Koranschändungen Urin, Tritte und Schimpfwörter

Das Pentagon hat fünf Fälle "unangemessenen Umgangs" mit dem Koran eingeräumt und erstmals Details genannt. Laut des US-Verteidigungsministeriums sollen aber auch Muslime selbst die Schrift geschändet haben.

Das US-Verteidigungsministerium hat mehrere Fälle von Koranschändungen im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba bestätigt. So spritzte der Urin eines Aufsehers auf einen Koran, ein Soldat trat gegen einen Koran, und in einen Einband eines Korans wurde ein aus zwei Wörtern bestehendes englisches Schimpfwort geschrieben. Dies sind einige der Ergebnisse der Ermittlungen von Brigadegeneral Jay Hood, dem Kommandanten von Guantanamo, die dieser in Washington vorstellte.

Hood hatte die Ermittlungen als Reaktion auf einen später zurückgezogenen Bericht des Nachrichtenmagazins "Newsweek" eingeleitet. Darin hieß es unter anderem, Aufseher hätten Ausgaben des Korans in Toiletten ausgelegt und in einem Fall sogar im Klo hinuntergespült. Dieser Fall konnte bislang aber nicht bestätigt werden. Hood erklärte, ein Gefangener, der sich beschwert hatte, dass ein Aufseher einen Koran in eine Toilette geworfen habe, habe später erklärt, er selbst habe so etwas nie gesehen.

Hood erklärte, von neun Berichten über einen "unangemessenem Umgang" mit dem Koran seien fünf bestätigt worden. In den anderen vier Fällen sei nicht eindeutig zu klären gewesen, ob sie tatsächlich stattfanden. Hood betonte, die Untersuchung habe einen Zeitraum von fast zweieinhalb Jahren abgedeckt. Dabei sei festzustellen gewesen, dass der Koran entsprechend den Richtlinien respektvoll behandelt worden.

Er wolle nicht länger Muslim sein

Hood zufolge fanden sich im Rahmen der Ermittlungen auch 15 Fälle, in denen Gefangene selbst den Koran schändeten. Zuletzt habe im Februar ein Gefangener seinen Koran zerrissen und ihn den Aufsehern gegeben. Dabei erklärte er, er wolle nicht länger Muslim seien.

In Afghanistan war es Mitte Mai im Laufe von Massenprotesten zu Ausschreitungen gekommen, die mindestens 16 Menschen das Leben kosteten. Auslöser war der "Newsweek"-Artikel über Koran-Schändungen in Guantanamo. "Newsweek" zog den Artikel später wieder zurück. Zur Begründung hieß es, der Informant sei sich seiner Sache nicht mehr sicher.

AP
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