Kanada Terror-Verdächtige planten Anschläge in Toronto

Die 17 beim größten Anti-Terror-Einsatz der kanadischen Geschichte Festgenommenen planten offenbar Anschläge gegen symbolträchtige öffentliche Gebäude. Der kanadische Geheimdienst hatte die Verdächtigen beim Chatten belauscht.

Die am Wochenende in Kanada festgenommen Terror-Verdächtigen haben Medienberichten zufolge Angriffe auf symbolträchtige Gebäude von Wirtschaft und Politik geplant.

Unter den Zielen seien etwa der Parlaments-Komplex in Ottawa und die Börse von Toronto gewesen, berichteten die Zeitungen "Globe" und "Mail" am Montag. Die Polizei schloss unterdessen die Festnahme weiterer Verdächtiger nicht aus. Beim größten Anti-Terror-Einsatz in der kanadischen Geschichte hatte die Polizei 17 Verdächtige festgenommen und große Mengen Sprengstoff sichergestellt. Die Verdächtigen - darunter fünf Jugendliche - wollten nach Angaben der Polizei Anschläge verüben. Alle seien in Kanada gemeldet und in der Mehrzahl kanadische Staatsbürger. Sie kämen aus allen Schichten der Gesellschaft, hatte es geheißen: "Manche sind Studenten, einige angestellt, einige arbeitslos." Die Verdächtigen waren im Raum Toronto festgenommen worden, der größten Stadt Kanadas und der Wirtschaftsmetropole des Landes.

Steinwürfe gegen Moschee

Ein Geheimdienst-Mitarbeiter hatte gesagt, die Personen seien offenbar aus unterschiedlichen Gründen und auch angeregt durch das Terrornetzwerk Al-Kaida zu Anhängern einer gewaltsamen Ideologie geworden. Nach der Festnahme hatten Unbekannte in Toronto in einer der größten Moscheen Nordamerikas 30 Fenster eingeworfen. Rund 600.000 der 33 Millionen Bewohner Kanadas sind Moslems. Der Präsident der Islamischen Moslem-Stiftung von Toronto hatte die Sorge geäußert, die Verwüstung könnte der Beginn von religiös motivierten Repressalien gegen Moslems in Kanada sein.

Kanadas Geheimdienst wollte nach den Festnahmen nicht von einer unmittelbaren Bedrohung sprechen. "Wir leben nach den Anschlägen vom September 2001 in einer erhöhten Gefährdungslage und diese erhöhte Gefährdungslage besteht unverändert fort", sagte eine Sprecherin. "Es wäre unverantwortlich, zu sagen, dass es eine unmittelbare Bedrohung gibt. Aber es wäre genauso unverantwortlich, zu sagen, dass es keine Bedrohung gibt."

Beim Chatten belauscht

Der kanadische Geheimdienst lauschte mit, als eine Gruppe junger Leute beim Chatten im Internet ihrem Hass auf den Westen Luft machte und schließlich über Bombenanschläge sprach.

Die Verdächtigen hätten sich drei Tonnen Ammoniumnitrat zur Herstellung von Bomben "mit der Absicht beschafft, sie für Terroranschläge zu benutzen", sagte Polizeisprecher Mike McDonell. Zum Vergleich führte er an, dass der schwere Terroranschlag in Oklahoma City im Jahr 1995 mit 168 Toten mit einem Drittel des gleichen Materials ausgeführt wurde. Der "Toronto Star" berichtete am Montag, die kanadische Polizei habe das bestellte Ammoniumnitrat abgeliefert und dann ihren massiven Antiterroreinsatz begonnen.

DPA
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