Während eine oder mehrere Bombenexplosionen Oslo erschüttern, hat es nur wenige Stunden später bei einem Treffen norwegischer Jungsozialisten nahe der norwegischen Hauptstadt eine Schießerei gegeben. Ein Mann in Polizeiuniform habe bei dem Treffen auf der Fjordinsel Utoya das Feuer eröffnet. Die Polizei bestätigte am späten Abend bis zu zehn Todesopfer. Augenzeugen sprachen von bis zu 30 Toten.
Der Mann habe "wild um sich geschossen", berichten Augenzeugen. Zu Tode verängstigte Jugendliche sprangen ins kalte Wasser, um sich ans Festland zu retten. Andere verschicken in Todesangst Twitter-Mitteilungen: "Es geht uns gut, wir müssen abwarten. Aber jetzt wird wieder geschossen."
Ein Zeuge sagte am Freitag, er habe mindestens 20 Leichen gezählt. "Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen: Im Wasser lagen mindestens 20 Tote", sagte Andre Skeie der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Der 26-Jährige ergänzte, er sei mit einem Boot zum Tatort - einer Insel südlich von Oslo - geeilt, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Andere Augenzeugen berichten, dass es mehrere Angreifer gewesen sein sollen.
Ein Angreifer festgenommen
Ein Angreifer wurde inzwischen festgenommen. Der Fernsehsender TV2 berichtete, der Mann sei bei dem Jugendcamp erschienen, nachdem das Regierungsviertel in Oslo von einer Bombenexplosion erschüttert worden war. Er wolle sich der Sicherheit der Teilnehmer vergewissern, gab er laut Zeugen an, und lockte die Jugendlichen damit in einen Hinterhalt.
Polizei sucht nach Bomben auf der Insel
Die Osloer Polizei ging am Abend davon aus, dass der Festgenommene auch mit den Anschlägen in Oslo in Zusammenhang steht. Er soll in der Hauptstadt gesehen worden sein. Es sei noch nicht sicher, welche Waffen er genutzt oder ob er bei den Anschlägen alleine gehandelt habe, sagte ein Polizeisprecher. Zum jetzigen Zeitpunkt schließt die Polizei internationalen Terrorismus als Hintergrund für die Taten aus. Sollten sich die Erkenntnisse bestätigen, handelte der Täter aus Protest gegen das bestehende politische System. Die Polizei kenne das Milieu, in dem sich der festgenommene Mann aufhalte.
Stoltenberg wollte Insel besuchen
Ministerpräsident Jens Stoltenberg, dessen Büro durch die gewaltige Bombenexplosion in der Innenstadt ebenfalls betroffen war, sollte ursprünglich an dem Treffen auf der Fjordinsel teilnehmen und vor rund 560 Menschen eine Rede halten. Die Polizei bestätigte zunächst lediglich einen Vorfall in dem Ort. Für Freitag war ein Auftritt der früheren Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland geplant. Die Polizei hielt Stoltenbergs Aufenthaltsort nach dem Bombenanschlag am Freitag geheim.
Bei der Explosion im Regierungsviertel sind norwegischen Medien zufolge mindestens zwei Menschen gestorben. Die Polizei teilte zunächst lediglich mit, es habe "Tote und Dutzende Verletzte" gegeben.