Daniel Lifshitz sitzt in seiner Wohnung in Tel Aviv und beantwortet eine Handynachricht nach der anderen. Es sind Tausende, sagt der 35-Jährige. Seine Großmutter Yocheved Lifshitz war vor einem Monat eine der ersten Geiseln, die aus der Hamas-Gefangenschaft zurückkehrte. Bei der Entführung aus dem Kibbuz Nir Oz am 7. Oktober wurde die 85-Jährige von Terroristen geschlagen und von ihrem Ehemann getrennt. Daniel Lifshitz, in Israel bekannt als ehemaliger Profi-Fußballer, führt heute ein Unternehmen für Weinhandel – seit Wochen müssen jedoch seine Mitarbeiter übernehmen. Zu sehr ist er damit beschäftigt, Aufmerksamkeit für die verbleibenden Geiseln zu schaffen, in Israel und im Ausland. Sein Großvater ist noch immer gefangen.
Herr Lifshitz, welche Nachrichten senden die Menschen Ihnen?
Freunde und Bekannte fragen, wie sie helfen können. Aber auch zum Beispiel TV-Sender, die alle die Geschichte meiner Großmutter hören wollen. In den letzten Tagen musste ich viel abblocken, es wird einfach zu viel, ich müsste sonst den ganzen Tag am Handy verbringen. Aber an den Nachrichten meiner Freunde sehe ich auch, wie das Land gerade zusammensteht und wirklich jeder helfen will. Jemand hat meiner Großmutter neulich einen Fernseher gebracht, weil ihrer verbrannt ist. Sie lebt jetzt in einem Pflegeheim, weil ihr Haus und vieles im Kibbuz Nir Oz zerstört ist.