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Trauermarsch in Paris Millionen Menschen setzen Zeichen gegen den Terror

Fast vier Millionen Menschen, darunter Staats- und Regierungschefs, haben in Paris der Anschlagsopfer gedacht. Noch nie zuvor gingen in Frankreich so viele auf die Straßen. Der Tag zum Nachlesen.

Beim "Republikanischen Marsch" wollten Hunderttausende Demonstranten ein Zeichen gegen den Extremismus setzen und für freiheitliche Werte eintreten - am Ende waren es mindestens 3,7 Millionen Menschen in ganz Frankreich. Neben Frankreichs Staatschef François Hollande und zahlreichen weiteren französischen Politikern waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister Cameron und EU-Ratspräsident Tusk bei der Kundgebung dabei.

Davor berieten die Innenminister mehrerer EU-Staaten und der USA in Paris über den Kampf gegen den Terrorismus. An dem Treffen nahmen unter anderem Bundesinnenminister de Maizière, US-Justizminister Holder und der EU-Koordinator für den Kampf gegen Terrorismus, de Kerchove, teil.

Die Ereignisse vom Tag im stern-Rückblick.

+++ 21.22 Uhr: Seehofer fordert Absage von Pegida-Demos +++

Nach dem Terror in Paris ruft CSU-Chef Horst Seehofer die Pegida-Organisatoren auf, bis auf weiteres auf ihre allwöchentlichen Proteste zu verzichten. "Ich möchte die Verantwortlichen (...) auffordern, dass sie jetzt, wo die ganze Welt trauert und schockiert ist über die Vorgänge in Paris, auf absehbare Zeit ihre Demonstrationen absagt", sagt der bayerische Ministerpräsident im "Bericht aus Berlin" in der ARD. Seehofer betont, er habe "mit den Parolen von Pegida überhaupt nichts am Hut", und fügt hinzu: "Sie sind auch völlig unzutreffend."

+++ 20.31 Uhr: Mindestens 3,7 Millionen Menschen bei Gedenkmärschen in Frankreich +++

Bei den Gedenkmärschen für die Anschlagsopfer sind in Frankreich so viele Menschen auf die Straßen gegangen wie noch nie zuvor in der Geschichte des Landes. Landesweit wurden mindestens 3,7 Millionen Demonstranten gezählt, wie das französische Innenministerium am Abend mitteilt.

+++ 20.17 Uhr: Hollande und Netanjahu besuchen in Paris Große Synagoge +++

Nach dem großen Gedenkmarsch für die Anschlagsopfer in Frankreich besucht Staatschef François Hollande zusammen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu die Große Synagoge von Paris. Beide werden in dem randvollen Gotteshaus von den Gläubigen mit großem Beifall begrüßt, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichten.

+++ 20.13 Uhr: Le Pen würdigt Anschlagsopfern nahe Avignon +++

Weil sich Marine Le Pen, Chefin der rechtsextremen Front National (FN), in Paris nicht willkommen fühlte, nahm sie in Südfrankreich an einer Versammlung für die Anschlagsopfer teil. "Danke, dass ihr hier seid, um an die Werte der Freiheit zu erinnern", rief Le Pen vom Balkon des Rathauses im südfranzösischen Beaucaire rund tausend Anhängern zu, wie AFP-Journalisten berichten. "Wir sind hier bei uns", riefen die Anhänger zurück.

Die zwischen Nîmes, Arles und Avignon gelegene 16.000-Einwohner-Stadt Beaucaire wird seit März von einem FN-Politiker regiert. Am Balkon des Rathauses hing ein Banner mit der Aufschrift: "Ich bin Charlie - Würdigung der Opfer des islamistischen Terrorismus." Weil die FN nicht formell zur Teilnahme am "Republikanische Marsch" eingeladen worden war, hatte sich Le Pen ausgeschlossen gefühlt und ihre Anhänger aufgerufen, nicht in Paris, sondern in anderen Städten auf die Straßen zu gehen.

+++ 19.49 Uhr: Hollande umarmt und tröstet "Charlie Hebdo"-Kolumnisten +++

Frankreichs Präsident François Hollande hat beim Gedenkmarsch in Paris einen Mann lange in den Armen gehalten und versucht zu trösten: Den Notarzt und Kolumnisten der Satirezeitung "Charlie Hebdo", der als einer der ersten am Mittwoch am Anschlagsort in den Redaktionsräumen in Paris war, in denen zehn Menschen von zwei islamistischen Attentätern erschossen wurden. "Ich habe sie nicht retten können...", hatte Patrick Pelloux danach mit tränenerstickter Stimme berichtet.

Pelloux, der auch Präsident der Vereinigung der Notärzte Frankreichs ist, war am Tag des Anschlags nicht bei der Redaktionskonferenz - er nahm ganz in der Nähe an einem Treffen von Notärzten und Feuerwehr teil. Dort wurde er kurz nach dem Anschlag angerufen: "Du musst schnell kommen, sie haben auf uns mit Kalaschnikows geschossen", erzählte Pelloux am Tag danach. "Erst habe ich gedacht, das ist ein Witz... Aber es war kein Witz. Es war entsetzlich, als ich angekommen bin."

Zusammen mit einem Feuerwehrmann sei er drei Minuten später in der Redaktion gewesen. "Und während wir uns um die Verletzten gekümmert haben, waren sie (die Attentäter) noch dabei, auf Leute in der Straße zu schießen." Trotz des schnellen Einsatzes sei die Hilfe für viele zu spät gekommen: "Wir konnten nichts mehr tun, weil sie ihnen in den Kopf geschossen hatten." Beim Trauermarsch am Sonntag in Paris lief Pelloux mit weißem Stirnband beim Redaktionsteam von "Charlie Hebdo" mit.

+++ 19.23 Uhr: Mehr als drei Millionen Menschen allein in Frankreich auf den Straßen +++

Neuesten Schätzungen zufolge sind bei den landesweiten Gedenkmärschen in Frankreich mehr als drei Millionen Menschen auf die Straßen gegangen. Neben der Hauptkundgebung in Paris, bei der bis zu 1,5 Millionen Demonstranten zusammenkamen, sollen allein in Lyon 300.000 Teilnehmer der Opfer gedacht haben. Im südwestfranzösischen Bordeaux demonstrierten den Behörden zufolge 140.000 Menschen auf die Straße, im nordwestfranzösischen Rennes waren es laut Präfektur 115.000.

In der Alpenstadt Grenoble sprach die Polizei von 110.000 Teilnehmern bei einem Trauerzug, in der Mittelmeerstadt Marseille zählte die Präfektur 60.000 Demonstranten, im zentralfranzösischen Clermont-Ferrand 50.000. Laut Präfektur gedachten in der Loire-Stadt Angers 45.000 Menschen der Anschlagsopfer, im elsässischen Straßburg nahe der deutschen Grenze waren es 40.000. Hinzu kamen weitere kleinere Versammlungen.

+++ 19.00 Uhr: Waffe von Pariser Geiselnahme wohl bei anderem Anschlag benutzt +++

Nach dem tödlichen Überfall auf einen jüdischen Supermarkt in Paris finden Ermittler eine Verbindung zu einem weiteren Attentat vor wenigen Tagen. Eine der Tatwaffen passe zu Patronenhülsen, die nach Schüssen auf einen Jogger am Mittwochabend gefunden worden seien, erklärt die Staatsanwaltschaft. Dabei wurde ein 32-Jähriger im Vorort Fontenay-aux-Roses schwer verletzt. Der Tatort liegt etwa 15 Kilometer von dem Supermarkt entfernt, wo der Islamist Amedy Coulibaly am Freitag vier Menschen erschoss.

Ballistische Untersuchungen hätten ergeben, dass seine Pistole vom Typ Tokarew zu den fünf gefundenen Hülsen gehöre, teilen die Ermittler weiter mit. Bisher gingen die Behörden davon aus, dass Coulibaly am Donnerstag zunächst eine Polizistin und am Freitag vier Menschen in dem Supermarkt tötete und weitere als Geiseln nahm.

+++ 18.25 Uhr: "Le Soir"-Redaktion nach Bombendrohung evakuiert +++

Nach der Veröffentlichung von "Charlie Hebdo"-Karikaturen ist die Redaktion der belgischen Tageszeitung "Le Soir" wegen einer Bombendrohung evakuiert worden. Die Büros des französischsprachigen Blattes in Brüssel seien nach einem anonymen Anruf geräumt worden, sagt Politikredakteur Maroun Labaki der Nachrichtenagentur Belga. Die Straße rund um das Gebäude wurde den Angaben zufolge abgesperrt. Auch die Druckerei des französischsprachigen Blattes in Nivelles südlich der belgischen Hauptstadt wurde evakuiert.

Der Anrufer habe damit gedroht, dass eine Bombe "in eurer Redaktion hochgeht", schreibt die "Le Soir"-Journalistin Martine Dubuisson im Online-Dienst Twitter. "Le Soir" hatte nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" wie viele andere europäische Zeitungen Karikaturen des französischen Satire-Magazins veröffentlicht, darunter auch Zeichnungen, die den Propheten Mohammed zeigen.

+++ 18.05 Uhr: Auch London zeigt Solidarität mit Paris +++

Hunderte von Menschen nehmen in London an einer Mahnwache auf dem Trafalgar Square teil. Vizepremier Nick Clegg, Londons Bürgermeister Boris Johnson und die französische Botschafterin in London, Sylvie Bermann, gehören dazu. Am Regierungssitz Downing Street ist zum Start der Massendemonstration in Paris die Flagge auf halbmast gesetzt.

Als weiteres Zeichen der Solidarität sind Londoner Wahrzeichen in den Farben der Fahne Frankreichs, der Tricolore, angestrahlt. An der Tower Bridge soll bei Einbruch der Dunkelheit die französische Flagge gehisst wedren, bevor an der weltberühmten Brücke alle Lichter ausgehen. Aus dem Brunnen am Trafalgar Square sprießt das Wasser in den Farben blau, weiß, rot. Das Riesenrad London Eye dreht sich ohne Lichter, während das dahinterliegende Gebäude in den Farben der Tricolore angestrahlt wird.

+++ 17.53 Uhr: Merkel und Gabriel von Trauermarsch beeindruckt +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vize-Kanzler Siegmar Gabriel zeigen sich vom Trauermarsch in Paris beeindruckt. "Wir sind stolz, dass wir als deutsche Bundesregierung heute sagen können, dass wir nach all den geschichtlichen Ereignissen Freunde Frankreichs sind und in dieser schweren Stunden an der Seite aller Menschen in Frankreich stehen und ihnen viel Kraft wünschen", sagt Merkel zur Demonstation in Frankreichs Hauptstadt.

"Die Bilder von mehr als einer Million Menschen hier in Paris, überall in Frankreich und bei uns in Deutschland machen selbstbewusst und zeigen, dass wir eine ganz, ganz große Verbundenheit in Europa haben miteinander zu den Zielen des Zusammenlebens, die wir über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte in Europa entwickelt haben und die in Frankreich ihren Ausgangspunkt haben: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das Recht auf freien Meinungsäußerung, die Rechte des Individuums wichtiger als die des Staates", kommentiert Gabriel die Kundgebung.

+++ 17.48 Uhr: Maaßen warnt vor Syrien-Rückkehrern +++

Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, warnt erneut vor Gefahren durch Rückkehrer aus den Kampfgebieten im Nahen Osten. "Mittlerweile sind mindestens 180 Personen aus Syrien, aus Irak zurückgekommen", sagt Maaßen in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Ein großer Teil von ihnen dürfte demnach radikalisiert sein und über Kampferfahrung verfügen. Maaßen räumt ein, dass es schwierig sei, genaue Zahlen über Rückkehrer zu bekommen, da diese in der Regel unerkannt nach Deutschland wieder einreisten. Bei jedem Fall, der bekannt werde, "machen wir eine Checkliste, was alles gemacht werden muss". Je nach Beweislage werde dann auch ein Strafverfahren eingeleitet.

Maaßen drängt in diesem Zusammenhang nachdrücklich auf eine enge internationale Zusammenarbeit zwischen den Geheimdiensten, auch mit dem US-Geheimdienst NSA. Dies sei "unabdingbar", zumal viele Kämpfer über unterschiedliche Länder aus- und wieder einreisten.

Ungeachtet der Gefahren auch von Anschlägen in Deutschland wendet sich Maaßen aber auch gegen überzogene Ängste. "Panik und Hysterie helfen uns nicht weiter", so der Geheimdienst-Chef. Es gebe zwar sehr viele Warnmeldungen, aber darunter seien auch viele, "an denen ist nichts dran".

+++ 17.42 Uhr: Laut Organisatoren rund 1,5 Millionen Demonstranten bei Trauermarsch +++

Mit der größten Kundgebung in Frankreich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gedenken mehr als eine Million Menschen in Paris der Opfer der Anschläge der vergangenen Woche. Die Organisatoren der Veranstaltung sprechen indes von bis zu 1,5 Millionen Demonstranten.

Der Platz der Republik im Stadtzentrum war bereits lange vor Beginn des Gedenkmarsches überfüllt. Menschen schwenkten französische Fahnen und riefen immer wieder in Sprechchören: "Vive la France" und "Wir sind Charlie".

+++ 17.08 Uhr: Pariser Attentäter waren seit sechs Monaten nicht mehr unter Beobachtung +++

Laut einem Online-Bericht der britischen "Daily Mail" ist die 24-Stunden-Überwachung der mutmaßlichen Pariser Attentäter, Said und Cherif Kouachi, sowie des Geiselnehmers Amedy Coulibaly bereits vor sechs Monaten von der Polizei eingestellt worden. Demnach sei die Terrorzelle damals als "geringes Risiko" erachtet worden, heißt es weiter.

+++ 16.48 Uhr: Hundertausende demonstrieren außerhalb von Paris+++

Auch in zahlreichen anderen Städten in ganz Frankreich demonstrieren Hunderttausende ihre Solidarität mit den Opfern der jüngsten Terroranschläge. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet von mindestens einer halben Million Teilnehmern bei Aufzügen außerhalb der Hauptstadt.

Allein im Elsass zeigen Zehntausende Menschen ihre Solidarität mit den ermordeten Mitarbeitern der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo". In Straßburg beteiligen sich nach Angaben der französischen Präfektur mehr als 30.000 Menschen an dem kilometerlangen Demonstrationszug, mehr als 26.000 demonstrieren im südelsässischen Mülhausen, in Colmar sind es etwa 10.000.

+++ 16.35 Uhr: Auch Deutschland bekundet seine Solidarität +++

Mehrere Tausend Menschen gedenken in Berlin der Opfer der Terrorattacken in Paris und bekunden ihre Solidarität. Sie treffen sich vor der französischen Botschaft am Brandenburger Tor zu einer Mahnwache, um an den islamistischen Anschlag auf die Redaktion des religionskritischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" zu erinnern.

Auch anderswo in Deutschland sind Gedenkveranstaltungen geplant. So versammeln sich in Hannover rund 300 Franzosen und Deutsche zu einer Solidaritätskundgebung. Etliche halten - im Gedenken an die in Frankreich getöteten Karikaturisten - Kugelschreiber oder Bleistifte als Zeichen der Pressefreiheit in die Höhe.

+++ 16.32 Uhr: Drahtzieher der Anschläge weiter unbekannt +++

Die Ermittlungsbehörden wissen nach Angaben von US-Justizminister Eric Holder bisher nicht, wer hinter den Anschlägen in Frankreich steckt. "Wir haben zu diesem Zeitpunkt keine glaubwürdige Information, die uns eine Schlussfolgerung erlaubt, welche Organisation verantwortlich war", sagt Holder dem US-Sender ABC.

Einer Attentäter hatte sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt, die anderen beiden hatten Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. "Es ist klar, dass beide Organisationen eine Bedrohung für die USA und ihre Verbündeten darstellen", so Holder.

+++ 16.13 Uhr: Staats- und Regierungschefs verlassen Gedenkmarsch +++

Die in Paris versammelten internationalen Staats- und Regierungschefs beenden nach einer guten Viertelstunde ihre Teilnahme an dem großen Pariser Solidaritätsmarsch. Der französische Staatspräsident François Hollande bleibt an Ort und Stelle und spricht mit den Angehörigen der Opfer, wie französische Medien berichten.

+++ 16.08 Uhr: Steinmeier zeigt sich von Gedenkmarsch "tief bewegt" +++

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigt sich "tief bewegt" über den großen Gedenkmarsch in Paris. Hunderttausende Menschen seien zu der "gewaltigen Kundgebung" gekommen, "um gemeinsam ein Zeichen der demokratischen Stärke und Einheit der französischen Gesellschaft zu setzen", erklärt Steinmeier.

"Wir sind heute nach Paris gekommen, um unsere europäische Solidarität mit Frankreich und den Opfern der brutalen Anschläge der letzten Tage zu zeigen", so Steinmeier. "Das Signal an die Menschen hier in Paris ist: Wir stehen fest und entschieden an der Seite unserer französischen Freunde und Nachbarn." Frankreich könne sich auch in schweren Zeiten auf seine Freunde verlassen. "Heute schlägt das Herz Europas französisch", fügt Steinmeier hinzu.

Die Anschläge hätten sich nicht nur gegen Frankreich gerichtet, erklärt Steinmeier zur Begründung. "Sie richteten sich gegen uns alle. Sie richteten sich gegen unsere Demokratien, unsere Werte und unsere offenen Gesellschaften". Frankreichs Trauer sei daher auch "unsere Trauer". Frankreichs Entschlossenheit, für Freiheit und Demokratie einzustehen und sich nicht von Terror und Terroristen einschüchtern zu lassen, sei "auch unsere Entschlossenheit".

+++ 15.38 Uhr: Jüdischer Supermarkt-Betreiber will nach Israel auswandern +++

Der Betreiber des jüdischen Supermarkts in Paris, in dem der Islamist Coulibaly mehrere Geiseln getötet hatte, will nach Israel auswandern. Sein Bruder, Supermarkt-Besitzer Patrice Oualid, habe ihm gesagt, er könne nach der Gewalttat in seinem Geschäft nicht länger in Frankreich bleiben, sagt Joel Oualid der "Bild". "Er hat mir direkt nach dem Anschlag gesagt: Ich habe nur knapp überlebt, so viele meiner Angestellten und Kunden sind getötet worden. Ich kann nicht länger in Paris bleiben, sondern werde nach Israel gehen", so Oualid. Er erwarte, dass weitere Juden aus Angst vor weiteren Anschlägen Frankreich verlassen.

+++ 15.07 Uhr: Eine Million Menschen marschieren durch Paris +++

Beim "republikanische Marsch" marschieren aktuell rund eine Million Menschen durch den zehnten Pariser Bezirk im Osten der Stadt. Die Masse zieht vom Platz der Republik bis zum Platz der Nation, über zwei gesicherte Routen.

Die Hauptstrecke von etwa drei Kilometern Länge führt über den Boulevard Voltaire, der beide Plätze in einer Linie direkt verbindet. Damit laufen die Demonstranten in unmittelbarer Nähe der Redaktion von "Charlie Hebdo" vorbei. Der zweite Weg führt durch die Avenue de la République, Boulevard de Ménilmontant und Avenue Philippe Auguste, mit einer Ausweichmöglichkeit über Avenue Charonne und Cours de Vincennes.

+++ 15 Uhr: Trauermarsch startet unter schärfster Bewachung +++

Der Solidaritätsmarsch in Paris startet unter schärfster Bewachung. Etwa 2200 Einsatzkräfte sichern den Marsch durch die Innenstadt ab. Zusätzlich sind 2000 Polizisten und 1350 Soldaten im Großraum Paris im Einsatz. Der Trauermarsch zog schon Stunden vor Beginn Hunderttausende zum Der Platz der Republik im Stadtzentrum.

+++ 14.35 Uhr: De Maizière sieht Anschlag auf "Mopo" als Grund zur Sorge +++

De Maizière äußert sich zurückhaltend zum Brandanschlag und den Steinwürfen auf das Gebäude der "Hamburger Morgenpost". Derzeit werde ermittelt, sagt er in Paris. Es sei klug, "erst Informationen zu bestätigen, wenn sie wirklich sicher sind". Daher wolle er über die Motivation und die Dimension der Vorgänge keine Auskünfte geben. "Der Vorfall zeigt allerdings, dass wir Grund zur Sorge haben und zur Wachsamkeit. Und bei beidem wird es bleiben."

+++ 14.20 Uhr: Merkel trifft zu Gedenkmarsch ein +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft im Elysée-Palast ein. In Begleitung von Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier wird sie von Frankreichs Staatschef Hollande empfangen.

+++ 14.04 Uhr: Gefährder werden laut De Maizière beschattet +++

Nach der Festnahme eines mutmaßlichen IS-Mitglieds lobt Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Arbeit der Ermittler gelobt. "Das ist erfolgreiche Arbeit der Polizei und Sicherheitsbehörden, sagt er in Paris nach einer Sonderkonferenz zu den Konsequenzen aus den islamistischen Terroranschlägen in Frankreich. "Wir haben die Gefährder unter Wind und sowie es Anhaltspunkte für strafbare Handlungen gibt, werden auch entsprechende harte Maßnahmen des Rechtsstaats erfolgen", so de Maizière. "Unter Wind" bedeutet im Fachjargon der Geheimdienste die Beschattung von Verdächtigen.

+++ 13.32 Uhr: Attentäter Coulibaly verübte womöglich weiteren Anschlag +++

Der Geiselnehmer und Attentäter Coulibaly hat vor seinem Tod womöglich noch einen weiteren Anschlag verübt: Die Staatsanwaltschaft stellt eine Verbindung zwischen Coulibaly und den Schüssen auf einen 32-jährigen Jogger am Mittwochabend im Großraum Paris her. Das Opfer war lebensgefährlich verletzt worden.

+++ 13.09 Uhr: Tausende strömen bereits zu Gedenkmarsch +++

Schon Stunden vor dem großen Gedenkmarsch für die Opfer der islamistischen Anschlagsserie versammeln sich in Paris tausende Menschen. Zu dem "republikanischen Marsch" am Nachmittag im Zentrum werden hunderttausende Teilnehmer und hochrangige Regierungsvertreter aus mehr als 50 Ländern erwartet.

+++ 13.01 Uhr: Beobachtergruppe: Video von Terrorist Coulibaly aufgetaucht +++

Von dem getöteten Geiselnehmer taucht ein postum zusammengestelltes Video im Internet auf. Die Aufnahmen zeigten den Pariser Geiselnehmer Amedy Coulibaly und seien vom IS online gestellt worden, wie die Beobachtungsplattform Site mitteilt. Coulibaly leistet darin IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi auf Arabisch einen Treueeid mit einer traditionellen islamischen Formel.

+++ 11.55 Uhr: Maas fordert: Pegida soll Demo absagen +++

Bundesjustizminister Heiko Maas fordert die Pegida-Organisatoren auf, ihre für Montag geplante Demonstration in Dresden abzusagen. "Hätten die Organisatoren einen Rest von Anstand würden sie diese Demonstrationen einfach absagen. Die Opfer haben es nicht verdient, von solchen Hetzern missbraucht zu werden", sagt er der "Bild"-Zeitung. "Wie heuchlerisch ist das denn? In Dresden wollen Menschen mit Trauerflor am Arm eben jener Opfer in Paris gedenken, die sie vor einer Woche noch als Lügenpresse beschimpft haben. Es ist einfach nur widerlich, wie die Hintermänner dieser Demos das abscheuliche Verbrechen von Paris jetzt ausschlachten wollen", so Maas.

+++ 11.18 Uhr: De Maiziere ruft Bürger in Deutschland zu mehr Wachsamkeit auf +++

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere ruft die Deutschen zu Wachsamkeit auf. "Wir haben Radikalisierungsprozesse in Deutschland, bei denen sich Personen äußerlich und innerlich bis hin zu ihren Essgewohnheiten verändern", sagt der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". "Und da ist Wachsamkeit der Bürger, Familien, der Nachbarn, der Sportfreunde oder Mitgläubigen in Moscheegemeinden wichtig und richtig."

De Maziere unterstrich, es gebe rund 260 sogenannte Gefährder in Deutschland, so viele wie noch nie. 550 Menschen seien in die Kampfgebiete in Syrien und den Irak ausgereist. 150 bis 180 seien zurückgekehrt, bei 30 von ihnen handele es sich um kampferprobte Fundamentalisten.

+++ 11.12 Uhr: Zentralrat: Wieder Juden Zielscheibe von islamistischen Terroristen +++

Die Identität der vier getöteten Geiseln ist inzwischen geklärt; es waren vier Menschen jüdischen Glaubens. Der Zentralrat der Juden in Deutschland fordert von Regierungen und Religionsgemeinschaften, stärker als bisher und gemeinsam gegen islamistischen Terrorismus vorzugehen. Die jüngsten Terroranschläge von Paris "richteten sich gegen unsere Demokratie, gegen die Presse- und Meinungsfreiheit und gegen unsere Werte", erklärt der Präsident der Organisation, Josef Schuster. Wieder habe sich "auf brutale Weise gezeigt, dass auch Juden weiterhin Zielscheibe der islamistischen Terroristen sind. Die Menschen in Israel sind dieser Bedrohung seit vielen Jahren ausgesetzt. Leider wird das in Europa oft zu wenig wahrgenommen."

+++ 10.35 Uhr: Mutmaßlicher IS-Terrorist in Dinslaken festgenommen +++

Ein mutmaßlicher IS-Terrorist wird in Dinslaken nördlich des Ruhrgebiets festgenommen. Der 24-jährige Deutsche soll im Oktober 2013 nach Syrien gereist sein und sich dort der Terrormiliz IS angeschlossen haben, wie der Generalbundesanwalt mitteilt. Im November sei er nach Deutschland zurückgekehrt. Hinweise auf konkrete Anschlagspläne gebe es nicht.

+++ 10.12 Uhr: Hollande empfängt jüdische Repräsentanten +++

Hollande empfängt im Élysée-Palast die Spitzenvertreter der jüdischen Gemeinde des Landes. Der Großrabbiner von Frankreich, Haïm Korsia, und der Präsident der jüdischen Dachorganisation (Crif), Roger Cukiermann, führen die Delegation an. Auch Regierungschef Manuel Valls nimmt an der Begegnung teil. Einer der Attentäter hatte am Freitag in einem Geschäft für koschere Lebensmittel Geiseln genommen und nach Angaben der Staatsanwaltschaft vier Menschen erschossen.

+++ 9.08 Uhr: US-Außenminister macht Franzosen Mut +++

US-Außenminister John Kerry macht den Franzosen vor der Großkundgebung für die Opfer der islamistischen Anschläge in Paris Mut. "Kein Terroranschlag wird jemals den Marsch der Freiheit stoppen", sagt Kerry während eines Indien-Besuchs. "Wir stehen heute Morgen mit der französischen Bevölkerung zusammen. Wir sind nicht nur in Zorn und Empörung vereint, sondern in Solidarität und Engagement gegen Extremisten."

+++ 7.58 Uhr: Familie des Geiselnehmers verurteilt Anschläge +++

Die Familie des Islamisten Amedy Coulibaly, der in einem jüdischen Supermarkt Geiseln nahm und tötete, verurteilt die Anschläge in Paris. "Wir teilen diese extremen Ideen überhaupt nicht und hoffen, dass es keine Vermischung zwischen diesen abscheulichen Taten und der muslimischen Religion gibt", erklären Coulibalys Mutter und seine zwei Schwestern. Sie rufen dazu auf, "einig und solidarisch" die Familien der Opfer zu unterstützen.

+++ 7.50 Uhr: Europaweite Anschläge nach Terror in Paris? +++

Nach US-Informationen sind die Attentate in Frankreich möglicherweise der Auftakt einer europaweiten Anschlagswelle. Wie die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise berichtet, gelang es den Abhörspezialisten des Geheimdienstes National Security Agency (NSA) kurz nach den Anschlägen von Paris, Kommunikationsverkehr der Führung der Dschihadistenmiliz IS abzufangen. In den abgehörten Gesprächen sollen die IS-Anführer eine europaweite Terrorwelle angekündigt haben.

Paris werde in der abgefangenen IS-Kommunikation zum Fanal für eine Anschlagsserie erklärt, die auch andere europäische Hauptstädte treffen solle, heißt es in dem Zeitungsbericht. Unter anderem sei auch der Name Rom gefallen. Am Freitag berichteten italienische Medien demnach über ein neues Drohvideo der IS-Extremisten, das Rom als Anschlagsziel erkennen lasse.

+++ 7.45 Uhr: Staatsschutz ermittelt nach Brandanschlag auf "Mopo" +++

Die Ermittlungen im Fall des Brandanschlags auf das Archiv der "Hamburgeer Morgenpost" übernimmt der Staatsschutz. Das teilt eine Sprecherin im Lagezentrum mit. Unbekannte haben in der Nacht einen Brandanschlag auf das Redaktionsgebäude verübt, nachdem das Blatt Karikaturen aus "Charlie Hebdo" nachgedruckt hatte.

+++ 7.30 Uhr: Geiselnehmer versuchte sich zu rechtfertigen +++

Der erschossene islamistische Geiselnehmer hat sich gegenüber seinen Opfern zu rechtfertigen versucht. Seine Tat, bei der er vier der Geiseln erschossen hatte, sei eine Reaktion auf Angriffe des französischen Militärs. "Wenn sie nicht woanders angegriffen hätten, dann wäre ich nicht hier", zitiert der Sender RTL Amedy Coulibaly. Er hatte nach einem Telefongespräch mit dem Sender BMFTV während der Geiselnahme am Freitag die Telefonleitung nicht richtig geschlossen und die Polizei konnte mithören, was er den Geiseln sagte. "Sie haben Menschen gefoltert. Sie müssen aufhören, den Islamischen Staat anzugreifen, unsere Frauen zu enthüllen, unsere Brüder grundlos in Gefängnisse zu stecken."

Seine Geiseln machte Coulibaly mitverantwortlich: "Sie sind es, die die finanzieren. Sie zahlen Steuern und stimmen blind zu", zitiert RTL aus dem Tonmitschnitt.

+++ 5.04 Uhr: Auch Palästinenserpräsident Abbas bei Gedenkmarsch in Paris +++

Neben dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und vielen weiteren Staats- und Regierungschefs nimmt heute auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Gedenkmarsch für die Opfer der islamistischen Anschlagsserie in Frankreich teil. Das bestätigt das Außenministerium in Paris. Abbas werde vor der Kundgebung zusammen mit den anderen Staatsgästen von Präsident François Hollande empfangen werden.

mod/jen/AFP/DPA/Reuters DPA Reuters

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