Omri Goren, 28, Reservist, Jerusalem
Neben Omri Gorens Haus drücken sich Schafe in einer Scheune aneinander. Das Frühjahr in den Bergen rund um Jerusalem ist kühl, die Regenzeit hat die Bäche aufgefüllt. "Die Stille hier", sagt der 28-Jährige, "ist wie Therapie." Die Tür von Omris Haus steht offen, es zieht der Geruch von Wolle und Stroh herein. Der junge Mann setzt sich die Kapuze seines Wollpullovers auf und legt die Gitarre auf den Schoß. Er zupft die ersten Akkorde, dann singt er auf Hebräisch: "Es ist Medizin für das Herz. Tausende süßer Melodien, die du nie vergessen wirst. Melodien der Freude. Und morgen kehrst du nach Haus zurück." Sonst sind es seine Kameraden in Gaza, die mit ihm die Melodie zwischen den Strophen singen, leileilei, mit tiefen Stimmen im Chor. Omri zeigt die Videos von sich und den Soldaten auf dem Handy. Doch nun ist Omri einer von jenen, die wie in seinem Lied nach Haus zurückgekehrt sind. Wenn auch nur für vier Wochen Fronturlaub. Nur seine Freundin stimmt leise in die Melodie ein, die Omri selbst komponiert hat.

Seit Jahren komponiert Omri Goren Lieder, über die Liebe, über seinen Glauben. Das Singen ist sein Beruf, eigentlich fährt er von Konzert zu Konzert, zwischendurch steht er im Tonstudio, nimmt Lieder auf oder schreibt neue. Seit vier Monaten ist er als Reservist wieder Teil der Armee. Seine neuen Lieder handeln vom Krieg. "Viele meiner Songs sind in Gaza entstanden", sagt Omri. Dort ist er eingesetzt, um verletzte und tote Soldaten zu bergen. Und sieht Dinge, die er nicht einmal aus seiner Zeit in einer Kampfbrigade kennt.
"Ich habe einen Soldaten gefunden, dessen Kopf gefehlt hat. Sein Körper war zerrissen. Ich musste alle Körperteile suchen und mit nach Hause bringen, damit er würdevoll begraben werden konnte. Und damit man ihn überhaupt identifizieren konnte."