Es sollte eigentlich ein lobender Vergleich sein. Doch bei Jill Biden, der First Lady der USA, ging er schief. Bei einer Konferenz am Montag im texanischen San Antonio der UnidosUS, einem Dachverband für wohltätige Gruppierungen gegen Armut, Rassendiskriminierung und Bildungsmangel in Familien mit hispanischen oder Latino-Wurzeln, wollte sie Raul Yzaguirre, der die Bürgerrechts- und Interessenvertretung 30 Jahre lang leitete, würdigen.
"Raul half beim Aufbau dieser Organisation mit dem Verständnis, dass die Vielfalt dieser Gemeinschaft, so unverwechselbar wie die Bodegas der Bronx, so schön wie die Blüten von Miami und so einzigartig wie die Frühstückstacos hier in San Antonio, Ihre Stärke ist", sagte Biden. Bodegas sind kleine Bedarfs- und Lebensmittelläden, die besonders in New York bekannt sind. Biden hatte den Begriff in der Rede falsch ausgesprochen.
"Wir sind keine Tacos"
Der Vergleich mit den Tacos in San Antonio kam aber nicht gut an. Die Nationale Vereinigung Hispanischer Journalisten sagte, Biden und ihre Redenschreiber sollten "die Komplexität unseres Volkes besser verstehen", wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
"Wir sind keine Tacos. Unser Erbe als Latinos ist von einer Vielzahl von Diasporas, Kulturen und Essenstraditionen geprägt und sollte nicht auf einen Stereotyp reduziert werden", sagte der Verband in einer Erklärung.
San Antonio gehört zu den größeren Latino-Städten in den Vereinigten Staaten, mit einer Bevölkerung von fast 1,5 Millionen Menschen, die laut US-Volkszählungsdaten zu 65 % Hispanoamerikaner oder Latinos sind. Frühstückstacos sind dort sehr beliebt, weil sie Teil der lokalen Küche sind.
Jill Biden entschuldigt sich über ihren Sprecher
Einen Tag nach dem unglücklichen Vergleich folgte eine Entschuldigung von Jill Biden. "Die First Lady entschuldigt sich dafür, dass ihre Worte alles andere als reine Bewunderung und Liebe für die Latino-Community ausdrückten", schrieb ihr Sprecher Michael LaRosa im Kurznachrichtendienst Twitter.
Hispanische Wählerinnen und Wähler wählen im Allgemeinen Demokraten, obwohl die Unterstützungsmuster der Gruppe in verschiedenen Teilen der USA sehr unterschiedlich sind und die Unterstützung der Latinos für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten (Joe Biden) im Jahr 2020 im Vergleich zu 2016 (Hillary Clinton) abgeschwächt wurde. Das zeigten Daten des Pew Research Center, wie die Nachrichtenagentur AP schreibt. Einige Demokraten hätten demnach angedeutet, dass die Partei nicht hart genug arbeite, um die Unterstützung der Hispanoamerikaner aufrechtzuerhalten.
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Häme von Republikanern
Hämische Kritik kam auch von US-Republikanern. Der republikanische Abgeordnete Andy Biggs aus Arizona twitterte ein Video von Bidens Rede und schrieb: "Jill Biden sagt, Hispanics seien so 'einzigartig' wie Tacos und nennt Bodegas 'Bogidas'. Kein Wunder, dass Hispanics vor der Demokratischen Partei fliehen!"
Irene Armendariz-Jackson, eine Republikanerin, die im texanischen Distrikt, zu dem auch El Paso gehört, für den Kongress kandidiert, twitterte: "Ich bin eine Amerikanerin, die als Tochter legaler mexikanischer Einwanderer geboren wurde. Ich identifiziere mich nicht als Latinx. Ich identifiziere mich nicht als Bo-Guh-Da. Ich identifiziere mich auch nicht als Frühstückstaco. Ich bin eine stolze Amerikanerin. Ich bin eine stolze hispanische Frau. Genug von dieser idiotischen rassistischen Anbiederung, bitte.
Janet Murguía, Präsidentin von UnidosUS, sagte der US-Zeitung "Washington Post" hingegen, dass Bidens Kommentar unter den 1500 Teilnehmern im Raum "eigentlich ein lockerer Moment in der Rede war, bei dem mehrere Menschen tatsächlich applaudierten und jubelten". "Für diejenigen von uns, die dort waren, haben wir den Kommentar so verstanden, wie er beabsichtigt war, um die Vielfalt der Latino-Community als eine Stärke dieses Landes widerzuspiegeln", sagte Murguía weiter. Sie fügt aber hinzu, dass man den Vergleich besser hätte sagen können.

Bericht: Bidens Rede durchlief regulären Prozess
Bidens Äußerungen auf der Konferenz seien den regulären Prozess des Weißen Hauses für eine solche Rede durchlaufen, so die "Washington Post". Sie hätten zudem die Zustimmung mehrerer Einheiten des Weißen Hauses – einschließlich der Ämter für zwischenstaatliche Angelegenheiten, Gesetzgebungsangelegenheiten und öffentliches Engagement – erfordert, sagte eine mit der Rede vertraute Person der Zeitung.
Bidens Team hätte demnach UnidosUS auch einen frühen Entwurf der Rede der First Lady zur Verfügung gestellt, den die Gruppe zur Überprüfung der Fakten und zur Aussprache durchlas. Die Organisation habe aber ihre Rolle nicht darin gesehen, den Inhalt der Bemerkungen abzusegnen, sagte eine mit dem Prozess vertraute Person der "Washington Post".