Irak-Krieg Kurden rücken in Kirkuk ein

Nach dem Ende der Schlacht um Bagdad sind kurdische Kämpfer im Norden Iraks in die Offensive gegangen. Ihre Peschmerga-Truppen rückten in ein Industriegebiet der Stadt Kirkuk ein und besetzten die nahe der iranischen Grenze gelegene Ortschaft Chanekin.

Nach dem Ende der Schlacht um Bagdad sind kurdische Kämpfer im Norden Iraks in die Offensive gegangen. Ihre Peschmerga-Truppen rückten in ein Industriegebiet der Stadt Kirkuk ein und besetzten die nahe der iranischen Grenze gelegene Ortschaft Chanekin.

Damit werden Befürchtungen der türkischen Regierung Wirklichkeit, dass die Kurden ihren Einfluss im Nachbarland ausbauen. Ankara ist besorgt, dass sich die Kurden im eigenen Land einem möglichen kurdischen Staatswesen im Norden Iraks anschließen könnten. Die Türkei hat vor Beginn des Irak-Krieges mit der Entsendung eigener Truppen gedroht, falls kurdische Kämpfer Kirkuk besetzen sollten. Die US-Regierung hat der Türkei daraufhin zugesichert, das militärische Vorgehen im Norden Iraks mit der Regierung in Ankara abzustimmen. "Wir haben sie an ihre Garantien erinnert", sagte Gül.

Mit Fahnen in die Stadt eingezogen

Ein Konvoi von mehr als 100 Fahrzeugen mit Peschmerga-Kämpfern rollte in einen ersten Stadtteil von Kirkuk ein. Sie führten die gelbe Fahne der Demokratischen Partei Kurdistan (KDP) und die grüne Fahne der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) mit sich. Einwohner liefen auf die Straße und warfen den kurdischen Kämpfern Rosen zu.

Auf einem Platz der Stadt lagen die Leichen von zwei irakischen Soldaten vor einer Statue von Saddam Hussein. Die Zentrale der örtlichen Baath-Partei des irakischen Staatschefs wurde gestürmt und zerstört. Ähnlich wie in Basra und Bagdad kam es auch in Kirkuk zu Plünderungen.

Im Nordwesten der Stadt waren noch Schießereien zu hören. Zusammen mit Mossul, das noch in der Hand der irakischen Streitkräfte ist, gehört Kirkuk zu den Zentren der Ölindustrie im Norden des Landes.

Funktionäre auf der Flucht

Vor ihrem Vormarsch nach Kirkuk waren kurdische Kämpfer auch in die 150 Kilometer nordöstlich von Bagdad gelegene Stadt Chanekin eingedrungen. Dort waren die Funktionäre der Baath-Partei von Saddam Hussein verschwunden, nachdem iranische Fernsehsender über die Einnahme von Bagdad durch US-Truppen berichtet hatten. Mehrere hundert Peschmerga wurden von jubelnden Menschen in der 100.000 Einwohner zählenden Stadt begrüßt.

Menschen feiern

Ein Korrespondent, der mit den US-Truppen in die nordirakische Stadt einzog, berichtete, dass die Straßen voller feiernder Kurden seien, die zum Teil amerikanische Flaggen schwenkten. "Hunderte und Aberhunderte von Kurden sind mit ihren Wagen auf der Straße", sagte er. "Alle schreien, winken, jubeln."

Aufstand gegen irakische Truppen

Eine BBC-Korrespondentin in der Nähe von Kirkuk berichtete, dass es in der Stadt am frühen Morgen zu einem Aufstand gegen die Truppen von Saddam Husseins Republikanischer Garde gekommen sei. Daraufhin seien die irakischen Soldaten aus der Stadt geflohen. Wenig später seien kurdische Kämpfer eingerückt. Die US-Truppen begnügten sich bisher mit der Rolle von "Beobachtern", sagte sie. Nach BBC-Berichten ist inzwischen auch der Ort Kanaquin eingenommen worden.

Der britische Außenminister Jack Straw sagte am Donnerstag im Unterhaus, sein Land unterstütze "die frühzeitige Bildung einer irakischen Übergangsbehörde, die schrittweise die Funktionen einer Regierung übernehmen" solle.

Irakische Botschaft hält Krieg für beendet

Unterdessen hält die irakische Botschaft in Berlin den Krieg nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein für beendet. Er sei wie seine Landsleute in der Heimat glücklich, sagte der Geschäftsträger der Botschaft, Muayad S. Hussian. "Ich denke, der Krieg ist vorbei." Er habe bereits seit Wochen keinen Kontakt mehr zur irakischen Regierung.

Die nun folgenden Probleme müssten von den Irakern selbst gelöst werden. Hussian war sich sicher, dass es vor der Berliner Botschaft keine Auseinandersetzung geben werde wie tags zuvor in London. Mit den Exil-Irakern in Deutschland habe er keine Schwierigkeiten. Hussian bedankte sich bei der Bundesregierung für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.