"Mi Cuerpo – Mi Decisión" stand auf Protestschildern von Demonstrierenden am sogenannten Safe Abortion Day im vergangenen Jahr. Diesem Ziel kommt Mexiko nun ein ganzes Stück näher. Der Oberste Gerichtshof hat entschieden, dass Schwangerschaftsabbrüche im ganzen Land nicht mehr bestraft werden sollen. Einige Bundesstaaten hatten schon in den letzten Jahren ihre Gesetze angepasst und Schwangerschaftsabbrüche legalisiert, jetzt müssen auch die Staaten nachziehen, in denen das bisher nicht der Fall ist.

Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten, sei gegen die Menschenrechte der Frauen und anderer gebärfähiger Menschen, begründete der Oberste Gerichtshof seine Entscheidung unter anderem. Viele Hilfsorganisationen begrüßen die Entscheidung. Sie sei ein großer und wichtiger Schritt zu mehr Gleichberechtigung. Unter diesen Organisationen ist auch die "Informationsgruppe für ausgewählte Reproduktion", kurz Gire, die die Klage für die landesweite Entkriminalisierung eingereicht hatte. Mexikos Nationales Institut für Frauen, eine Regierungsorganisation, schrieb: "Heute ist ein Tag des Sieges und der Gerechtigkeit für die mexikanischen Frauen".
Entgegengesetzter Trend in Mexiko im Vergleich zu USA
In 20 von 32 Bundesstaaten waren Schwangerschaftsabbrüche bisher strafbar. Das mittelamerikanische Land ist stark katholisch geprägt. Bisher waren in diesen Staaten Schwangerschaftsabbrüche nur in konkreten Ausnahmefällen erlaubt. Etwa nach einer Vergewaltigung oder in Fällen, in denen das Leben der Schwangeren akut bedroht ist. Dabei hatte das Oberste Verfassungsgericht des Landes bereits 2021 ein absolutes Abtreibungsverbot für verfassungswidrig erklärt, dennoch gab es in einigen Bundesstaaten weiterhin noch Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren für Abtreibungen, nicht nur für die schwangere Person, sondern auch für Ärzte die Abtreibungen durchführten.
Nach dem heutigen Urteil wird das nicht mehr möglich sein. Alle Bundesstaaten müssen künftig die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in ihrer Rechtssprechung berücksichtigen. Mexiko reiht sich mit seiner heutigen Entscheidung ein in eine Reihe lateinamerikanischer Länder, die in den vergangenen Jahren ihr Abrtreibungsrecht liberalisiert haben. Währenddessen ist in den angrenzenden USA aktuell ein entgegengesetzter Trend zu beobachten. Nachdem der US-Supreme-Court das Grundsatzurteil zu Abtreibungen zurückgenommen hatte, werden dort in immer mehr Bundesstaaten Abtreibungen stark eingeschränkt oder verboten.