US-Präsident George W. Bush hat die Schaffung von Sicherheit für die bevorstehenden Wahlen im Irak als vorrangige Aufgabe bezeichnet. Es sei sehr wichtig, dass die Wahlen wie geplant am 30. Januar stattfinden würden und dass es so viel Sicherheit wie möglich für die Wähler und Wahlbehörden gebe, sagte Bush in Crawford im US-Bundesstaat Texas.
Bush ging auch auf ein neues Tonband ein, das Terroristenchef Osama bin Laden zugeschrieben wird. Bin Laden hatte dabei alle Wahlwilligen im Irak zu "Ungläubigen" erklärt und ihnen damit indirekt mit dem Tod gedroht. Bin Laden stehe mit seinen Vorstellungen im Gegensatz zur großen Mehrheit der Iraker, deren Vision Meinungsfreiheit und Wahlrecht einschließe, sagte Bush.
Höhepunkt einer neuen Gewaltwelle, die nach dem mutmaßlichen Bin-Laden-Aufruf den Irak erfasst hat, war am Dienstagabend ein Anschlag auf irakische Polizisten, die von einem anonymen Anrufer in einen tödlichen Hinterhalt gelockt wurden. Bei der Durchsuchung eines Hauses explodierte am Dienstagabend eine 700 bis 800 Kilo schwere Bombe und riss mindestens 29 Menschen in den Tod. Die Wucht der Explosion war so groß, dass sechs Häuser einstürzten.
Weitere Gewalt-Eskalation bis zum Wahltermin erwartet
Unter den Toten sind sieben Polizisten. 18 Menschen wurden verletzt. Unter den Trümmern der eingestürzten Häuser wurde nach möglichen Verschütteten gesucht. Der amerikanische Brigadegeneral Jeffrey Hammond äußerte die Erwartung, dass bis zu den irakischen Wahlen am 30. Januar mit einer weiteren Eskalation der Gewalt gerechnet werden müsse.
Am Dienstag sind bei einer Serie von Rebellenangriffen und drei Selbstmordanschlägen gegen Nationalgardisten und Polizisten im "sunnitischen Dreieck" zwischen der irakischen Hauptstadt und dem kurdischen Norden kamen mehr 30 Menschen ums Leben.
Der spektakulärste Autobombenanschlag galt dem Kommandeur der Nationalgarde für Bagdad, Madhhar al Maula, der jedoch unverletzt blieb. Bei zwei weiteren Anschlägen gegen Konvois der Nationalgarde in Samarra und Bakuba rissen Selbstmordattentäter insgesamt 14 Menschen mit in den Tod.
Der Chef des internationalen Terrornetzwerks al Kaida, Osama bin Laden, hatte zuvor in einer neuen, höchstwahrscheinlich echten Tonband-Botschaft den jordanischen Terroristen Abu Mussab al Sarkawi zu seinem Stellvertreter im Irak ernannt. Alle Muslime seien aufgerufen, auf ihn "zu hören". Die Wahlen am 30. Januar seien ein Werk der US-Besatzer, erklärt die Stimme auf dem Band. "Jeder, der an diesen Wahlen teilnimmt, wird als Ungläubiger angesehen." Der arabische Nachrichtensender al Dschasira strahlte am Montagabend Auszüge aus dem Band aus. US-Experten gehen davon aus, das die Botschaft tatsächlich von Bin Laden stammt.