INTERVIEW »Bush ist ein Ignorant«

Robert Redford fordert den Rest der Welt auf, beim KLimagipfel in Bonn hart zu bleiben.

Robert Redford fordert den Rest der Welt auf, beim Klimagipfel in Bonn hart zu bleiben

Der Rest der Welt hat die USA kritisiert, weil sie das Kyoto-Abkommen gekündigt haben. Warum hat Bush das so überrascht?

Weil er völlig ahnungslos ist. Seine Regierung hat nicht begriffen, dass wir alle in einem globalen Dorf leben.

Sehen seine Landsleute das auch so?

Bush ist ein entsetzlicher Ignorant. Ich fürchte, dass man von ihm oder seiner Regierung noch viele dämliche Antworten auf berechtigte Fragen bekommen wird. Aber die große Mehrheit im Land weiß genau, dass es etwas gibt wie globale Erwärmung.

Was halten Amerikas Umweltschützer von der Regierung?

Es ist zynisch, eine Frau wie Gale Norton zur Innenministerin zu machen. Sie muss den Ausverkauf der Umwelt an die Industrie organisieren. Früher hat sie in den Rocky Mountains versucht, ein Gesetz zu Fall zu bringen, das die Bergbauindustrie zwang, weniger Gift ins Grundwasser einzuleiten. Als Justizministerin in Colorado hat sie versucht, das Gesetz zum Schutz gefährdeter Tierarten zu kippen.

Frau Norton hat Sie eingeladen, mit ihr ein paar kalifornische Kondore in die Wildnis zu entlassen. Warum haben Sie abgesagt?

Die Frau hat immer vor der Industrie kapituliert, und da soll ich mit ihr für ein Presse-Spektakel auftreten? Ich habe ihr geschrieben: Die Zeit verwende ich lieber dafür, etwas gegen Ihre verheerende Politik zu unternehmen. Denn diese Regierung achtet die Energie-Lobby mehr als die einfachen Amerikaner, die diese Luft atmen, dieses Wasser trinken und die mit großer Mehrheit die letzten unberührten Gebiete schützen wollen.

Aber die Umweltschützer in den USA scheinen derzeit nicht sehr stark zu sein.

Ich bin überzeugt, die Leute werden aufwachen und rebellieren. Anderswo hat man längst begriffen, dass es beim Umweltschutz um die Zukunft der Menschheit geht. Unter den Republikanern Nixon, Ford, Reagan und Bush senior aber wurde das Thema politisiert, Umweltschützer als Radikale beschimpft, die keine Ahnung von der Wirtschaft hätten, oder als Spinner, die gern vom Untergang redeten. Ich höre mir seit 30 Jahren an, dass ich verrückt sei.

Die Regierung wirft den Umweltschützern vor, sie würden immer nur nein sagen, aber nicht aufzeigen, wo die Energie der Zukunft herkommen solle.

Wir sagen es dauernd, aber Energiesparen passt nicht in ihre Ideologie. Allein durch sparsamere Motoren könnten wir in 50 Jahren 15-mal so viel Öl einsparen, wie in der Arktis gefördert wird.

Bush hat kürzlich gesagt, man habe sich »lang genug angeschrien«, jetzt müsse endlich miteinander geredet werden.

Reagan hat den Trick auch schon probiert, aber er war wenigstens ein begnadeter Verkäufer. Ich glaube nicht, dass Bush viel davon versteht oder dass er überhaupt nachdenkt darüber. Er ist abhängig von seinen Beratern, und die stammen aus der Industrie und dem Militär. Das ist traurig, denn wir könnten da von anderen Ländern viel lernen.

Senator Jesse Helms hat gesagt, die USA würden sich niemals vom Ausland vorschreiben lassen, was sie zu tun hätten.

Bei uns regieren leider Leute, für die ist die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg stehen geblieben. Die sind blind und taub für die Veränderungen der letzten 40 Jahre. Deutschland und andere europäische Länder sind den USA in der Umweltpolitik weit voraus. Ich kann das beurteilen, denn meine Freundin kommt aus Hamburg, und ich bin deshalb gut informiert.

Mitte Juli treffen sich alle Nationen in Bonn zum nächsten Klimagipfel. Wie sollten die übrigen Länder mit den Amerikanern umgehen? Sollte man entgegenkommender sein als das letzte Mal?

Auf keinen Fall! Die USA sind der größte Verschmutzer, benehmen sich aber so, als seien sie allein auf der Welt.

Interview: Claus Lutterbeck