Das Siedlungsgebiet der Albaner auf dem Balkan ist außergewöhnlich zersplittert. Schon bei der Bildung des ersten unabhängigen albanischen Staates im Jahre 1913 blieb rund die Hälfte dieses Volkes außerhalb der Grenzen der neuen »Mutterrepublik«. Mit 3,2 Millionen Menschen wohnen heute die meisten Albaner in der Republik Albanien, die als »Armenhaus« Europas gilt.
Bis zu zwei Millionen besiedeln die südjugoslawische Provinz Kosovo, die unter internationaler Verwaltung steht. In der neuen Krisenregion Mazedonien wohnen schätzungsweise bis zu 700 000 Albaner. Serbien und Montenegro betrachten wenigstens 200 000 weitere Albaner als ihre Heimat. Hinzu kommen rund 300 000 Emigranten aus der Republik Albanien, die in Griechenland als billige Arbeitskräfte eingesetzt sind, und mehrere Hunderttausend albanische Gastarbeiter in Deutschland und der Schweiz.
Besonders diese Gastarbeiter haben in den letzten Jahren den bewaffneten Kampf der Rebellen im Kosovo finanziert.
Angeblich wurden dafür nicht immer freiwillige Abgaben eingezogen. In den letzten Jahren waren auch verstärkt Gastarbeiter ins Kosovo gereist, um sich den Rebellen für eine begrenzte Zeit anzuschließen. Verglichen mit den anderen Balkan-Völkern weisen die Albaner überall eine deutlich höhere Geburtenzahl auf. Statistiker haben bereits vorgerechnet, dass die Albaner auf mittlere Sicht zum größten Volk auf dem Balkan aufsteigen könnten.
Erbitterter Streit in Mazedonien
Der Streit um die Rechte der Albaner in Mazedonien wird erbittert geführt. Während die mazedonische Regierung die in internationalen Konventionen festgelegten Minderheitenrechte als Messlatte anlegen will, verlangen die Albaner als Staatsvolk anerkannt und gleichberechtigt zu sein.
Die albanischen Parteien wollen einen ethnisch definierten Staat zweier Nationalitäten und lehnen damit die Verfassung von 1991 ab, die das Land mit der Unabhängigkeit von Jugoslawien zum Nationalstaat des mazedonischen Volkes machte. Internationale Vermittler hatten vorgeschlagen, nationale Definitionen zu streichen und die Verfassung damit zu entschärfen.
Die politischen Parteien und die bewaffneten Milizen der Albaner verlangen zudem die Anerkennung ihrer Sprache als zweite Amtssprache, eine den Bevölkerungsverhältnissen entsprechenden Anteil an Staatsfunktionen und stärkere kommunale Verwaltungsrechte.
Die Rebellenorganisation UCK hat von früheren politischen Forderungen, die auf zwei Teilgebiete in Mazedonien zielten, offiziell Abstand genommen. Doch die Befürchtung vieler slawisch- stämmiger Mazedonier ist, dass die albanischen Forderungen nur Auftakt zu weitergehenden Teilungsplänen für das Land sind.
Der mazedonische Präsident Boris Trajkovski hat aber mit einem Plan für Verfassungsänderungen einen Kurswechsel vollzogen. Regierung und Staatsführung bieten jetzt an, Albanisch zur offiziellen Amtssprache zu erklären und die mazedonisch-orthodoxe Kirche als Staatskirche aus der Verfassung zu streichen.