Der Überraschungssieger der italienischen Parlamentswahlen, Beppe Grillo, wirft dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück schlechte Manieren wegen dessen "Clowns"-Bemerkung vor. "Steinbrück hat sich benommen wie ein Flegel", sagte der frühere italienische TV-Komiker der Zeitung "Bild am Sonntag".
Auf einer SPD-Veranstaltung hatte Steinbrück den Gründer der Protestbewegung "5 Sterne" und den ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi nach deren Wahlerfolgen als "Clowns" bezeichnet.
"Ich bin ein Komiker, aber kein Clown", stellte Grillo klar. Von Steinbrück erwarte er keine Entschuldigung: "Die interessiert mich gar nicht." Steinbrück habe allerdings mit seiner Äußerung "alle Italiener beleidigt".
Grillo kritisiert italienische Altparteien
Bezüglich seines Heimatlandes äußerte sich Beppe Grillo außerdem wenig optimistisch. Er rechne mit einem Zusammenbruch des politischen Systems seines Landes, sagte der Komiker dem "Focus". Grillos neue Bewegung war bei der Wahl Ende Februar mit 25,55 Prozent auf Anhieb stärkste Einzelpartei im Abgeordnetenhaus geworden.
"Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate - und dann ist hier Schluss", sagte der 64-Jährige dem Magazin. "Dann können sie die Renten nicht mehr zahlen und auch die öffentlichen Gehälter nicht mehr." Den Altparteien unterstellte er, keine ernsthaften Reformen zu wollen. "Sie bluffen nur, um Zeit zu gewinnen."
Italien werde von seinen Staatsschulden erdrückt und müsse daher die Kredite neu aushandeln. "Wenn die Zinsen 100 Milliarden Euro pro Jahr betragen, sind wir tot", sagte Grillo. Wenn sich die Bedingungen nicht änderten, solle Italien den Euro aufgeben.
Komiker froh über "Generalprobe"
Das Linksbündnis um Pier Luigi Bersani hatte zwar die Mehrheit der Sitze im Abgeordnetenhaus errungen, im Senat hatte aber das Rechtsbündnis seines Rivalen Silvio Berlusconi aufgetrumpft. Damit kann kein Bündnis allein regieren. Eine Koalition will Grillo mit keinem von beiden. "Wenn die PD Bersanis und Berlusconis PdL vorschlagen würden: sofortige Änderung des Wahlgesetzes, Streichung der Wahlkampfkostenerstattung, maximal zwei Legislaturperioden für jeden Abgeordneten - so eine Regierung würden wir selbstverständlich sofort unterstützen", sagte er. "Aber sie werden das nie tun."
Grillo zeigte sich erleichtert, dass seine Bewegung nicht gleich eine Regierungsmehrheit bekommen hat. "Das hier ist jetzt die Generalprobe", sagte er. "Wir wären vielleicht etwas besorgt gewesen, wenn wir gleich die Mehrheit bekommen hätten."