Kalifornien Grün, grüner, Schwarzenegger

  • von Karsten Lemm
Kalifornien hat zwar strenge Umweltgesetze, dennoch kommt für Arnold Schwarzenegger der Klimaschutz nicht schnell genug voran. Heftig kritisiert er den Klimagipfel und wirft Barack Obama vor, zu zögerlich zu sein - und damit unamerikanisch.

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat scharfe Kritik an der Umweltpolitik von US-Präsident Barack Obama geübt. Zwei Tage nach dem UN-Klimagipfel in New York, der ohne konkrete Ziele zur Begrenzung von Treibhausgasen zu Ende ging, warf der ehemalige "Terminator"-Star der Regierung in Washington vor, zu zögerlich zu handeln. "Dies ist eine globale Krise, und sie erfordert eine globale Lösung", sagte Schwarzenegger bei einer Rede in San Francisco. Während Kalifornien beim Klimaschutz voranpresche, warte die Regierung Obama weiterhin nur ab: "Hier geht es darum, die Führungsrolle zu übernehmen", argumentierte Schwarzenegger, "und deshalb verstehe ich nicht, warum Washington mit anderen Ländern streitet und sagt: 'Ihr zuerst! Wir kommen dann nach.' Seit wann ist das unsere Art zu handeln?"

Solche Unentschlossenheit sei völlig untypisch für die USA, ereiferte sich Schwarzenegger. "Haben wir bei der Mondlandung auch gesagt: Russland, China, ihr zuerst?", fragte der Gouverneur bei einem Auftritt vor dem Commonwealth Club of California, einer überparteilichen Organisation, und setzte unter donnerndem Applaus hinzu: "Nein, wir sind vorangegangen!" Schon bei seiner Ankunft war der 62-jährige Republikaner in der als liberal bekannten Stadt am Golden Gate mit Standing Ovations gefeiert worden. Selbst Kritiker gestehen dem konservativen Politiker zu, mit seiner Umweltpolitik eine Vorbildfunktion zu übernehmen: Schon vor drei Jahren setzte Schwarzenegger - auch gegen Widerstand in der eigenen Partei - ein Klimaschutzgesetz durch, das den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 um ein Viertel reduzieren soll. Damit entspräche die jährliche Menge an CO₂, Methan und anderen Gasen, die für den Klimawandel verantwortlich gemacht werden, in Kalifornien wieder dem Niveau von 1990.

40 Prozent der Vorhaben bereits umgesetzt

Durch eine Reihe von Initiativen seien 40 Prozent der Gesetzesvorgaben bereits umgesetzt, berichtete Schwarzenegger, räumte allerdings ein: "Es liegt noch viel Arbeit vor uns." Unter anderem setze der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat noch zu sehr auf Kohlekraftwerke, um seine fast 37 Millionen Einwohner mit Strom zu versorgen. In Zukunft sollen Sonnenenergie und Windkraft eine deutlich größere Rolle spielen. Unter anderem möchte Schwarzenegger den Besitzern von Lagerhäusern Anreize bieten, Solarzellen auf ihren Dächern zu installieren, um sowohl Strom für den eigenen Bedarf zu erzeugen, als auch überschüssige Energie ins Netz einzuspeisen und den Stromkonzernen zu verkaufen. "Da können wunderbare Partnerschaften entstehen", schwärmte Schwarzenegger. "Das ist hoch innovativ. So etwas passiert sonst nirgendwo auf der Welt."

Grüne Energie für die USA

Allerdings kann sich der gebürtige Österreicher nicht darauf verlassen, dass seine grünen Ziele den Tag überleben, an dem er seinen Gouverneursposten verlassen muss. Ein gutes Jahr vor den nächsten Wahlen bringen sich die ersten Kandidaten für seine Nachfolge in Stellung. Die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman, die als eine Favoritin für die republikanische Nominierung gilt, hat bereits angekündigt, sie würde das kalifornische Klimaschutzgesetz kippen, falls sie gewählt würde. Schwarzenegger tat das bei seinem Auftritt in San Francisco als Wahlkampfgerede ab, versetzte Whitman - eigentlich eine Parteifreundin - aber zugleich eine warnende Ohrfeige: "Ich bin sicher, sie würde nicht gern als Republikanerin gesehen werden, die uns in die Steinzeit zurückbefördern will", sagte Schwarzenegger und betonte, der Umstieg auf erneuerbare Energien könne dem Bundesstaat wirtschaftlich nur helfen

Gefragt, wie er selbst zum Ernergiersparen beitrage, berichtete der Gouverneur von seinen Geländewagen, die er auf Biodiesel und Wasserstoffantrieb umgestellt habe, und von Solarzellen, die daheim in Los Angeles seinen Swimmingpool beheizen. Entscheidend aber sei Kindererziehung, sagte Schwarzenegger, damit der Nachwuchs von kleinauf lerne, an die Umwelt zu denken. Bei seinen eigenen Kindern gibt es da offenbar noch einiges zu tun: Unter großem Gelächter erzählte Schwarzenegger, der mit der TV-Journalistin Maria Shriver zwei Töchter und zwei Söhne hat, dass seine Sprösslinge liebend gern lange duschen. "Die haben regelrecht einen Stuhl da drinnen, und da sitzen sie dann, während ich vor der Dusche stehe und denke: 'Jetzt sind es schon 15 Minuten!'"

Konsequenzen für Warmduscher

Das kann der Vater, der im Nachkriegs-Österreich ohne fließend Wasser aufwuchs, nicht vertragen. Auch deshalb, weil das sonnenverwöhnte, oft von Dürre bedrohte Kalifornien 20 Prozent seiner Energie allein dafür braucht, Wasser zu transportieren - etwa aus Reservoirs in den Bergen dorthin, wo die Menschen wohnen. Und so gilt im Hause Schwarzenegger nun die Regel: "Wer länger duscht als fünf Minuten, muss mit Konsequenzen rechnen." Mal heißt das Ausgehverbot, mal dürfen Freunde nicht vorbeikommen, und wenn alles nichts hilft, kann es auch schon mal passieren, dass der Papa ganz plötzlich das heiße Wasser abstellt. Schließlich hat sich er ganz offiziell zum Ziel gesetzt, der nächsten Generation "eine Welt zu überreichen, die besser und sauberer ist, als wir sie selbst vorgefunden haben".

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