Unmittelbar vor seinem Treffen mit US-Präsident George W. Bush hat Bundeskanzler Gerhard Schröder bekräftigt, dass die deutsch-amerikanischen Differenzen in der Irak-Frage der Vergangenheit angehörten. Man wolle "nicht Geschichte aufarbeiten, sondern miteinander nach vorne blicken!", sagte Schröder am Donnerstag zum Auftakt seiner zweitägigen USA-Reise in Chicago. Einen Einsatz deutscher Soldaten in Irak schloss er erneut aus. Einer NATO-Mission werde sich Deutschland aber nicht in den Weg stellen.
Schröder traf am Donnerstagabend in Washington ein, wo er am (heutigen) Freitag zum ersten Mal seit zwei Jahren von Bush im Weißen Haus empfangen wird. Die Stabilisierung Iraks wird im Mittelpunkt des Gesprächs stehen. Schröder will dem US-Präsidenten die deutschen Projekte zum Wiederaufbau des Landes erläutern. Dazu zählt die Ausbildung von Polizisten und ein Hilfsprogramm in Zusammenarbeit mit Frankreich und Japan.
Streitfrage Schuldenerlass
Zudem wird es um den von Schröder im vergangenen Herbst initiierten Schuldenerlass gehen. Eine Entscheidung soll darüber im Pariser Club fallen, dem 19 Gläubigerstaaten angehören. Umstritten ist noch, wie viele Schulden erlassen werden sollen. Bei Deutschland steht Irak inklusive Zinsen mit 5,2 Milliarden US-Dollar in der Kreide.
Schröder will bei dem Treffen auch die Dollarschwäche ansprechen, die der deutschen Exportwirtschaft zu schaffen macht. In einer Rede vor dem Rat für auswärtige Beziehungen in Chicago äußerte sich der Kanzler am Donnerstag außergewöhnlich deutlich dazu. Der Wechselkurs zum Euro bereite "ernste Sorgen", sagte er. Die Entwicklung mache "mittel- und langfristig betrachtet keinen Sinn, auch nicht für die amerikanische Wirtschaft".
Auch über die Lage im Nahen Osten und in Afghanistan sowie über die EU-Beitrittsperspektive für die Türkei und die Zypern-Frage wollen Schröder und Bush reden. Die bilateralen Beziehungen sollen nicht im Vordergrund stehen.
Schröder besucht Dresden-Ausstellung
Zuletzt hatten sich Schröder und Bush im vergangenen September in New York getroffen und dabei ihre Differenzen in der Irak-Frage für beendet erklärt. In Washington war Schröder zuletzt im Januar 2002. Zum Abschluss seiner zweitägigen USA-Reise wird er am Abend (Ortszeit) in Jackson im US-Staat Mississippi die Ausstellung "Glanz des barocken Dresden" mit mehr als 700 Werken aus acht Museen eröffnen.