Kongo Warten auf das Wahlergebnis

Vereinzelte Ausschreitungen haben die Wahlen im Kongo gestört. Das Ergebnis der insgesamt friedlichen Stimmabgabe soll in drei Wochen verkündet werden. Beobachter fürchten, dass es dann zu Gewalt kommen könne.

Erstmals nach vier Jahrzehnten des Bürgerkriegs und des Verfalls haben die Menschen im Kongo wieder bei freien Wahlen ihre Stimme abgeben können. Nach Angaben der UN-Mission im Kongo (MONUC) verlief die Wahl "überraschend friedlich". Die Wahlbeteiligung war nach ersten Schätzungen sehr hoch. "Es war ein großer Festtag für das ganze Land", sagte der Vizedirektor für politische Angelegenheiten der UN-Mission, Albrecht Conze. Die UN-Soldaten hätten nicht ein einziges Mal eingegriffen. Die 280 Bundeswehrsoldaten, die im Rahmen einer EU-Eingreiftruppe (EUFOR) in der Hauptstadt Kinshasa stationiert sind, blieben den ganzen Tag in ihrem Lager.

Lediglich in der Minenstadt Mbuji-Mayi im Osten des Landes kam es zu Ausschreitungen von Oppositionellen, die zum Wahlboykott aufgerufen hatten. Sie setzten sieben Wahllokale in Brand und plünderten zwei Lastwagen mit Wahlmaterialien. In Kinshasa ging eine aufgebrachte Menge gegen einen Anhänger von Präsident Joseph Kabila vor, weil er angeblich Wähler bestochen hatte, und brannten sein Haus nieder. Zunächst war nicht bekannt, ob es Verletzte gab. Insgesamt sei die Wahl aber wesentlich friedlicher verlaufen als erwartet, sagte Conze. "Es war ein großer Festtag für das ganze Land."

Der wichtigste Tag in der Geschichte des Landes

Die ersten Wähler warteten schon im Morgengrauen vor den Wahllokalen. Mehr als 25 Millionen Kongolesen waren aufgerufen, ihren Präsidenten und das Parlament neu zu bestimmen. "Dies ist der wichtigste Tag in der Geschichte unseres Landes", sagte Kabila nach der Stimmabgabe. Jetzt sei es wichtig, dass der Wiederaufbau des Landes beginne.

Neben Kabila traten 32 weitere Bewerber für das Präsidentenamt an. Als aussichtsreichster Gegenkandidat gilt Vizepräsident Jean-Pierre Bemba, dem Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Um die 500 Sitze des Parlaments bewarben sich landesweit etwa 9000 Kandidaten. In Kinshasa bestand der Wahlzettel für die Parlamentswahl aus sechs Postern mit Fotos und Namen der Kandidaten. Analphabeten konnten per Fingerabdruck wählen. Etwa 1200 internationale Wahlbeobachter waren im Einsatz.

Ein "logistischer Albtraum"

Die Wahlkommission will das Ergebnis in drei Wochen verkünden, es wird jedoch mit Verzögerungen gerechnet. Beobachter halten es für möglich, dass es nach der Bekanntgabe des Ergebnisses zu Gewalt kommen könnte. In der letzten Woche des Wahlkampfs waren in Kinshasa mindestens fünf Menschen getötet worden. Auf den Straßen der Hauptstadt waren am Sonntagmorgen sowohl UN-Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen als auch kongolesische Sicherheitskräfte zu sehen. Die UN-Mission im Kongo ist mit etwa 17.000 Mann die größte weltweit.

Es waren die aufwendigsten Wahlen, die die Vereinten Nationen bislang unterstützt haben. Die internationale Gemeinschaft hat etwa 360 Millionen Euro dafür aufgebracht. Die Organisatoren sprechen von einem "logistischen Albtraum". In der ehemals belgischen Kolonie, die mit ihren 2,3 Millionen Quadratkilometern etwa so groß ist wie Westeuropa, gibt es so gut wie keine geteerten Straßen. Die Wahlmaterialien wurden mit Hilfe der UN-Mission zum großen Teil auf dem Luftweg in die abgelegenen Regionen gebracht.

DPA
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