Israels Ministerpräsident Netanjahu vor US-Kongress "Iran bedroht Frieden in der ganzen Welt"

Vor dem US-Kongress hat sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vehement gegen ein Atomabkommen mit dem Iran ausgesprochen. Dafür nahm er auch einen Eklat in Kauf.

In seiner umstrittenen Rede vor dem US-Kongress hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Washington vor einem Atom-Abkommen mit dem Iran gewarnt. Ein solches Abkommen werde Teheran den Bau einer Atombombe erleichtern, sagte Netanjahu am Dienstag in Washington. Der Iran sei eine große Bedrohung für Israel und die ganze Welt. Netanjahus Auftritt war vorab nicht mit der US-Regierung abgestimmt worden.

Die Führung in Teheran stelle eine große Bedrohung nicht nur für Israel, sondern für "den Frieden in der ganzen Welt" dar, warnte Netanjahu in seiner auf Englisch gehaltenen Rede. Das von der US-Regierung angestrebte internationale Abkommen über das iranische Atomprogramm würde eine iranische Atombombe "beinahe garantieren". "Es blockiert Irans Weg zur Bombe nicht. Es bahnt Irans Weg zur Bombe", fügte Netanjahu hinzu und kritisierte damit deutlich die Iran-Politik von US-Präsident Barack Obama.

Teheran sei dabei, in der Region "mehrere Nationen zu schlucken", sagte Netanjahu in Anspielung auf die Machtübernahme der schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen und die iranische Einmischung in die Konflikte in Syrien und im Irak. Bevor die Sanktionen gegen den Iran gelockert werden könnten, müsse er mit seinen Aggressionen gegenüber seinen Nachbarn, der Unterstützung von Terrorismus in aller Welt und den Drohungen, Israel zu vernichten, aufhören.

Der Iran und die Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland (5+1) verhandeln seit rund einem Jahr über das iranische Atomprogramm. Sie wollen bis zum 31. März eine Grundsatzeinigung erreichen, um bis zum 1. Juli eine dauerhafte Vereinbarung zu treffen. Ziel ist ein Abkommen, das dem Iran die friedliche Nutzung der Atomtechnologie ermöglichen und zugleich die Möglichkeit zur Entwicklung von Atomwaffen nehmen soll. Im Gegenzug sollen einige internationale Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden.

Obama verzichtet auf Treffen

Netanjahu hielt seine Ansprache vor Senat und Repräsentantenhaus zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Israel. Die Rede - seine dritte nach 1996 und 2011 - war äußerst umstritten, weil der israelische Regierungschef den Auftritt an dem US-Präsidenten vorbei mit den oppositionellen Republikanern eingefädelt hatte. Mehr als 50 Abgeordnete von Obamas Demokraten blieben der Rede fern, der Präsident verzichtete auf ein Treffen mit Netanjahu. Im Kongress wurde der israelische Regierungschef aber mit stehenden Ovationen und Jubelrufen empfangen.

Netanjahu räumte zu Beginn der Rede ein, dass sein Besuch für eine "Kontroverse" gesorgt habe. "Ich bedauere zutiefst, dass einige meine Anwesenheit hier als parteipolitisch wahrnehmen", sagte er, "Das war nie meine Absicht." Der Ministerpräsident betonte, dass das Bündnis zwischen den USA und Israel immer "über der Parteipolitik" gestanden habe. Zugleich dankte er auch Obama ausdrücklich für seine Unterstützung für Israel.

"Nicht hilfreich"

Während Netanjahus Rede hielt sich US-Außenminister John Kerry zu Gesprächen mit dem iranischen Chefdiplomaten Mohammed Dschawad Sarif im schweizerischen Montreux auf. Ein Mitarbeiter Kerrys vor Ort warnte Teheran, ungeachtet der Fortschritte bei dem Atom-Abkommen werde die US-Regierung sich weiter entschlossen gegen "iranische Aggression in der Region" stellen.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte in Genf, ein Abkommen mit Teheran rücke näher. Ohne Netanjahus Namen zu nennen, warnte sie zugleich: "Ängste zu verbreiten, ist in dieser Phase nicht hilfreich."

AFP
tkr/Stephen Weizman, AFP