London Explosionen in Treibstofflager

Im Norden Londons wurden mehr als vierzig Menschen verletzt, als eine Serie von Explosionen eines der größten Öldepots Großbritanniens zerstörte. Mehrere Häuser in der Umgebung wurden beschädigt, die Polizei rechnet mit weiteren Detonationen. Befürchtungen, es könnte sich um einen Anschlag handeln, bestätigten sich bisher nicht.

Die erste Detonation im Tanklager Buncefield bei Hemel Hempstead war so stark, dass sie in weiten Teilen Londons und Südostenglands zu spüren war. Riesige Flammen loderten gen Himmel, dichter Rauch hüllte die Gebäude in der Umgebung ein. Die Feuerwehr brachte den Brand nach mehreren Stunden unter Kontrolle. Dennoch wurde für die nächsten Stunden mit weiteren Explosionen gerechnet. "Das Feuer ist groß, und es wird noch eine Weile brennen", sagte der Polizeichef von Hertfortshire, Frank Whiteley. "Aber es ist unter Kontrolle."

Die Polizei erklärte, bislang deute alles auf einen Unfall hin. Anwohner hatten vom Geräusch eines Flugzeugs kurz vor der ersten Detonation berichtet. Laut Polizei gibt es jedoch keine Hinweise auf die Verwicklung eines Flugzeugs in die Explosion. Dennoch würden Ermittlungen in alle Richtungen geführt.

" Es ist wie das Jüngste Gericht"

Anwohner berichteten von einem "großen Knall" gegen 6.00 Uhr Ortszeit. Später waren weitere, kleinere Explosionen zu hören. Fensterscheiben gingen zu Bruch, Häuser in der Umgebung wurden nach Angaben von Anwohnern beschädigt, das drei Kilometer entfernt gelegene Ramada-Hotel wurde evakuiert. Zwei Gäste hätten leichte Verletzungen durch Glassplitter erlitten, sagte ein Hotelsprecher.

Der Anwohner Duncan Milligan berichtete, sein Haus stehe rund fünf Kilometer vom Explosionsort entfernt, er könne aber hoch in den Himmel lodernde Flammen sehen, überall sei Rauch. "Ein Gebäude in der Nähe der Autobahn brennt, Polizei und Rettungsdienste sind überall." Ein weiterer Anwohner sagte, die Explosion habe die Dächer von Häusern in der Umgebung weggerissen. "Es ist wie das Jüngste Gericht", sagte Richard Ayers der BBC. Ein anderer Augenzeuge berichtete von Garagentoren, die von der Druckwelle aufgedrückt wurden und Paneelen im Badezimmer, die von der Wand gesprengt wurden. Der Anwohner Haris Luther sagte, eine seiner Türen sei aus den Angeln gerissen worden. "Ich habe gedacht, das Haus wäre vom Blitz getroffen worden», erklärte der 57-jährige Fotograf. "Es hat sich angehört wie ein Erdbeben."

Rauchwolke sogar auf Satellitenaufnahmen zu sehen

Auch eine der beiden Betreiberfirmen, die französische Total SA, erklärte, die Explosionsursache sei noch unbekannt. Total betreibt Buncefield gemeinsam mit Texaco. Die Gegend um das Tanklager wurde evakuiert, Einsatzkräfte mit Atemmasken riegelten das Gebiet ab. Polizeichef Whiteley sagte, der Rauch enthalte Reizstoffe, die Husten und Übelkeit auslösen könnten. Den Anwohnern riet er, in ihren Häusern zu bleiben. Über Hemel Hempstead lag noch Stunden später eine 3.000 Meter hohe, dichte Rauchwolke, die sogar auf Satellitenaufnahmen zu sehen war. Der Rauch zog in großer Höhe bis ins 15 Kilometer südlich gelegene London weiter.

Hemel Hempstead liegt rund 15 Kilometer vom Flughafen Luton entfernt. Der Betrieb auf dem Flughafen ging weiter, die in der Nähe des Explosionsorts verlaufende Autobahn M1 wurde auf einer Länge von 25 Kilometern gesperrt. Auch die Autobahn M10 sowie zahlreiche weitere Straßen in der Umgebung wurden geschlossen. Es kam zu starken Verkehrsbehinderungen. Der Betrieb auf dem Flughafen Luton ging ohne Störungen weiter.

AP
Thomas Wagner/AP