Aufstände im Iran Nach tagelangen Protesten: Aktivisten befürchten blutige Niederschlagung von Protesten in Mahabad

Nach tagelangen Protesten in Mahabad geht Irans Regierung militärisch gegen die Bevölkerung vor. Aktivisten befürchten ein Massaker. (Symbolbild)
Nach tagelangen Protesten in Mahabad geht Irans Regierung militärisch gegen die Bevölkerung vor. Aktivisten befürchten ein Massaker. (Symbolbild)
© Gregorio Borgia / DPA
Seit Tagen gibt es in Mahabad im Norden des Iran Aufstände gegen die Regierung. Nun melden Menschenrechtsorganisationen, dass wohl die Regierung mit Soldaten die Aufstände niederschlagen lässt. Auf Videos im Internet sind Schreie und Schüsse zu hören.

Nach tagelangen Protesten befürchten Aktivisten eine blutige Niederschlagung der Demonstrationen in der Stadt Mahabad in der iranischen Kurdenregion. In der Provinz West-Aserbaidschan seien "bewaffnete Truppen" aus Urmia nach Mahabad entsandt worden, teilte die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw am Sonntag mit. "In den Wohngebieten von Mahabad" werde bereits "viel geschossen", erklärte Hengaw im Onlinedienst Twitter. Aktivisten werfen der Führung in Teheran eine umfassende Repressionskampagne in den Kurdenregionen vor.

Die ebenfalls in Norwegen ansässige Organisation Iran Human Rights (IHR) veröffentlichte in der Nacht zum Sonntag Aufnahmen, in denen ihren Angaben zufolge Schüsse und Schreie in der Stadt zu hören sind. Der IHR-Vorsitzende Mahmood Amiry-Moghaddam erklärte, die Behörden hätten in Mahabad den Strom abgestellt. Zudem seien "Maschinengewehrschüsse zu hören" und es gebe "unbestätigte Berichte über getötete oder verletzte Demonstranten". Auch ARD-Korrespondentin Natalie Amiri teilte ein Video aus der Nacht, in der immer wieder Schüsse zu hören sind.  

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Proteste im Iran dauern seit über zwei Monaten an

Hengaw hatte am Samstag bereits vor einer "kritischen" Lage in der Stadt Diwandarreh in der westlichen Provinz Kurdistan gewarnt, wo Regierungstruppen mindestens drei Zivilisten erschossen hätten. Am Sonntag äußerte sich die Organisation auch besorgt über die Lage in anderen mehrheitlich von Kurden bewohnten Städten, darunter Bukan und Sakes. Dort hatten die Proteste zuletzt zugenommen. 

Sakes in der Provinz Kurdistan ist der Heimatort von Mahsa Amini. Am Tod der jungen Kurdin hatte sich die seit zwei Monaten andauernde Protestwelle im Iran entzündet. Die 22-Jährige war Mitte September in Teheran im Krankenhaus gestorben, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen eines angeblich nicht vorschriftsgemäß getragenen Kopftuchs festgenommen worden war. Aktivisten werfen der Polizei vor, Amini misshandelt zu haben.

Teheran geht hart gegen die Demonstrierenden vor. Insgesamt wurden bei den Protesten nach IHR-Angaben bisher mindestens 378 Menschen getötet, darunter 47 Kinder.

AFP
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