Nach dem Urteil des Obersten Gerichts in Jerusalem vom Mittwoch sagte Scharon der Zeitung "Haaretz" (Freitagsausgabe): "Wir müssen die Dinge erleichtern und dürfen keine abgeriegelten palästinensischen Enklaven schaffen." Er sei bereit, Teile des Zauns "ein bisschen näher an die Grüne Linie heranzurücken".
Scharon: Sicherheit der israelischen Bevölkerung hat Priorität
Die Grüne Linie ist die international anerkannte Grenze zwischen Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten, die die israelischen Streitkräfte im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzten. Die bislang errichteten Abschnitte des Sperrwalls stehen aber östlich der Grünen Linie auf palästinensischem Gebiet, viele Familien wurden dadurch von ihren Feldern oder auch Schulen abgeschnitten. Scharon räumte ein, dass es bisher nicht gelungen sei, geeignete Durchgänge für die Palästinenser in die Absperrung einzubauen.
Scharon machte in dem Zeitungsinterview allerdings auch deutlich, dass für ihn die Sicherheit der israelischen Bevölkerung Priorität hat: "In Gegenden, wo wir aus Sicherheitsgründen keine Kompromisse eingehen können, machen wir keine Zugeständnisse", sagte er. Zuvor hatte Verteidigungsminister Schaul Mofas angeordnet, den Verlauf des Sperrwalls dort, wo er noch nicht errichtet ist, zu überdenken.
In einer ersten Reaktion erklärte der palästinensische Kabinettssekretär Hassan Abu Lideh die Zugeständnisse für unzureichend: "Wir werden die Mauer nicht akzeptieren, so lange sie auch nur ein paar Zentimeter vom palästinensischen Gebiet abschneidet", sagte er.
Oberster Gerichtshof verurteilte Verlauf des Grenzzaunes
Der Oberste Gerichtshof Israels hatte am Mittwoch geurteilt, der bislang vorgesehene Verlauf würde das Leben für tausende Palästinenser zu sehr erschweren und gegen das Völkerrecht verstoßen. Das Gericht ordnete am Donnerstag einen Baustopp in einem weiten Teilabschnitt des Zauns nördlich von Jerusalem an. In diesem Bereich werde sich der Weiterbau um mehrere Monate verzögern, verlautete aus Regierungskreisen. In der kommenden Woche wird eine Stellungnahme des Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu dem Sperrwall erwartet.
Im südlichen Gazastreifen wurde am Freitagmorgen ein Bewohner der Stadt Chan Junis erschossen. Nach Angaben palästinensischer Sanitäter hatte der Mann gerade sein Haus verlassen, in dessen Nähe ein israelischer Wachturm steht. Eine Stellungnahme der Streitkräfte war zunächst nicht erhältlich.
AP