Hinrichtung Wegen "bewaffneter Rebellion": Zwei Männer im Iran nach Angriff auf Pilgerstätte öffentlich erhängt

Kundgebung in Köln gegen das Regime im Iran
Protestaktion gegen das Regime im Iran im Februar in Köln. Amnesty International registrierte allein im vergangenen Jahr 582 Hinrichtungen in der Islamischen Republik
© Christoph Hardt / Imago Images
Die Justiz im Iran hat erneut zwei Männer hinrichten lassen. Die Afghanen wurden in der Millionenstadt Schiras in aller Öffentlichkeit aufgehängt.

Neun Monate nach einem tödlichen Angriff auf eine schiitische Pilgerstätte im Iran sind zwei mutmaßliche Komplizen des Täters öffentlich hingerichtet worden. Die beiden Afghanen Mohammad Rames Raschidi und Naim Haschem Ghotali wurden am frühen Samstagmorgen nahe des Mausoleums Schah Tscheragh in Schiras erhängt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Irna meldete. Sie waren zuvor in einem umstrittenen Prozess wegen "Korruption auf Erden" und "bewaffneter Rebellion" zum Tod verurteilt worden.

Die in Oslo ansässige Menschenrechtsorganisation IHRNGO sprach von einem unfairen Gerichtsverfahren und berichtete, die Geständnisse der Verurteilten seien unter Folter zustande gekommen. Amnesty International schrieb auf Twitter, die öffentliche Hinrichtung zeige einmal mehr, wie der Iran die Todesstrafe verstärkt "als Mittel der politischen Unterdrückung" einsetzt.

Bei dem Attentat in der Hauptstadt der Provinz Fars im Oktober 2022 waren 13 Menschen getötet worden. Der Angreifer wurde festgenommen, erlag später aber seinen Verletzungen. Zu dem Anschlag bekannte sich die sunnitische Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Die iranischen Behörden meldeten später die Festnahme von dutzenden radikalen Sunniten unter anderem aus Afghanistan, Aserbaidschan und Tadschikistan.

Öffentliche Hinrichtungen sind im Iran eher selten. Die meisten Verurteilten werden im Gefängnis gehenkt. Amnesty International registrierte allein im vergangenen Jahr 582 Hinrichtungen in der Islamischen Republik, so viele wie seit 2015 nicht mehr. Das Land steht damit weltweit an zweiter Stelle nach China.

Sunnitische Dschihadisten greifen Polizeiwache im Iran an

In der südostiranischen Unruheprovinz Sistan und Belutschistan wurden unterdessen bei einem Angriff auf eine Polizeiwache der Provinzhauptstadt Sahedan sechs Menschen getötet. Unter den Opfern seien alle vier Angreifer sowie zwei Polizisten, berichtete Irna unter Berufung auf die Revolutionsgarden. Die sunnitische Dschihadistengruppe Dschaisch al-Adl (Armee der Gerechtigkeit) reklamierte den Angriff für sich. In einer kurzen Erklärung auf ihrer Internetseite warf sie den Mitgliedern der Polizeiwache vor, hauptverantwortlich für den "blutigen Freitag" am 30. September in Sahedan zu sein. 

Damals waren bei der Niederschlagung von Protesten Dutzende Menschen getötet worden. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten schossen Sicherheitskräfte an diesem Tag wahllos auf Demonstranten. Auslöser der Proteste in Sahedan waren Berichte über die mutmaßliche Vergewaltigung einer 15-Jährigen durch einen Polizisten.

Sistan und Belutschistan grenzt an Pakistan und Afghanistan und zählt zu den ärmsten Provinzen des Irans. Viele der Einwohner gehören der ethnischen Minderheit der Belutschen an. Sie sind zumeist sunnitische Muslime und nicht Schiiten wie die Mehrheit im Iran, viele von ihnen fühlen sich diskriminiert. 

Dschaisch al-Adl wurde 2012 von ehemaligen Mitgliedern einer radikalen sunnitischen Bewegung gegründet, die bis 2010 einen blutigen Aufstand in der Region angeführt hatte.

DPA · AFP
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