Brasiliens Vizepräsident Geraldo Alckmin und die brasilianische Umweltministerin Marina Silva bei einer Pressekonferenz während der Weltklimakonferenz COP30
In Brasilien, mitten im Regenwald, berät die Welt über Lösungen gegen die Klimakrise. Wie läuft es und woran hakt es? Über den stern-Blog bleiben Sie auf dem Laufenden.
Der diesjährige Klimagipfel könnte symbolischer kaum sein: Vom 10. bis 21. November trommelt der Gastgeber Brasilien Delegierte aus knapp 200 Staaten mitten im Amazonas zusammen. Der tropische Regenwald gilt als eines der verletzlichsten Ökosysteme und damit als Spiegel von allem, was bei der globalen Klimapolitik gerade schiefläuft.
Seit dem Abkommen von Paris hat keine Klimakonferenz mehr Durchbrüche gebracht. Das 1,5-Grad-Ziel von damals gilt als gerissen und unerreichbar. Unterdessen steigen die Emissionen weiter und befeuern Umweltkatastrophen, wie Dürren, Hitzewellen, Starkregen und Überschwemmungen.
Politisch scheint ein Kipppunkt erreicht: Immer mehr Länder schrauben ihre klimapolitischen Ambitionen zurück oder wenden der internationalen Klimadiplomatie den Rücken. Prominentestes Beispiel: die USA. Kaum eine Region der Welt spiegelt diese Misere so deutlich wie der Amazonas Regenwald, der seinem Kipppunkt immer näher rückt.
Verfolgen Sie Debatten und Ergebnisse des UN-Klimagipfels in Brasilien im stern-Blog:
Wichtige Updates
Christine Leitner
Brasilien präsentiert ersten Entwurf für Abschlusserklärung
Gastgeber Brasilien ist ambitioniert: Der erste Entwurf für einen möglichen Beschlusstext der diesjährigen COP steht. Allerdings sind in dem neunseitigen Text zu stritten Themen viele ∫, sich teils widersprüchlich Optionen enthalten. Die Vorschläge des Papiers in der Kurzfassung:
Ein "Workshop" könnte demnach "Lösungen mit niedrigem CO2-Ausstoß" erarbeiten.
An einem runden Tisch sollen Minister Wege erörtern, um die fossile Abhängigkeit zu beenden.
Die dritte Option sieht vor, dazu gar keine Formulierung in die Erklärung aufzunehmen.
Die Länder könnten dazu aufgefordert werden, statt wie bisher alle fünf Jahre, jährlich neue Klimaziele zu formulieren.
Beim Thema Klimafinanzierung ist die Forderung der Entwicklungsländer enthalten, die Finanzhilfen für die Anpassung an die Erderwärmung bis 2030 oder 2035 zu verdreifachen.
Beim heiklen Thema einseitige Handelsmaßnahmen stehen vier Optionen in dem Entwurf, darunter der Vorschlag, einen UN-Gipfel ins Leben zu rufen, bei dem Streitigkeiten über klimapolitische Handelsmaßnahmen besprochen werden können.
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen kritisierten die diskutierten Beschlüsse als unzureichend. Experten merkten am Dienstag allerdings auch an, dass es eine relativ frühe Präsentation eines Verhandlungstextes sei. Es handele sich "wahrscheinlich um die früheste Veröffentlichung eines solch sauberen Textes in der jüngeren COP-Geschichte", sagt der Klima-Experte des Asia Society Policy Institute, Li Shuo.
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Christine Leitner
Mexiko tritt dem Klimaklub bei, wie Umweltminister Schneider und die mexikanische Umweltministerin Alicia Bárcena verkünden. Dabei handelt es sich um eine Initiative Deutschlands für den klimafreundlichen Umbau der Industrie. Er freue sich, dass "ein weiteres wichtiges Land mit an Bord" sei, sagt Schneider. Dies stärke die gemeinsamen Bemühungen, "eine grüne Industrialisierung zu erreichen".
Der Klimaklub hat nun 47 Mitglieder, darunter sowohl Industriestaaten als auch Schwellen- und Entwicklungsländer. Das zwischenstaatliche Forum soll insbesondere in der Industrie einen klimafreundlichen Umbau vorantreiben. Der Klimaklub war Ende 2022 auf Initiative des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) gegründet worden.
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Christine Leitner
Bundesumweltminister Carsten Schneider macht wieder eine Ankündigung. Die Bundesregierung stelle in den nächsten fünf bis zehn Jahren für den Netzausbau sowie Speicherkapazitäten für erneuerbare Energien in Lateinamerika, Afrika und Südasien 138 Millionen Euro bereit, sagt Schneider. Schließlich könne es sich die Welt "nicht leisten", erneuerbare Energie wegen fehlender Infrastruktur ungenutzt zu lassen.
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Christine Leitner
„Besonders enttäuschend ist die gesunkene Platzierung von Deutschland bei der Klimapolitik, die nun als 'mäßig' eingestuft wird, die Unterkategorie nationale Klimapolitik wird von den Experten sogar als 'schlecht' bewertet.“
Klimaschutz-Index-Co-Autor Jan Burck von Germanwatch
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Christine Leitner
Deutschland fällt im internationalen Klimaschutz-Ranking zurück
Deutschland gibt sich beim Klimagipfel alle Mühe, als Vorbild dabei zu sein. Doch der aktuelle Klimaschutz-Index bescheinigt der Bundesrepublik nicht die größten Ambitionen. Im internationalen Vergleich fällt das Land um sechs Plätze zurück – auf Rang 22. "Gründe dafür sind die angekündigten Rückschritte in Teilen der Klimapolitik, der starke Fokus auf Gas und die Tatsache, dass in den Problemsektoren Verkehr und Gebäude noch immer Maßnahmen zur Emissionssenkung fehlen", erklärt Co-Autor Jan Burck von Germanwatch.
Der Index bewertet die Bemühungen von 63 Ländern und der EU, die zusammen für mehr als 90 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen stehen. Der Report wurde von den Organisationen Germanwatch und Climate Action Network sowie dem NewClimate Institute erstellt und auf dem Weltklimagipfel im brasilianischen Belém präsentiert. In das Ranking flossen Treibhausgasemissionen (40 Prozent der Gesamtwertung) sowie erneuerbare Energien, Energieverbrauch und Klimapolitik ein (jeweils 20 Prozent). Am besten schneiden dem Index zufolge Dänemark, Großbritannien und Marokko ab. Die USA landen auf dem drittletzten Platz vor Saudi-Arabien und dem Iran.
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Christine Leitner
Zahlreiche Aktivisten demonstrieren immer wieder am Rande der COP30 in Belém.Igor Mota / Thenews2 / Actionpress
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Christine Leitner
Vergangene Woche erzwangen indigene Aktivisten ein Gespräch mit Andre Correa do Lago, Präsident der COP30.Fernando Llano / AP / DPA
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Christine Leitner
Als Reaktion auf die Proteste rund um den Klimagipfel hat die brasilianische Regierung zehn neue indigene Schutzgebiete ausgerufen. Diese würden sich über sieben Staaten erstrecken und Menschen von zahlreichen indigenen Gemeinschaften zugutekommen, heißt es in einer Erklärung. Die Bekanntgabe der Grenzen ist ein Zwischenschritt für die offizielle Anerkennung der Gebiete, die von Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ratifiziert werden muss. Indigene Gebiete machen derzeit 13,8 Prozent des brasilianischen Territoriums aus. Wissenschaftlern zufolge trägt die Schaffung dieser Gebiete zum Erhalt der Umwelt bei.
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Christine Leitner
„Als Hüter der Schöpfung Gottes sind wir aufgerufen zu handeln.“
Papst Leo XIV.
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Christine Leitner
Auch wenn der Papst nicht bei der Klimakonferenz in Brasilien dabei ist: Die Verhandlungen hat er offenbar im Blick. In einer Videobotschaft an die Teilnehmer der COP30 appellierteder Pontifex, die Verhandler im brasilianischen Belém müssten zeigen, dass sie "unerschütterlich" hinter dem Pariser Klimaabkommen und der Klimazusammenarbeit stünden. Diese habe "zu echten Fortschritten geführt" und bleibe "das beste Mittel, um die Menschen und den Planeten zu schützen". Es sei "noch Zeit", einen dauerhaften Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad zu verhindern – "aber das Fenster schließt sich".
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Christine Leitner
„Wir müssen uns von unserer Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas befreien“
Umweltminister Carsten Schneider
Brasiliens Vorschlag, in Belém einen Fahrplan für die Abkehr von fossilen Energieträgern zu beschließen, unterstützt Schneider ausdrücklich. Dies sei "das mutige Signal, das wir brauchen", sagt er. Mit Blick auf die Ausrichtung der COP im urwaldreichen Amazonas-Gebiet schloss Schneider seine Rede mit den portugiesischen Worten "Viva Amazonia" (Es lebe Amazonien).
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Christine Leitner
Deutschland gibt 60 Millionen Euro für Klimawandelanpassung
"Wir werden weiterhin insbesondere verletzliche Länder unterstützen", verspricht Umweltminister Schneider. Konkret wird Deutschland 60 Millionen Euro in den sogenannten Anpassungsfonds investieren. Der unter anderem dafür da, um Menschen in Küstengebieten besser vor Extremwetterereignissen wie Wirbelstürmen zu schützen. Deutschland stehe zu dem Beschluss der Weltklimakonferenz im vergangenen Jahr, dass die Entwicklungsländer bis 2035 jährlich 300 Milliarden Dollar (258 Milliarden Euro) für den Kampf gegen den Klimawandel und die Anpassung an seine Auswirkungen erhalten. 2024 seien allein aus dem Bundeshaushalt sechs Milliarden Euro dafür bereitgestellt worden, insgesamt seien fast zwölf Milliarden Euro aus Deutschland in die Klimafinanzierung geflossen.
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Christine Leitner
Während Politiker verhandeln, formiert sich drumherum wieder Proteste der Zivilgesellschaft. Die bunten Bilder wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:
"Unsere Zukunft steht nicht zum Verkauf", steht auf diesem Schild von Aktivisten bei einer Demonstration in Belém.Bruno Peres / Agencia Brazil / DPA
Die Schlange war schon mehrmals bei den Protestmärschen in Belém zur COP30 dabei.Andre Penner / AP / DPA
Die Aktivisten, überwiegend Vertreter indigener Gruppen, fordern, dass große Emittenten für den Klimaschaden bezahlen.Bruno Peres / Agencia Brazil / DPA
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Christine Leitner
Beim diesjährigen Klimagipfel gibt es drei große Knackpunkte – Verringerung der Treibhausgas-Emissionen, Klimahilfen für ärmere Staaten und ein Streit um einseitige klimapolitische Handelsmaßnahmen. In einem Fall macht Umweltminister Carsten Schneider nun Hoffnung: Er glaubt, dass es "diese Woche Bewegung hin zu einem konkreten Fahrplan" für einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern geben könnte. Man darf gespannt sein.
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Christine Leitner
UN-Klimasekretär Simon Stiell ist besorgt. Zu Beginn der entscheidenden Verhandlungswoche in Belém warnt er vor "taktischen Verzögerungen und Hinhaltetaktiken" bei zentralen Verhandlungsthemen. "Es liegt eine Menge Arbeit vor den Ministern und Verhandlern" und die Weltgemeinschaft könne es "sich absolut nicht leisten", Zeit zu verlieren, sagt Stiell und ruft die Verhandler auf, "die schwierigsten Themen schnell" zu bewältigen.
„Wenn diese Themen weit in die Verlängerung gehen, verlieren alle.“