Irak-Krieg US-Regierung unter Druck

Die Debatte über den Wahrheitsgehalt der amerikanischen und britischen Geheimdienstinformationen zu Massenvernichtungswaffen im Irak wird immer schärfer.

Die Debatte über den Wahrheitsgehalt der amerikanischen und britischen Geheimdienstinformationen zu Massenvernichtungswaffen im Irak wird immer schärfer. Zugleich nehmen die Probleme der Besatzungsmächte im Irak zu. Am Pfingstwochenende wurden wieder zwei US-Soldaten von irakischen Angreifern erschossen und vier verletzt. Irakische Oppositionsgruppen kritisieren immer lauter die Besatzungspolitik.

Powell empört

US-Außenminister Colin Powell erklärte, es sei "empörend", dass einige Kritiker die Informationen der Geheimdienste als falsch bezeichneten. Er warf den Medien in Fernsehinterviews vor, sie hätten ungerechtfertigt über angeblich falsche Informationen berichtet. Als er vor den UN über die irakischen Massenvernichtungswaffen gesprochen habe, da habe es von den Geheimdiensten "gute und gesicherte" Informationen gegeben.

Die nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice nannte die Kritiker "Revisionisten". Sie gestand ein, dass Präsident George W. Bush in seiner Rede an die Nation im Januar nicht korrekt gewesen sei, als er den Irak des Versuchs beschuldigte, Uran für Atombomben in Afrika zu kaufen. Dies sei nicht richtig. Zu jenem Zeitpunkt sei man aber von der Richtigkeit der Information ausgegangen.

Downing Street soll manipuliert haben

Die britische Regierung distanzierte sich hingegen erstmals von einem ihrer umstrittenen Dossiers zum Regime des irakischen Ex- Präsidenten Saddam Hussein. Innenminister David Blunkett sagte am Sonntag der BBC: "Es wäre besser, wenn wir das Dossier nicht veröffentlicht hätten." Nach Berichten der britischen Sonntagpresse hat sich der Kommunikationschef von Premierminister Tony Blair, Alastair Campbell, beim Chef des Auslandsgeheimdienstes MI6 schriftlich für das Irak-Dossier entschuldigt. Der "Sunday Telegraph" zitierte Campbell mit den Worten: "Ich habe den für das Dossier Verantwortlichen klargemacht, dass sie sich nicht an die erforderlichen Maßstäbe von Genauigkeit gehalten haben."

Nach einem Bericht des "Independent on Sunday" haben Geheimdienst- Mitglieder Belege dafür gesammelt, wie ihre Berichte von der Downing Street manipuliert worden sind. Der "Observer" berichtete, die Regierung bestreite weiter, Fakten verändert zu haben. Die Dossiers seien nur "umgeschrieben" worden.

US-Soldat gefallen

Iraker erschossen am Pfingstsonntagabend an einer Straßensperre bei der Stadt Kaim einen amerikanischen Soldaten, nachdem sie nach Angaben des US-Zentralkommandos vom Montag einen Krankentransport vorgespiegelt hatten. Die US-Soldaten hätten daraufhin einen der Angreifer erschossen und einen zweiten festgenommen. Mehrere irakische Angreifer töteten am Samstag in der Nähe von Tikrit ebenfalls einen US-Soldaten. Vier weitere Amerikaner wurden verletzt.

Gefechte bei Falludscha

Unter Beschuss gerieten die US-Soldaten am Montag auch wieder in der Stadt Falludscha bei Bagdad. Die Angreifer hätten aus einer Moschee auf die Soldaten geschossen, teilte das US-Zentralkommando mit. Die US-Truppen in Falludscha waren am Wochenende erneut verstärkt worden. Schwerbewaffnete Soldaten patrouillierten in den Straßen. Sie hatten in der Nacht zum Sonntag einen Iraker erschossen, nachdem mit Maschinengewehren und einer Panzerfaust auf sie gefeuert worden war.

Unterdessen wächst unter den irakischen Parteien der Widerstand gegen die amerikanischen Pläne für ein irakisches Beratergremium, das die US-Besatzer beim Wiederaufbau unterstützen soll. Der Hohe Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), der Irakische Nationalkongress (INC) und die Nationale Einheitsbewegung erklärten nach Angaben der arabischen Zeitung "Al-Hayat" vom Sonntag, sie lehnten ein derartiges Gremium ab, da seine Mitglieder nicht gewählt, sondern von US-Zivilverwalter Paul Bremer ausgesucht werden sollten.

Ex-Offiziere der irakischen Armee fordern Geld

Dutzende arbeitslose Ex-Offiziere der irakischen Armee demonstrierten in Bagdad gegen die von den USA angeordnete Auflösung der Streitkräfte. Die Männer forderten außerdem die Auszahlung ihrer Gehälter und drohten den Alliierten offen mit bewaffnetem Widerstand, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden.