Guantanamo Jugendlicher mit Schlafentzug bestraft

Ein kanadischer Jugendlicher, der im US-Gefangenenlager Guantanamo inhaftiert war, durfte dort wochenlang nicht schlafen. So sollte der 17-Jährige weichgeklopft werden, damit er aussagte. Er steht nun ab Oktober vor einem Militärgericht.

Ein kanadischer Jugendlicher in Guantanamo durfte nach Dokumenten im Besitz seines Anwalts wochenlang nicht schlafen. Die US-Streitkräfte wollten ihn auf diese Weise dazu bringen, bereitwillig auszusagen. Das kanadische Außenministerium war von diesem Vorgehen bereits 2004 unterrichtet, wie aus den Dokumenten hervorgeht.

In den drei Wochen vor dem Besuch eines kanadischen Regierungsvertreters in Guantanamo sei der damals 17-jährige Omar Khadr nie länger als drei Stunden an einem Ort gewesen, heißt es in einem Bericht aus dem kanadischen Außenministerium, der aufgrund einer richterlichen Anordnung im Juni dem Anwalt Khadrs übergeben werden musste. "In Drei-Stunden-Abständen wurde er zu einem anderen Zellblock gebracht, womit ihm ein ununterbrochener Schlaf nicht möglich war", heißt es in dem Bericht, den der Anwalt Dennis Edney öffentlich machte. Khadr soll im Oktober vor ein Militärgericht gestellt werden.

Er wird beschuldigt, nach einem Gefecht in Afghanistan eine Granate auf US-Truppen geschleudert und dabei einen Soldaten getötet zu haben. 2002 wurde er im Alter von 15 Jahren gefangen genommen. Im Juni befand ein kanadischer Richter, dass die Behandlung Khadrs durch die US-Streitkräfte gegen völkerrechtliche Anti-Folter-Bestimmungen verstoßen habe. Edney sagte, die jetzt veröffentlichten Dokumente sollten den kanadischen Premierminister Stephen Harper veranlassen, in Washington auf die Freilassung Khadrs zu dringen.

AP
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