Nach dem Stopp ihres Gaza-Segelschiffs durch israelische Behörden (der stern berichtete) sind die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und ihre Begleiter nach israelischen Angaben auf dem Rückweg in ihre jeweiligen Heimatländer. "Die Passagiere der 'Selfie-Yacht' sind am Ben-Gurion-Flughafen angekommen, um Israel zu verlassen und in ihre Heimatländer zurückzukehren", teilte das israelische Außenministerium am Dienstag im Onlinedienst X mit. Diejenigen, die sich weigerten, die Dokumente zu ihrer Abschiebung zu unterzeichnen und Israel zu verlassen, würden einer Justizbehörde vorgeführt.
Die für die Fahrt der "Madleen" verantwortliche Organisation Freedom Flotilla Coalition teilte mit, dass alle zwölf Aktivisten "in den Gewahrsam der israelischen Behörden überführt" würden. "Sie dürfen möglicherweise schon heute Abend aus Tel Aviv ausfliegen", hieß es in den Onlinenetzwerken.
Hilfsgüter von Greta Thunberg und Co. sollen verteilt werden
Das israelische Außenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die "'Selfie-Yacht' der 'Promis'" mittlerweile in Israel vor Anker liege, nachdem sie zuvor von der israelischen Marine gestoppt worden war. "Die winzige Menge an Hilfsgütern auf der Yacht, die nicht von den 'Promis' aufgebraucht wurde, wird nun über echte Hilfskanäle in den Gazastreifen gebracht", hieß es weiter. In einem von dem Außenministerium veröffentlichten Video sind die Aktivisten in orangefarbenen Rettungswesten zu sehen. Hauptziel ihrer Aktion war es, Aufmerksamkeit für die verzweifelte Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu schaffen, die seit Monaten einer völkerrechtswidrigen Hungerblockade ausgeliefert ist.
Das Segelschiff der sogenannten "Freedom Flotilla" war vor gut einer Woche von Sizilien aus in Richtung Gazastreifen aufgebrochen. Die Besatzung um Thunberg wollte Hilfsgüter durch die israelische Seeblockade in den Gazastreifen bringen. Thunberg hatte zuvor wiederholt an pro-palästinensischen Protesten teilgenommen. Eine Sondereinheit der israelischen Armee enterte das Schiff in internationalen Gewässern und brachte seine Besatzung gegen ihren Willen nach Israel. Die Freedom Flotilla Coalition spricht deshalb von Entführung.
Unabhängig vom Krieg im Gazastreifen riegelt Israel das Palästinensergebiet vom Meer aus strikt ab, auch wenn das ein klarer Bruch des Völkerrechts ist. Die Maßnahme war 2007 nach der Machtübernahme der islamistischen Hamas eingeführt worden und wird offiziell auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Nach offizieller Sprachregelung soll sie dazu dienen, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden. An Bord des Gaza-Hilfsschifs "Madleen" haben sich allerdings keine Waffen, sondern Hilfsgüter befunden. Die Aktion des israelischen Militärs dürfte deshalb gegen die Genfer Konventionen verstoßen haben und könnte ein Kriegsverbrechen darstellen.