Die Hochstapler-Affäre um den US-Abgeordneten George Santos weitet sich aus. Der 34-jährige frischgewählte Parlamentarier der Republikaner musste jüngst einräumen, seinen Lebenslauf mit zahlreichen Lügen aufgepeppt zu haben. Manche davon faustdick, wie die frei erfundene Behauptung, ein studierter Ökonom zu sein, andere waren überverkaufte Jobbeschreibungen. Doch sein Sündenregister wird immer dicker, US-Medien stoßen beinahe täglich auf neue Ungereimtheiten, auch handfeste Betrugsvorwürfe gibt es bereits. Und nun findet die "New York Times" heraus: Vieles davon war Parteifreunden und Wahlstrategen schon bekannt, bevor er überhaupt für die Repräsentantenhauswahl angetreten war.
Georges Santos Gespür für die Unwahrheit
In den USA ist es üblich, dass Kandidaten für wichtige Ämter auf empfindliche Punkte in ihrer Biografie geprüft werden. Damit wollen sie verhindern, dass Medien oder politische Gegner im Wahlkampf mit unliebsamen Aspekten um die Ecke kommen. Auch Santis unterzog sich 2021 der Prozedur und dabei stellte sich heraus, dass nur wenig von dem stimmte, was der konservative Politiker behauptete. So hatte er weder studiert noch für die Bank Goldman-Sachs gearbeitet. Seine Familie hatte auch keinen üppigen Immobilienbesitz, noch war er Jude oder wurden seine Vorfahren von den Nazis verfolgt.
Sein angegebenes Vermögen gab es auch nicht, dafür wiederum ist die Herkunft seiner Wahlkampfgelder unklar. Mittlerweile steht sogar der Verdacht im Raum, dass er für eine Fima gearbeitet hat, die mit einem Schneeballsystem Menschen übers Ohr gehauen hat. All das und möglicherweise noch mehr sei den republikanischen Wahlstrategen durch die Hintergrundchecks bekannt geworden. Einige hätten das Wahlkampfteam deswegen verlassen, andere hätten ihm von seiner Kandidatur abgeraten, so die "New York Times". Doch Santos trat trotzdem in Nassau County in New York an – und gewann. Als Republikaner in einer Demokraten-Hochburg.
Warum durfte er trotzdem antreten?
Warum ihn die Partei und die Wahlkampfverantwortlichen dennoch haben ins Rennen ziehen lassen, ist noch weitgehend unklar. Laut der "New York Times" gab es wohl zahlreiche Gründe, den relativ jungen Hoffnungsträger machen zu lassen: "In jedem Fall sahen die Republikaner weg, anstatt George Santos öffentlich anzuprangern. Sie versäumten es, eins unn eins zusammen zu zählen, einflussreiche Parteigrößen auf den Fall aufmerksam zu machen und ließen ihn ohne Gegenkandidaten bei den Vorwahlen antreten", schreibt das Blatt.
Quellen: "New York Times", DPA, AFP