Immer mehr Todesopfer Coronavirus breitet sich rasant in Lateinamerika aus

In Brasilien steigen die Covid-19 Todeszahlen
In Brasilien steigen die Covid-19 Todeszahlen
© Wochit (Bildquelle)
Sehen Sie im Video: Ärztepaar aus Brasilien kämpft an der Frontlinie gegen Covid-19


In Brasilien spielt Präsident Jair Bolsonaro die Gefahr von Covid-19 seit Wochen herunter. Die Realität in den Krankenhäusern sieht jedoch anders aus: die Zahl der bestätigten Todesfälle durch COVID-19 steigt exponentiell an. Die Dunkelziffer ist hoch. 
"Mein Name ist Jaques Sztajnbok. Ich bin Leiter der Intensivstation im Krankenhaus Emílio-Ribas. Ich arbeite hier, seitdem ich 28 Jahre alt bin. Heute ist mein 55. Geburtstag!"
Dass Emílio-Ribas Krankenhaus in São Paulo ist auf infektiöse Krankheiten spezialisiert. Alle Betten der Intensivstation sind mit COVID-19 Patienten belegt.
"Wir müssen für jeden Patienten herausfinden, welche Behandlung am besten funktioniert. Es gibt kein etabliertes Protokoll für diese unbekannte Krankheit. Der Spaziergang nach Hause hilft mir, den Druck vom Tag abzubauen."
Jacks Ehefrau, Fabiane Sztajnbok, ist Spezialisten für Infektionskrankheiten.
"Unsere Beziehung hat sich verändert, denn wir arbeiten beide an der Frontlinie. Wir haben immer die Sorge was los ist, wenn wir nach Hause kommen, was wir eventuell mit nach Hause bringen könnten. Es gibt diese Sorge die es vorher noch nicht gab, eine Sorge um die Kinder." 
Zu Hause angekommen, wird zuerst geduscht und gewaschen. Die Gedanken an COVID-19 lassen sich jedoch nicht ablegen.
"Schön, das du zu Hause bist! Jetzt kann ich dich zum Geburtstag umarmen!"
"Tapfer. Ich glaube, dieses Adjektiv haben sie nicht auf Geburtstagskarten der Vorjahre geschrieben."
Das Ärztepaar arbeitet im selben Krankenhaus.
"Es gibt mir ein sehr gutes Gefühl, zu wissen, dass ich ihn habe, dass er auch Arzt ist und wir die gleichen Ziele haben. Ich fühle mich von ihm sehr unterstützt, da wir die Situation gemeinsam meistern."
Im Kreis der Familie kann Kraft für den nächsten Tag im Krankenhaus geschöpft werden.
"Ich werde jetzt die Kerzen anzünden!"
Während die Corona-Pandemie in Europa vorerst auf dem Rückzug ist, schlägt sie in Lateinamerika immer heftiger zu. In allen Ländern schnellen die Fall- und Todeszahlen nach oben.

In Lateinamerika breitet sich das neuartige Coronavirus weiter rasant aus. In Chile wurden innerhalb von 24 Stunden fast 5000 neue Infektionsfälle verzeichnet, ein neuer Höchststand, wie die Gesundheitsbehörden am Montag (Ortszeit) mitteilten. In Brasilien, dem Land mit der zweithöchsten Zahl an gemeldeten Infektionen weltweit nach den USA, blieb die Lage angespannt.

Brasilien meldete zuletzt 23.473 Tote, gefolgt von Mexiko mit 7.633 und Peru mit 3.629 Toten. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer mitunter weitaus höher liegt, weil etwa in Brasilien vergleichsweise wenig getestet wird. Insgesamt sind in Lateinamerika und der Karibik bisher mehr als 41.000 Menschen an COVID-19 gestorben, die Zahl der Infizierten wird mit 766.000 angegeben.

In Chile zwei Regierungsmitglieder infiziert

In Chile infizierten sich inzwischen auch zwei Minister der Regierung von Präsident Sebastián Piñera mit dem Coronavirus. Energieminister Juan Carlos Jobet und der Minister für öffentliche Arbeiten, Alfredo Moreno, teilten am Montag mit, positiv auf den Erreger getestet worden zu sein. Die Gesamtzahl der verzeichneten Infektionsfälle in Chile stieg um 4895 auf 73.997. Bei der Eröffnung eines Krankenhauses in der Hauptstadt Santiago sagte der konservative Staatschef, dass das Gesundheitssystem "nahe am Limit" sei.

In Peru wurden zuletzt mehr als 4.000 neue Infektionen in 24 Stunden gemeldet. Insgesamt hat das südamerikanische Land damit fast 124.000 Infektionen registriert. Die Regierung gab sich dennoch optimistisch. Präsident Martín Vizcarra sagte auf einer Pressekonferenz, er erwarte einen langsamen Rückgang der Neuinfektionen. Am Montag öffneten in Peru erste Wirtschaftszweige wieder. So können dort Friseure jetzt wieder Hausbesuche machen, nachdem sie über 70 Tage lang nicht arbeiten durften.

Proteste in Ecuador

In Ecuador hatten am Montag in mehreren Städten rund 2.000 Menschen gegen die Corona-Beschränkungen und deren wirtschaftliche Folgen protestiert. Die Demonstranten trugen Masken und hielten sich weitgehend an die empfohlenen Abstandsregeln.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador warnte, dass die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise 2020 eine Million Arbeitsplätze in Mexiko kosten könnte.

AFP
tis