Rauchen Großbritannien verbietet Einweg-E-Zigaretten – Deutschland hinkt weit hinterher

Vapes: Eine junge Frau raucht eine E-Zigarette
Junge Menschen rauchen wieder häufiger, zeigen Studien – das könnte auch am Trend zur E-Zigarette liegen
© Russian Look / Imago Images
Ob Wassermelone, Zitrone oder Blaubeere – die süßlich schmeckende Einweg-E-Zigarette ist in Deutschland gerade bei Jugendlichen beliebt. Doch ihre Inhaltsstoffe gefährden die Gesundheit. Großbritannien will die Nutzung nun massiv einschränken.

Gerade fünf bis zehn Euro kostet der süße Dampf in Deutschland. Rund 600 Mal können Raucherinnen und Raucher je nach Modell an einer Einweg-E-Zigarette ziehen. Das können sich auch Jugendliche leisten. Die Folge: Nach Jahrzehnten der sinkenden Raucherquoten rauchen nun wieder mehr junge Menschen.

Dagegen will die Bundesregierung vorgehen, doch passiert ist bisher wenig. Seit dem 1. Januar ist die Möglichkeit der Außenwerbung für E-Zigaretten eingeschränkt. Außerdem dürfen E-Zigaretten erst ab 18 Jahren verkauft werden – egal, ob sie Nikotin enthalten oder nicht. Das hält die Wenigsten auf: Rund 35 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 14 und 24 Jahren gaben 2022 an, Einweg-E-Zigaretten zu nutzen. Das ergab die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (Debra).

Großbritannien schränkt Geschmacksrichtungen für Vapes ein

Das Vereinigte Königreich kämpft mit ähnlich hohen Zahlen. Dort nutzt etwa jeder zehnte Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren E-Zigaretten. Premier Rishi Sunak will deshalb die Reißleine ziehen, sagte er am Montag: "Wir müssen handeln, bevor es endemisch wird."

Spätestens ab 2025 will Sunak mehrere Maßnahmen umsetzen, um die Gesundheit von Kindern zu schützen:

  • Einweg-E-Zigaretten sollen vollständig verboten werden
  • die Auswahl der Geschmacksrichtungen soll eingeschränkt werden
  • das Design der Verpackungen soll schlichter gestaltet werden
  • sogenannte Einweg-Vapes dürfen nur noch außerhalb der Sicht von Minderjährigen und fern von Produkten wie Süßigkeiten angeboten werden, die auf Kinder abzielen.

Der Schritt kommt an bei Gesundheits- und Umweltaktivisten. Rund 80.000 Menschen sterben in Großbritannien jedes Jahr an den Folgen des Rauchens, bei etwa 67 Millionen Menschen. Deutschland mit seinen 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern verzeichnet jährlich etwa 127.000 Tabaktote. 

Dazu produzieren die Einwegprodukte viel Müll und werden, obwohl sie einen Akku enthalten, ohne Auflademöglichkeit verbaut. Jede Sekunde würden in Großbritannien zwei Einweg-Vapes weggeworfen, sagt die Youtuberin Alicia Joe im stern-Podcast "heute wichtig"

E-Zigaretten sind in Deutschland beliebt

Verglichen mit den Maßnahmen der britischen Regierung hinkt Deutschland weit hinterher. Im März 2023 forderte der Bundesrat den Bundestag auf, sich für ein EU-weites Verbot von E-Zigaretten einzusetzen. Frankreich preschte im Dezember vor und verabschiedete ein Verbot von elektronischen Einweg-Zigaretten. Ob das Bundesgesundheitsministerium über ähnliche Maßnahmen nachdenkt, blieb nach einer stern-Anfrage zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unklar.

E-Zigaretten verbrennen keinen getrockneten Tabak, sondern lassen eine nikotinhaltige Flüssigkeit verdampfen, meist kombiniert mit süßen Aromen. Studien deuteten in der Vergangenheit darauf hin, dass diese weniger gefährlich seien als handelsübliche Zigaretten, Fachleute streiten darüber allerdings. Auch Langzeitstudien gibt es bisher keine. 

Eine Frau hält eine Zigarette in der Hand
Endlich Nichtraucher: So gelingt der Rauchstopp
© ljubaphoto/GettyImages
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Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt die E-Zigaretten ebenso gesundheitsgefährdend wie andere Tabakprodukte. Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, sagte der Nachrichtenagentur DPA im vergangenen Sommer: "Wir können nicht wirklich nachvollziehen, warum die Politik in Deutschland so lax in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle ist." Das Rauchverbot in Gaststätten sei ein Flickenteppich sagte Krech, das Werbeverbot werde nur mangelhaft umgesetzt.

 

Quellen:  "Guardian", Debra, Bundesdrogenbeauftrager, Informationen der Nachrichtenagenturen.