Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und der Fatah al-Islam in einem Flüchtlingslager für Palästinenser nahe der Hafenstadt Tripoli im Norden des Landes kamen den zweiten Tag in Folge zahlreiche Menschen ums Leben. Ein Sprecher der Fatah al-Islam drohte damit, die Kämpfe auf andere Landesteile auszuweiten, sollte die Armee ihre Bombardements nicht einstellen.
Die Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora betonte bei einem Kabinettstreffen die Notwendigkeit, der radikalen Gruppe Fatah al-Islam "ein Ende zu bereiten", wie Informationsminister Ghasi Aridi sagte. Die Entscheidung fiel, nachdem die Regierung mit der radikalen Miliz nach palästinensischen Angaben einen Waffenstillstand vereinbart hatte. Danach waren nur noch vereinzelt Schüsse zu hören.
Fatah al-Islam weist Verantwortung zurück
Bei einem Bombenanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Montagabend mindestens zehn Menschen verletzt worden. Nach ersten Ermittlungen der Polizei explodierte die Autobombe in der Nähe eines Einkaufszentrums im überwiegend von sunnitischen Muslimen Bewohnten Stadtteil Verdun. Umliegenden Gebäude wurden schwer beschädigt, Dutzende Autos brannten aus. Wer hinter dem Anschlag steckt, war zunächst nicht bekannt. Die radikal-islamischen Organisation Fatah al-Islam wies jede Verantwortung für die Tat zurück.
Es war bereits der zweite Bombenanschlag in Beirut binnen 24 Stunden. Am Sonntagabend war ein Sprengsatz ebenfalls in der Nähe eines Einkaufszentrums in einem vor allem von Christen bewohnten Stadtteil im Osten der Stadt explodiert. Dabei war eine Frau getötet worden, zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei weisen beide Anschläge Übereinstimmungen auf, die nun untersucht würden.
Die schwersten Kämpfe seit 1990
Es sind die schwersten Kämpfe im Libanon seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990. Seit Sonntag wurden 79 Menschen getötet. Nach palästinensischen Angaben wurden mehr als 150 Menschen verletzt. In dem Lager, in dem 40.000 Menschen leben, ist die Wasser- und Stromversorgung wegen der Kämpfe unterbrochen.
Aus Armeekreisen hieß es, Fatah al-Islam sei mit etwa 150 Kämpfern in dem Lager vertreten. Unter den Opfern sind zahlreiche Zivilisten. Am Vortag war bei den Gefechten am Eingang des Lagers auch der Bruder des in Berlin einsitzenden mutmaßlichen "Kofferbombers" von Köln getötet worden.
Verbindung zu El Kaida
Die Armee geht in dem Lager seit Sonntag gegen die radikalen Sunniten-Gruppe vor, der Kontakte zur syrischen Führung und zum Terrornetzwerk El Kaida nachgesagt werden. Die Kämpfe am Eingang zu dem Lager waren ausgebrochen, nachdem es zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten und Angehörigen der Gruppe gekommen war, die eine Bank ausgeraubt haben sollen. In Tripoli leben vorwiegend Sunniten.
Mehrere sunnitische Politiker und Geistliche bekräftigten am Montag ihre Unterstützung für das Vorgehen der Armee. Auch Hunderte von Libanesen drückten auf den Straßen von Tripoli ihre Zufriedenheit mit dem harten Kurs der Armee gegen die Islamisten aus. Nach einem 38 Jahre alten Abkommen darf die libanesische Armee die Palästinenser- Lager nicht betreten.