Der diesjährige Klimagipfel könnte symbolischer kaum sein: Vom 10. bis 21. November trommelt der Gastgeber Brasilien Delegierte aus knapp 200 Staaten mitten im Amazonas zusammen. Der tropische Regenwald gilt als eines der verletzlichsten Ökosysteme und damit als Spiegel von allem, was bei der globalen Klimapolitik gerade schiefläuft.
Seit dem Abkommen von Paris hat keine Klimakonferenz mehr Durchbrüche gebracht. Das 1,5-Grad-Ziel von damals gilt als gerissen und unerreichbar. Unterdessen steigen die Emissionen weiter und befeuern Umweltkatastrophen, wie Dürren, Hitzewellen, Starkregen und Überschwemmungen.
Politisch scheint ein Kipppunkt erreicht: Immer mehr Länder schrauben ihre klimapolitischen Ambitionen zurück oder wenden der internationalen Klimadiplomatie den Rücken. Prominentestes Beispiel: die USA. Kaum eine Region der Welt spiegelt diese Misere so deutlich wie der Amazonas Regenwald, der seinem Kipppunkt immer näher rückt.
Verfolgen Sie Debatten und Ergebnisse des UN-Klimagipfels in Brasilien im stern-Blog:
Brasilien präsentiert ersten Entwurf für Abschlusserklärung
- Ein "Workshop" könnte demnach "Lösungen mit niedrigem CO2-Ausstoß" erarbeiten.
- An einem runden Tisch sollen Minister Wege erörtern, um die fossile Abhängigkeit zu beenden.
- Die dritte Option sieht vor, dazu gar keine Formulierung in die Erklärung aufzunehmen.
- Die Länder könnten dazu aufgefordert werden, statt wie bisher alle fünf Jahre, jährlich neue Klimaziele zu formulieren.
- Beim Thema Klimafinanzierung ist die Forderung der Entwicklungsländer enthalten, die Finanzhilfen für die Anpassung an die Erderwärmung bis 2030 oder 2035 zu verdreifachen.
- Beim heiklen Thema einseitige Handelsmaßnahmen stehen vier Optionen in dem Entwurf, darunter der Vorschlag, einen UN-Gipfel ins Leben zu rufen, bei dem Streitigkeiten über klimapolitische Handelsmaßnahmen besprochen werden können.
„Für das Klima zu sorgen, heißt zu wissen, dass reiche Länder den armen helfen müssen.“Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva
Merz lässt unterdessen über seinen Regierungssprecher Stefan Kornelius ausrichten, dass er sich nicht entschuldigen wird. Außerdem hätten die Beziehungen zu Brasilien durch seine Aussage nicht gelitten. Kornelius widerspricht zudem der Lesart, dass sich der Kanzler "missfallend" oder gar "angewidert" über die Stadt am Amazonas geäußert habe. "Er hat gesagt, wir leben in einem der schönsten Länder der Welt und das hat er auf Deutschland bezogen."
Deutschland gibt eine Milliarde Euro zum Schutz des Regenwalds
Für einen neuen Fonds zum Schutz des Regenwalds stellt Deutschland eine Milliarde Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren bereit. Dies teilen Umweltminister Carsten Schneider und Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan auf der Weltklimakonferenz in Belém mit. "Es geht um den Schutz der tropischen Regenwälder, der Lunge unserer Welt", erklären beide SPD-Politiker.
Brasiliens Präsident schmunzelt über Friedrich Merz
„Er hätte tanzen sollen in Pará. Er hätte Parás Küche probieren sollen. Dann hätte der Kanzler gemerkt, dass Berlin ihm nicht mal zehn Prozent der Qualität bietet, die Pará bietet.“Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva
Staaten stärken Fahrplan zum Ausstieg aus fossilen Energien
Braut sich da etwas zusammen auf der COP30? Schaffen die Teilnehmer dieses Mal den Fortschritt, der in Aserbaidschan, Dubai und Ägypten so lange hinausgezögert wurde? Zumindest kämpfen Deutschland und Dutzende weitere Länder für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle. Vertreter eines breiten Bündnisses sind dafür im brasilianischen Belém kurzfristig vor die Presse getreten. Umweltminister Carsten Schneider spricht von einer Befreiung von fossilen Brennstoffen und fügt hinzu: "Wir wollen, dass diese Konferenz die Abkehr von fossilen Brennstoffen auf gerechte und inklusive Weise gestaltet."