New York Republikanischer Abgeordneter George Santos als Hochstapler entlarvt

George Santos
George Santos zählt zum extrem rechten Lager der republikanischen Partei 
© John Locher / Picture Alliance
George Santos galt nach dem Gewinn eines Kongresssitzes im November als Hoffnungsträger der Republikaner. Mehrere Medienberichte werfen nun gravierende Fragen über seinen Lebenslauf auf. 

George Santos, ein aufstrebendes, neues Gesicht der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, hat offenbar große Teile seines Lebenslaufes gefälscht. Das belegt eine Recherche der "New York Times". Santos hatte vor zwei Monaten einen umkämpften Sitz im Repräsentantenhaus für den Wahlbezirk Long Island in New York gewonnen. Er ist der Sohn brasilianischer Einwanderer und gilt als erster offen homosexueller Abgeordneter, der einen ehemals demokratischen Platz für sich entscheiden konnte.

Der Bericht der "New York Times" legt nahe, dass Santos viele Stationen in seiner Vita frei erfunden hat. Im Wahlkampf inszenierte er sich noch als Inkarnation des amerikanischen Traums. Aus einem öffentlichen College in New York hätte er es an die Wall Street geschafft und wäre dort zu großem Reichtum gekommen. Er gab an, 13 Immobilien und eine Tierschutzorganisation zu besitzen, welche bereits mehr als 2500 Hunde und Katzen gerettet hätte.

An der Wall Street kennt man George Santos nicht

Wie die "New York Times" berichtet, haben ihn die beiden großen Wall-Street-Investmenthäuser Goldman Sachs und Citigroup nicht angestellt, auch wenn Santos dies stets behauptet hatte. Beide Unternehmen bestätigten auf Anfrage der Zeitung, dass es keine Aufzeichnungen über ein professionelles Engagement von Santos gibt. Es ließen sich zudem trotz intensiver Recherche keine Mitarbeiter:innen finden, die mit Santos zusammengearbeitet haben wollen. Seine angegebene Anstellung als "Associate Asset Manager" im Immobiliengeschäft der Citigroup nach 2010 wies das Unternehmen ebenfalls zurück. Dieser Geschäftszweig wäre bereits 2005 weiterverkauft worden.

Seine mutmaßlichen Lügen begannen allerdings nicht erst im Berufsleben. Santos' angebliche Hochschule, das Baruch College in New York, hat laut dem Bericht keine Daten oder Unterlagen über den heutigen Abgeordneten in seinen Archiven. Während Santos an der amerikanischen Universität eingeschrieben sein sollte, lief gegen den 34-Jährigen zudem ein Strafverfahren wegen Betrugs in Brasilien.

Fragwürdige Firma und Tierschutzorganisation

Laut "CNN" legte Santos im Vorfeld der Midterms seine Finanzen offen. Dort gab er an, ein Gehalt von 750.000 US-Dollar von einer Firma namens "Devolder Organization" zu beziehen. Dies sei ein Unternehmen seiner Familie, welches Vermögenswerte von bis zu 80 Millionen US-Dollar verwalten würde. Die Firma wurde zwar 2021 in Florida registriert, wird vom US-Bundesstaat allerdings unter dem Status "inaktiv" gelistet. Santos konnte laut "CNN" keine Beweise für Kunden der "Devolder Organization" vorlegen.

Auch Santos' wohltätige Tierschutzorganisation "Friend of Pets United" wirft Fragen auf. Die Organisation soll nicht offiziell registriert gewesen sein. Eine Tierschutzorganisation aus New Jersey, mit der "Friends of Pets United" eine gemeinsame Spendenaktion veranstaltet hat, gab gegenüber der "New York Times" an, dass Santos die eingenommenen Spendengelder bis heute nicht überwiesen habe.

Bisher kein offizielles Statement

Santos hat sich bisher nicht zu den Anschuldigungen geäußert. Nur sein Anwalt veröffentlichte ein kurzes Statement. Darin heißt es: "Kein Wunder, dass der gewählte Abgeordnete Santos Feinde bei der 'New York Times' hat, die versuchen, seinen guten Namen mit diesen diffamierenden Behauptungen durch den Dreck zu ziehen."

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Der Sieg des 34-jährigen Santos' bei den Kongresswahlen im November galt als überraschend und enttäuschend für die Demokraten. Die Liberalen hatten Robert Zimmermann im neu gezogenen Wahlbezirk zwischen Queens und Long Island ins Rennen geschickt. Zimmermann sagte am Montag, er hätte bereits im Wahlkampf auf Unklarheiten in Santos' Lebenslauf aufmerksam gemacht. Der Vorsitzende der republikanischen Partei in der Region Nassau, Joe Cairo, kündigte an, Santos zu den Anschuldigungen befragen zu wollen. Einige Wähler:innen kündigten für Dienstag einen Protest vor Santos' Haus in Queens an. Sie fordern den Kongressabgeordneten zum Rücktritt auf. 

George Santos zählt zum Trump-Lager

Der Wahlerfolg in den Vororten von New York gilt als ein entscheidender Faktor für die republikanische Rückeroberung des Repräsentantenhauses. Die Konservativen konnten sich in der Kongresskammer mit einer knappen Mehrheit von neun Sitzen gegen die Demokraten durchsetzen.

Santos war bereits vor zwei Jahren erfolglos für einen Sitz im Kongress angetreten. Er zählt zum extrem rechten Lager der Republikaner und inszeniert sich oft auf einer Linie mit dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Er gibt stolz zu, an der Kundgebung am 6. Januar 2021 beteiligt gewesen zu sein, die später in massiven Ausschreitungen und dem Sturm aufs Kapitol mündete. Anfang des Monats nahm er an einer Gala von rechten Verschwörungstheoretiker:innen und Nationalist:innen in Manhattan teil.