Zweieinhalb Wochen vor der britischen Unterhauswahl haben die Liberaldemokraten die großen Volksparteien in einer Umfrage erneut hinter sich gelassen. Nach dem bei Wählern überraschend positiv aufgenommenen TV-Auftritt von Parteichef Nick Clegg kommen die Liberaldemokraten auf 33 Prozent und liegen damit ein Prozentpunkt vor den oppositionellen Konservativen, wie aus einer Erhebung des Instituts YouGov für die Zeitung "Sun" (Montagsausgabe) hervorgeht. Für die seit 13 Jahren regierende Labour-Partei von Premierminister Gordon Brown sprachen sich 26 Prozent der Befragten aus.
Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass erstmals seit 1974 weder die Labour-Partei noch die Konservativen bei der Wahl am 6. Mai eine absolute Mehrheit im Unterhaus erlangen können. Die Finanzmärkte fürchten, dass eine dann fällige Koalitions- oder Minderheitsregierung das riesige Defizit des Landes nicht in den Griff bekommt. Die Aussicht auf ein sogenanntes "hung parliament" belastete das britische Pfund am Montag deutlich.
"Ich will der nächste Ministerpräsident sein", sagte der 43-jährige Clegg bei einer Pressekonferenz. "Bei dieser Wahl ist so viel Bewegung drin, wie wir es seit vielleicht einer Generation nicht mehr gesehen haben. Ich kann nicht hellsehen, aber ich weiß, dass die Alteingesessenen, die alten Muster, die alten etablierten Routinen auf der Strecke bleiben werden."
Clegg, Brown und der Chef der Konservativen, David Cameron, sollen am Donnerstag zu einer zweiten Fernsehdebatte antreten. Die Liberaldemokraten hatten in einer am Wochenende veröffentlichten Umfrage der "Mail on Sunday" erstmals den Spitzenplatz belegt.