Militärfamilie aus Georgia Nach 9/11 ziehen alle Männer der Johnson-Familie in den Krieg – der jüngste Sohn kehrt nie zurück

Joe Johnson kämpfte ebenso wie seine Söhne Josh und Justin Johnson im Krieg nach 9/11.
Joe Johnson kämpfte ebenso wie seine Söhne Joshua und Justin Johnson im Krieg nach 9/11.
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Sehen Sie im Video: Nach 9/11 zogen die Johnsons in den Krieg - doch der jüngste Sohn kehrte nie zurück.






Nach 9/11 schickte vor allem das Heartland der USA seine Söhne in den Krieg.  So auch der 540-Einwohner-Ort Lyerly im US-Bundesstaat Georgia.


Rund um den Sportplatz im Dorfzentrum von Lyerly stehen keine Tribünen oder Wegweiser, sondern Holzkreuze der gefallenen Soldaten des Ortes. Darunter auch: „Justin W. Johnson SPC, Army.“


Justin starb den typischen Tod der Post-9/11-Kriege: Er wurde von einer Sprengbombe zerfetzt.


Justins Eltern, Joe und Jan Johnson, leben in einem Fertighaus außerhalb des Dorfs am Chattooga River. Das Grundstück kauften sie von dem Geld, das sie als „Todesprämie“ für Justins Tod von der Armee bekamen.


Drinnen hängen so viele Bilder von uniformierten Vorfahren an der Wand, dass kaum noch Platz bleibt.


Jan Johnson: „This picture right here is my father, who was in in World War II. This is a picture of Joe’s father who was in Korea. This, of course, is Joe. This is Josh, our oldest son. And this is the baby Justin. And this just shows how this family is such a military family.”
“Dieses Bild hier zeigt meinen Vater, der im Zweiten Weltkrieg war. Dies ist ein Bild von Joes Vater, der in Korea war. Das ist natürlich Joe. Das ist Josh, unser ältester Sohn. Und das ist das Baby Justin. Und das zeigt, dass diese Familie eine wahre Militärfamilie ist.“


Nach 9/11 meldeten sich alle Johnsons freiwillig. Joshua, der älteste Sohn der Johnsons, war in Afghanistan. Er wollte Rache für 9/11. Er kam zurück. Anders als der jüngste Sohn Justin. Er starb im Irak.


Mutter Jan (Johnson) erklärt ein Bild mit Justins Kameraden:
 “This shows the realities of war. How you take five bodies and you see what happens to them. The first one on the left, Jay lost both of this legs and his thumb. The next one is Drake, he was killed. By a sniper. The next one is Milo, he received burns on his legs. The next one is Luke, and Luke came home with a lot of PTSD. And the last one is Justin.”
„Das zeigt die Realität des Krieges. Nehmen Sie fünf Personen und sehen Sie, was mit ihnen passiert. Der erste links auf dem Bild, Jay, verlor beide Beine und seinen Daumen. Der nächste ist Drake, er wurde getötet.“ –„Von einem Scharfschützen.“  „Der nächste ist Milo, er hat sich Verbrennungen an den Beinen zugezogen. Der nächste ist Luke, und Luke kam mit (einer Posttraumatische Belastungsstörung) PTSD nach Hause. Und der letzte ist Justin.“
Nach 9/11 meldeten sich alle Johnsons freiwillig. Die USA hätten damals 60 Millionen Männer und Frauen in den Krieg schicken können. Wie liefen diese 20 Jahre Krieg?
Jan Johnson: „I still believe what we did was right, as far as helping out the Iraqis. (…). A lot of Americans have never really sacrificed in order to keep this world the way it is. And I think, they need to learn more about what’s going on and take their head out of the sand basically.”
„Ich glaube immer noch, dass das, was wir getan haben, richtig war, was die Hilfe für die Iraker anbelangt. (…). Viele Amerikaner haben nie wirklich Opfer gebracht, um diese Welt so zu erhalten, wie sie ist. Und ich denke, sie müssen mehr darüber erfahren, was vor sich geht, und im Grunde den Kopf aus dem Sand nehmen.


Nach Justins Tod meldete sich auch Vater Joe zum Einsatz im Irak, eigentlich um seinen Sohn zu rächen. Bis dahin war er der letzte Mann der Familie, der noch nicht im Krieg gewesen war.


Joe Johnson: “I am glad I went. Did I get my revenge? Not really. I wanted to kill all the bad guys with my bare hands when my son was killed over there. But I am glad I went. I feel like I could have done more. But I have seen the good that we have been doing with the Iraki people. Some were still living in mud huts, no electricity, no food, nothing. Kids were naked. And I see the good we did in Iraq. Afghanistan not so much.”
“Ich bin froh, dass ich in den Krieg gezogen bin. Habe ich meine Rache bekommen? Nicht wirklich. Ich wollte alle bösen Jungs mit bloßen Händen töten, als mein Sohn dort umgebracht wurde. Aber ich bin froh, dass ich gegangen bin. Ich habe das Gefühl, ich hätte mehr tun können. Aber ich habe das Gute gesehen, das wir mit dem irakischen Volk gemacht haben. Manche lebten noch in Lehmhütten, kein Strom, kein Essen, nichts. Kinder waren nackt. Und ich sehe das Gute, das wir im Irak getan haben. In Afghanistan nicht so sehr.“
Je mehr Einsätze Joe absolvierte, desto mehr wuchsen ihm die Iraker ans Herz. Er meldete sich für Einsätze beim Häuserbau. Er sammelte Spenden für Kinder. Er ging auch noch in den Kosovo, um beim Aufbau zu helfen. 
Er wurde, wie viele Krieger, ein anderer Mann.
Vietnam, Korea, Afghanistan: Die Johnsons aus den USA kämpften bereits in vielen Kriegen für ihr Heimatland. Der jüngste Sohn Justin kam im Irak ums Leben. Wie es den Eltern des Verstorbenen geht, erfährt stern-Reporter Jan Christoph Wiechmann in ihrem Zuhause in Lyerly, Georgia.