Nach dem Bombenschock von London und dem Anschlag auf dem Flughafen von Glasgow erwarten die Briten einen längeren Antiterrorkampf. "Diese Gefahr verschwindet nicht in Wochen oder Monaten", sagte Premierminister Gordon Brown. Er bat die Bevölkerung am Sonntag, "das normale Leben fortzusetzen" - obwohl mittlerweile die höchste Terrorwarnstufe gilt. Es sei klar, dass Großbritannien mit Leuten konfrontiert sei, die Verbindungen zum Terrornetz al Kaida hätten. "Wir müssen dagegen auf vielfältige Weise ankämpfen - militärisch, durch Sicherheitsmaßnahmen, mit der Polizei und dem Geheimdienst." Die Sicherheitskräfte würden bis auf weiteres in höchster Alarmbereitschaft bleiben, sagte Innenministerin Jacqui Smith.
Zwei weitere Festnahmen
Bei der Fahndung nach den Tätern der versuchten Autobombenanschläge in Großbritannien hat die Polizei zwei weitere Terrorverdächtige festgenommen. Die Männer im Alter von 28 und 25 Jahren seien im Zusammenhang mit dem Angriff auf den Flughafen von Glasgow in Haft genommen worden, teilte die schottische Polizei mit. Damit wurden in Schottland und England bislang seit Samstag sieben Tatverdächtige festgenommen.
Die Festnahme der beiden Männer in der unweit von Glasgow liegenden Ortschaft Paisley sei das Ergebnis "intensiver Polizeioperationen", hieß es. "Dies ist weiterhin eine rasch voran schreitende Ermittlung", sagte John Malcolm, der stellvertretende Polizeipräsident der westschottischen Region Strathclyde. "Ich rufe die Menschen auf, weiterhin sehr wachsam zu sein."
Ein Verdächtigter schwer verletzt
Vier der bereits festgenommenen mutmaßlichen Terroristen wurden am Sonntag verhört. Ein fünfter liegt mit schweren Brandwunden in einem Krankenhaus. Er hatte am Samstag gemeinsam mit einem 27 Jahre alten Komplizen versucht, einen mit Propangasflaschen und Benzinkanistern gefüllten brennenden Geländewagen zwischen hunderte Menschen in die Flughafenhalle in Glasgow zu fahren, scheiterte aber an den Sicherheitssperren. Sechs Menschen, unter ihnen der Attentäter, wurden verletzt.
Nach britischen Fernsehberichten handelt es sich bei den Festgenommenen nicht um britische Staatsbürger. Vermutlich kämen sie aus dem Nahen Osten, berichtete die BBC. Die Tageszeitung "Sun" berichtete, dass einer der Verdächtigen ein iranischer Arzt sei, der in einem Krankenhaus in North Staffordshire arbeite. Der 26-Jährige wurde von der Zeitung als der Drahtzieher hinter den geplanten Angriffen bezeichnet. Er war am Samstag zusammen mit einer 27-jährigen Frau in der Grafschaft Cheshire festgenommen worden. Eine Sprecherin des Krankenhauses lehnte eine Stellungnahme ab. Bei der Polizei waren zunächst keine näheren Informationen zu erhalten.
In der Nacht zum Freitag waren in London zwei Autos mit potenziell verheerenden Sprengsätzen entdeckt worden, die jedoch nicht explodierten. Einer wurde von der Polizei unschädlich gemacht, indem sie einen Mobiltelefonzünder kappte.
"Ganz klar koordiniert"
Die versuchten Anschläge in London und Glasgow waren "ganz klar koordiniert", sagte der Anti-Terror-Chef von Scotland Yard, Peter Clarke. "Die Verbindungen zwischen den drei Attacken werden immer klarer." Browns Terrorismus-Berater Lord Stevens erklärte, die Täter hätten "dieselben Techniken zur Bombenherstellung benutzt wie ihre Waffenbrüder in Bagdad". Es gebe immer mehr Hinweise darauf, dass in Großbritannien geborene al Kaida-Terroristen inzwischen aus dem Irak und aus Afghanistan zurückgekehrt seien, um britische Terrorgruppen anzuleiten. "Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass jede Stunde neue Informationen zu Tage treten", sagte Clarke.