Die USA wollen als Beweis für den Tod der Saddam-Söhne Udai und Kusai möglicherweise Bilder der Leichen veröffentlichen. Die Frage werde noch erörtert, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz am Mittwoch in Washington.
Der Tod der beiden ist in Washington und im Irak mit Genugtuung aufgenommen worden. Die USA sehen darin einen entscheidenden Schlag gegen die hartnäckigen Widerstandsnester im Irak. Damit sei auch der gestürzte und untergetauchte Machthaber Saddam Hussein extrem gefährdet, meinte Achmed Chalabi, Mitglied des provisorischen irakischen Regierungsrates, in New York.
Udai (39) und Kusai (37) kamen in einem sechsstündigen Feuergefecht mit amerikanischen Elitesoldaten ums Leben. Ein Iraker hatte am Montagabend den entscheidenden Tipp geliefert, dass die beiden sich in einem Haus in Mosul versteckt hielten. Als die Soldaten anrückten, hätten Udai und Kusai sich mit anderen in dem Haus verbarrikadiert und das Feuer eröffnet, berichtete der Oberbefehlshaber der US-Truppen im Irak, General Ricardo Sanchez, in Bagdad.
Nach stundenlangem Gefecht seien in dem Haus vier Leichen gefunden wurden. "Wir sind sicher, dass Udai und Kusai heute getötet worden sind", sagte Sanchez. Die beiden seien eindeutig identifiziert worden. Die Leichen von Udai und Kusai Hussein wurden nach Angaben der US-Behörden am Mittwoch zum Bagdader Flughafen gebracht, um aus Irak ausgeflogen zu werden. Näheres wurde nicht bekannt.
Geheimdienste: Hussein hat Krieg überlebt
US-Präsident George W. Bush lobte die US-Armee für den Schlag. "Über Jahre sind diese beiden für zahllose Gräueltaten gegen das irakische Volk verantwortlich gewesen. Sie können keinen Schatten des Hasses mehr auf den Irak werfen", hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. "Obwohl noch viel zu tun ist im Irak, kann das irakische Volk jeden Tag Fortschritte in Richtung einer besseren und wohlhabenderen Zukunft ihres Landes sehen."
Nach Angaben von Chalabi ist mit Kusai einer der Organisatoren des Widerstands gegen die neue Macht im Land getötet worden. Damit sei auch Saddam selbst "erheblich verwundbarer" geworden. Ob der ehemalige Machthaber sich allerdings noch im Irak aufhält, ist unklar. Den Krieg hat er nach Überzeugung westlicher Geheimdienste überlebt. Mehrere Tonbänder, die inzwischen auftauchten, werden ihm nach Stimmenanalysen zugeschrieben. Auch eine neue Videobotschaft, die vom letzten Wochenende stammen soll, macht die Runde.
Freudenschüsse in Bagdad
Bei den anhaltenden Attacken des irakischen Widerstands sind seit Ende der größeren Kampfhandlungen am 1. Mai bereits 31 US-Soldaten getötet worden. Die US-Regierung war in den vergangenen Wochen zunehmend unter Beschuss gekommen, weil sie die Sicherheitslage im Irak nicht besser in den Griff bekam.
In Bagdad reagierten zahlreiche Menschen mit Freudenschüssen. Vor allem im mehrheitlich schiitischen Innenstadt-Bezirk Karade schossen kurz vor Beginn der Ausgangssperre um 23.00 Uhr Ortszeit viele mit Kalaschnikows und Pistolen in die Luft, berichtete ein dpa- Korrespondent vor Ort. Als US-Soldaten bei den nächtlichen Schüssen von einem Angriff ausgingen und das Feuer eröffneten, wurden ein Iraker und ein etwa sechsjähriges Mädchen verwundet.
15 Millionen Dollar Kopfgeld für Husseins Söhne
"Das ist eine gute Nachricht für das irakische Volk und für unsere Streitkräfte", sagte der oberste US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer. Er hält sich zurzeit in Washington auf.
Unter den Toten in Mosul war nach Informationen von CNN ein Jugendlicher, bei dem es sich um Kusais Sohn handeln könne. Ein weiterer Toter sei möglicherweise ein Leibwächter oder ein Krankenpfleger des 1996 bei einem Attentat schwer verletzten und seitdem behinderten Udai.
Nach Angaben von General Sanchez hat der Informant, der den entscheidenden Hinweis gab, Aussicht auf die jeweils 15 Millionen Dollar Kopfgeld, die die Regierung auf Udai und Kusai ausgesetzt hatte.
Der 1964 geborene Udai stand als Nummer 3 auf die Liste der 55 meistgesuchten Iraker ("Herz-Ass"). Er war Kommandeur der paramilitärischen Fedajin-Saddam. Seine Grausamkeit und seine Exzesse waren im Irak gefürchtet. Kusai, den Saddam systematisch als Nachfolger aufgebaut hatte, stand als "Kreuz-Ass" an zweiter Stelle auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker. Er war Chef aller Geheimdienste und Kommandeur der Eliteeinheiten Republikanische Garden. Kusai soll 1991 für die blutige Niederschlagung des Aufstands der Schiiten in Basra verantwortlich gewesen sein.
Bundesregierung hofft auf stabilere Lage
Die deutsche Bundesregierung hofft auf eine Verbesserung der Sicherheit und Stabilität im Irak nach dem Tod der beiden Söhne des ehemaligen Präsidenten Saddam Hussein. Berlin habe stets die Brutalität des Regimes von Saddam Hussein in scharfer Form verurteilt, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Walter Lindner, am Mittwoch in Berlin. Die Söhne Saddams, Kusai und Udai, seien Teil des Regimes gewesen. Die Bundesregierung hoffe, dass man nun möglichst rasch auch den gestürzten Diktator fassen werde.
Blair: "Ein großer Tag für den neuen Irak"
Der britische Premierminister Tony Blair hat den Tod der beiden "bösen" Söhne des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein als "großen Tag für den neuen Irak" begrüßt. "Diese beiden Menschen besonders waren an der Spitze eines Regimes, das nicht nur durch sein Waffenprogramm eine Gefahr für die Sicherheit war, sondern, wie wir an den Massengräbern sehen können, auch verantwortlich war für die Folterung und den Tod Tausender und Abertausender unschuldiger Iraker", sagte Blair während seines Besuchs in Hongkong. "Das ist ein großer Tag für den neuen Irak." Er fügte hinzu, die Feiern in Irak zeigten, "wie böse sie waren".
Russland schließt sich dem Jubel nicht an
In Russland ist der Tod der beiden Hussein-Söhne mit Zurückhaltung aufgenommen worden. "Diese Situation führt zu neuen Opfern unter den Koalitionstruppen und unter der Zivilbevölkerung im Irak", sagte der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Föderationsrat, Michail Margelow, am Mittwoch. Der gewaltsame Tod der Söhne des früheren Machthabers Saddam Hussein sei ein weiterer Beleg dafür, dass im Irak eine politische Lösung des Konflikts noch weit entfernt sei.
Die Tötung von Udai und Kusai sei "ebenso eine Handlung außerhalb internationaler Gesetze wie das gesamte Vorgehen der Amerikaner im Irak", betonte der stellvertretende Vorsitzende im Auswärtigen Ausschuss der Staatsduma, Konstantin Kossatschew. Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau sei eine Entsendung russischer Soldaten in den Irak derzeit kein Thema.