Karikaturen-Streit Wortgefechte zwischen USA und Iran

Der iranische Vizepräsident Maschai hat Vorwürfe der USA zurückgewiesen, sein Land habe Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen geschürt. "Das ist eine hundertprozentige Lüge", sagte Maschai am Rande eines Indonesien-Besuchs über Äußerungen von US-Außenministerin Rice.

US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte dem Iran und Syrien im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen Anstachelung zur Gewalt vorgeworfen. Sie habe "keine Zweifel, dass Iran und Syrien die Stimmung bewusst aufgepeitscht haben, um dies zu ihrem Vorteil auszunutzen", sagte Rice in Washington. Auch am Mittwoch hatten sich die Proteste gegen Karikaturen erneut in Gewalt entladen. Bei Ausschreitungen in der südafghanischen Stadt Kalat starben nach unterschiedlichen Angaben bis zu vier Demonstranten bei dem Versuch, die örtliche Polizeizentrale zu stürmen.

Proteste auch in Bosnien

Im Westjordanland griffen hunderte Palästinenser das Hauptquartier der internationalen Beobachtertruppe in Hebron (TIPH) mit Steinen an. Scheiben gingen zu Bruch. Die Angreifer zerstörten auch mehrere Autos. Nach Zusammenstößen drängte Polizei die Randalierer ab. Wie ein norwegischer Sprecher mitteilte, wurden alle 71 TIPH-Beobachter, von denen 21 aus Norwegen kommen, abgezogen und nach Tel Aviv gebracht.

Auch in der iranischen Hauptstadt Teheran gab es erneut Ausschreitungen. Demonstranten zogen vor die britische Botschaft und warfen Steine. In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo protestieren mehr als 200 Muslime vor den Vertretungen Norwegens, Dänemarks und Frankreichs und verbrannten Nationalflaggen der Länder. Im Jemen wurde zwei Wochenzeitungen die Lizenz entzogen, die die zunächst in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erschienenen Zeichnungen nachgedruckt hatten.

Provokation der "Leidenschaften"

Das Pariser Satireblatt "Charlie Hebdo" druckte am Mittwoch ebenfalls die dänischen Karikaturen nach und reicherte sie mit zahlreichen eigenen Beiträgen an. Bis zum Mittag waren bereits nahezu 400 000 Exemplare von der Ausgabe verkauft, teilte der Leiter der Zeitung, Philippe Val, mit. Die Wochenzeitung lässt in der Regel lediglich 140 000 Exemplare drucken. Muslimverbände versuchten am Mittwoch vergeblich, die Auslieferung juristisch zu stoppen.

Der französische Präsident Jacques Chirac verurteilte die Provokation der "Leidenschaften" gläubiger Muslime. "Es muss alles vermieden werden, was die Überzeugungen anderer, besonders die religiösen Überzeugungen, verletzen kann", sagte Chirac im Kabinett. "Die Meinungsfreiheit muss im Geiste der Verantwortung ausgeübt werden. Ich verurteile alle offensichtlichen Provokationen, die geeignet sind, gefährliche Leidenschaften zu entfachen."

AP/DPA