Krim-Krise Nato: Russland könnte Ukraine in wenigen Tagen einnehmen

Nach Einschätzung der Nato konzentriert Russland seine Truppen an der ukrainischen Grenze. Die Lage sei "unglaublich besorgniserregend". Die Ereignisse des Tages zum Nachlesen.

+++ 13.40 Uhr: Russischer Vize schließt Stopp von Gaslieferungen aus +++

Der russische Vizeministerpräsident Arkadi Dworkowitsch unterstreicht die Bedeutung des deutsch-russischen Verhältnisses und schließt eine Unterbrechung der Gaslieferungen aus. "Die Tatsache, dass ich heute hier bin, spricht dafür, wie die Beziehungen in Russland eingeschätzt werden", sagt er bei der Deutsch-Russischen Rohstoff-Konferenz in Dresden. Er könne verstehen, dass die deutsche Regierung derzeit eine Art "Pause" im Verhältnis eingelegt habe. Moskau sei jederzeit bereit, die Gespräche fortzuführen.

+++ 12.00 Uhr: Laut Nato kann Russland die Ukraine in wenigen Tagen einnehmen +++

Russland hat nach Einschätzung der Nato an seiner Grenze zur Ukraine alle für einen Einfall notwendigen Truppen konzentriert. Nato-Oberkommandeur Philip Breedlove sagt, mit diesen Militärkräften könne Russland alle seine Ziele im Nachbarland in drei bis fünf Tagen erreichen. Die Lage an der Grenze sei "unglaublich besorgniserregend". Die Nato habe in der Nacht kleinere russische Truppenbewegungen ausgemacht, es gebe aber keine Anzeichen für eine Rückkehr der Soldaten in ihre Kasernen.

Am Montag hatte die Regierung in Moskau noch erklärt, ihre Truppenkonzentration im Grenzgebiet zur Ukraine abzubauen.

+++ 11.33 Uhr: Russland wirft Nato Sprache des Kalten Krieges vor +++

Die russische Regierung wirft der Nato vor, zur Sprache des Kalten Krieges zurückzukehren. Von dem Schritt werde keine Seite profitieren, erklärt die Regierung in Moskau.

+++ 10.11 Uhr: Russische Politiker spotten über Nato-Ankündigung +++

Russische Politiker kritisieren die Ankündigung der Nato, die Zusammenarbeit mit Moskau vorerst einzufrieren. Die Nato habe ihren Sinn mit dem Ende des Kalten Krieges verloren und wolle nun mit Hilfe der Ukraine-Krise frisches Blut in ihre Adern pumpen, sagt der einflussreiche Außenpolitiker Alexej Puschkow. Es handele sich um einen Versuch, das Bündnis aus seinem Zustand als "halbe Leiche" zu erwecken. Auch Vizeregierungschef Dmitri Rogosin spottet, bei der Ankündigung der Nato könne es sich nur um einen Aprilscherz handeln.

+++ 8.55 Uhr: Gazprom-Chef sagt Teilnahme an Rohstoffkonferenz ab +++

Der Chef des russischen Energiekonzerns Gazprom, Alexej Miller, sagt seine Teilnahme an der Deutsch-Russischen Rohstoff-Konferenz kurzfristig ab. Ursprünglich sollte er am Mittwoch in Dresden vor mehr als 340 Experten und Politikern aus beiden Ländern sprechen. Gründe für die Absage in der Nacht seien nicht genannt worden, sagte eine Sprecherin. Bei dem Treffen geht es um die Zusammenarbeit im Rohstoffbereich. Höchster russischer Vertreter in Dresden ist Vizeministerpräsident Arkadi Dworkowitsch.

+++ 2.31 Uhr: US-Kriegsschiff womöglich im Schwarzen Meer +++

Die USA erwägen, ein Kriegsschiff ins Schwarze Meer zu entsenden, wie ein ranghoher Vertreter des US-Verteidigungsministeriums erklärt. Zudem solle sich bald eine Delegation nach Europa begeben, um Nato-Manöver in den östlichen Mitgliedstaaten vorzubereiten. Zuvor hat die Nato engere Zusammenarbeit mit der Ukraine angekündigt. Sie möchte dem Land unter anderem helfen, seine Streitkräfte zu modernisieren, und kündigte gemeinsame Militärmanöver an. Die Annexion der Krim durch Russland nährt Befürchtungen, dass Moskau auch nach den von vielen Russischstämmigen bewohnten Regionen im Süden und Osten der Ukraine greifen könnte. Auch osteuropäische Nato-Staaten wie Polen oder die baltischen Länder hoffen auf den Schutz der Nato-Partner.

+++ 1.30 Uhr: US-Kongress beschließt Milliardenhilfe für Ukraine +++

Der US-Kongress billigt die vorgesehenen Finanzhilfen für die Ukraine. Nach der Zustimmung des Senats in der vergangenen Woche gibt nun auch das Repräsentantenhaus mit großer Mehrheit grünes Licht für Kreditgarantien im Umfang von einer Milliarde Dollar (gut 725 Millionen Euro). Barack Obama muss den Beschluss nur noch unterzeichnen.

Die Ukraine steht kurz vor dem Staatsbankrott. Das Land hing zuletzt am Tropf der Regierung in Moskau, die ihre Hilfen nach der Entmachtung des prorussischen Staatschefs Viktor Janukowitsch in Kiew eingefroren hat. Der IWF hat Kiew in der vergangenen Woche einen Hilfskredit von bis zu 18 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, auch die EU plant Hilfen.

+++ 1.15 Uhr: Poroschenko warnt Russland vor Angriff auf Ostukraine +++

Der ukrainische Präsidentschaftskandidat Pjotr Poroschenko warnt Russland vor einem militärischen Einsatz in der Ostukraine. "Wenn Russland die Ostukraine angreift, dann werden wir uns mit allen militärischen Mitteln verteidigen, die uns zur Verfügung stehen", sagt Poroschenko in der "Bild"-Zeitung. Er wirbt für weitere Sanktionen gegen Russland: "Ich hielte es zum Beispiel für richtig, wenn Deutschland russisches Gas so lange boykottieren würde, bis Russland die Invasion auf der Krim beendet."

Ende März hatte Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko seine Kandidatur zur Präsidentenwahl am 25. Mai zugunsten des in Umfragen führenden Poroschenko zurückgezogen. Der fordert nun auch die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko zum Verzicht auf ihre Kandidatur auf. Das Land könne "jetzt keinen schmutzigen Wahlkampf gebrauchen, der am Ende möglicherweise von Russland ausgenutzt wird und eine neue Invasion provoziert."

Wie die Deutschen zu Julia Timoschenko stehen, zeigt die aktuelle stern-Umfrage.

DPA · Reuters
car/DPA/AFP/Reuters