Gabriel Grüner und Volker Krämer Tod im Kosovo: Die Suche nach dem Mörder von zwei stern-Journalisten

Der Gedenkstein für Gabriel Grüner, Senol Alit und Volker Krämer an der Stätte ihrer Ermordung am Dulje-Pass im Kosovo
Der Gedenkstein für Gabriel Grüner, Senol Alit und Volker Krämer an der Stätte ihrer Ermordung am Dulje-Pass im Kosovo
© Uli Reinhardt / Zeitenspiegel
Am ersten Tag nach Kriegsende im Kosovo, am 13. Juni 1999, wurden Gabriel Grüner und Volker Krämer getötet. Die Journalisten und ihr Dolmetscher Senol Alit wurden auf dem Dulje-Pass erschossen. So verlief die Suche nach dem Mörder. 

Dieser Text stammt aus dem stern-Archiv und wurde erstmals im März 2001 veröffentlicht. Zum 25. Jahrestag des Mordes an Gabriel Grüner und Volker Krämer am 13. Juni veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle erneut.

Die erste Meldung war ebenso knapp wie alarmierend. "Bewaffnete Männer töteten zwei deutsche Journalisten", berichtete die Nachrichtenagentur AP am Abend des 13. Juni 1999. Es war 20.01 Uhr. Eineinhalb Stunden später hieß es: "Die Männer reisten vierzig Kilometer südlich von Pristina, als Bewaffnete auf ihren Wagen schossen."

Dann, kurz nach Mitternacht, die endgültige, niederschmetternde Nachricht. Die Bestätigung dessen, was in der stern-Redaktion viele an diesem Abend befürchtet hatten: Bei den toten Journalisten handelte es sich um zwei stern-Kollegen: Gabriel Grüner und Volker Krämer.

Fotojournalist Volker Krämer, links, und Nachrichtenredakteur Gabriel Grüner vom deutschen Magazin „Stern“.
Gabriel Grüner (l.), Reporter im stern-Auslandsressort und stern-Fotograf Volker Krämer
© Harald Schmitt / stern

Grüner, 35, war seit neun Jahren für das Auslandsressort des stern vor allem auf dem Balkan unterwegs. Gebürtiger Südtiroler mit lichtem, dunklem Haar, ein Feingeist mit Humor, der Fußball, guten Wein und vor allem Gerechtigkeit liebte. Ein froher Mensch, der sich auf die Geburt seines ersten Kindes freute.

Sein Kollege, der mit ihm zusammen den Tod fand, war der 56-jährige Volker Krämer. 30 Jahre Foto-Reporter beim stern, bekannt geworden durch Bilder vom Einmarsch der Sowjets in die Tschechoslowakei und später in Krisengebieten auf der ganzen Welt unterwegs. Eritrea, Kasachstan, Türkei, Südafrika. Ein kleiner, quirliger Mann mit grauer Mecki-Frisur, hellwachen Augen, viel Witz und trotz der jahrzehntelangen Berufserfahrung kein Haudegen, sondern ein sensibler Mensch voller Reporter-Neugier und Mitgefühl für die Menschen, über die er berichtete.

Gerüchte, die zu Nachrichten wurden

Nach Senol Alit, 26, dem mazedonischen Fahrer und Dolmetscher der Reporter, suchte man einen ganzen Tag lang. Sein Handy meldete immer nur dasselbe: "Dieser Anschluss ist momentan nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal."

Man fand Alit in der Nähe des Tatorts, auf dem Sattel des Dulje-Passes, auf einer Böschung. Tot auch er. Doch von seinem rostroten Mercedes keine Spur. Dafür stand ein schrottreifer Kleinwagen an diesem gespenstischen Ort, an dem zunächst niemand etwas gesehen oder bemerkt haben wollte.

Erschienen in stern 13/2001