäologin Susanne Osthoff ist Magazinberichten zufolge ein erstes Ultimatum der Geiselnehmer abgelaufen. Die Bundesregierung hat nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier immer noch keinen Kontakt zu den Entführern.

"Der Spiegel" und "Focus" berichteten am Samstag übereinstimmend, das Ultimatum der Entführer sei Freitag früh verstrichen. Unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise hieß es im "Focus", die Geiselnehmer hätten in ihrer Video-Botschaft als Frist drei Tage nach Erstausstrahlung genannt. Diese lief am Freitag um 02.37 Uhr ab. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes wollte sich nicht konkret dazu äußern und sagte auf Anfrage lediglich, die Bundesregierung könne nicht in die Einzelheiten ihrer Bemühungen um eine Freilassung der Geisel gehen, ohne diese Bemühungen zu gefährden.

Steinmeier sagte am Samstag vor einer weiteren Sitzung des Krisenstabes in Berlin: "Bedauerlicherweise ist es uns in der ersten Woche nicht gelungen, mittelbar oder unmittelbar Kontakt zu den Entführern aufzunehmen." Der Appell von Osthoffs Mutter und Schwester um Freilassung sei im Irak auf große Beachtung gestoßen. Das gelte auch für Verurteilung der Tat durch religiöse Autoritäten. "Ich gebe zu, wir wären gerne weiter als wir sind", räumte der Minister ein. Die Bundesregierung werde aber weiterhin alles Menschenmögliche tun, um Osthoff so schnell wie möglich frei zu bekommen.

Nach dem Vorabbericht des "Spiegel" setzt die Bundesregierung auf kurdische Vermittler und den sunnitischen Geistlichen Abd al-Muneim al-Badari, um Kontakt zu den Entführern herzustellen. Laut "Focus" hat der Krisenstab Kurdenführer Massud Barsani zur Mithilfe bei der Kontaktaufnahme gebeten. Zudem habe das Auswärtige Amt auch zum Ex-Mann der Entführten im Irak Kontakt aufgenommen, dessen Familie als einflussreich im Norden des Golfstaats gelte.

Sturmtruppen der Erdbeben

Die Entführer nennen sich dem "Spiegel" zufolge "Saraja al-Salasil", was übersetzt Sturmtruppen der Erdbeben heiße. Nach Ansicht des Krisenstabes könnten die Entführer somit dem arabisch-nationalistischen Milieu der Ischrin-Brigaden angehören, hieß es in dem Bericht weiter. Eine Gruppe ähnlichen Namens habe schon früher mit den vor allem sunnitischen Ischrin-Brigaden kooperiert, die seit Sommer 2003 im Irak aktiv seien.

Die Mutter und die Schwester des Opfers hatten in den vergangenen Tagen über den arabischen Nachrichtensender al Dschasira an die Geiselnehmer appelliert, die 43-Jährige freizulassen. Medienberichten zufolge forderte auch der radikale Schiiten-Prediger Muktada al Sadr beim Freitagsgebet in Nadschaf die Entführer auf, Osthoff sofort freizulassen.

Nach Darstellung des "Focus" wird die Arbeit des Krisenstabs offenbar durch ein Sicherheitsleck erschwert. Einige Telefonleitungen zur deutschen Botschaft in Bagdad gälten als nicht abhörsicher.

Reuters