Die USA und Russland haben sich nach amerikanischen Angaben auf einen Entwurf für eine Vereinbarung zur Verringerung der Atomwaffen verständigt. Ein US-Regierungsvertreter sagte am Montag, Unterhändler beider Seiten hätten sich auf einen Text verständigt, der nun den beiden Präsidenten Barack Obama und Dmitri Medwedew vorgelegt werden solle. Von einer endgültigen Einigung könne aber erst gesprochen werden, wenn beide Präsidenten dem Papier zugestimmt hätten, betonte der Regierungsvertreter. Das Abkommen soll im Laufe des Tages von beiden Staatschefs verkündet werden.
US-Präsident Barack Obama traf unterdessen zu Gesprächen in der russischen Hauptstadt Moskau ein. Seine fünfte Auslandsreise seit seinem Amtsantritt im Januar führt ihn nach den zweitägigen Gesprächen in der russischen Hauptstadt zum G8-Gipfeltreffen ins italienische L’Aquila. Am kommenden Samstag wird Obama zudem in Accra, der Hauptstadt Ghanas erwartet, wo er erstmals als US-Präsident ein schwarzafrikanisches Land besucht. Obamas verstorbener Vater stammte aus Kenia. Obama wird auf der Reise von Ehefrau Michelle begleitet.
Neben den Abrüstungsgesprächen wird es bei dem russisch-amerikanischen Gipfel um die US-Raketenabwehrpläne in Mitteleuropa und die Suche nach gemeinsamen Positionen zu Iran und Nordkorea gehen. Obama will auch auf die Lage der Bürgerrechte in Russland eingehen.
Das Weiße Haus rechnet bei den Gesprächen in Moskau mit deutlichen Fortschritten bei den bilateralen Abrüstungsbemühungen. Dennoch sei es bis zu einem Nachfolgeabkommen für den im Dezember auslaufenden Start-Vertrag über strategische Atomwaffen "noch ein langer Weg", sagte der Obama-Berater für Massenvernichtungswaffen, Gary Samore, in Moskau. Es seien noch viele Probleme zu lösen, etwa die Berechnungsgrundlagen für Sprengköpfe und Raketen sowie die Überprüfbarkeit von Abrüstungsschritten.
Russland öffnet Luftraum für Transporte nach Afghanistan
Kurz vor dem Besuch Obamas wurde bekannt, dass Russland seinen Luftraum für US-Truppen- und Waffentransporte nach Afghanistan öffnen wird. Der Schritt wurde am Samstag in beiden Ländern als wichtiges Signal für das gemeinsame Bemühen um einen "Neustart" in den seit Jahren angespannten Beziehungen gewertet. Zuletzt hatten der Georgienkrieg und das amerikanische Vorhaben eines Raketenabwehrsystems in Europa das Klima zwischen beiden Ländern verschlechtert. Medwedew machte erst im Juni deutlich, dass die USA auf die Sorgen Moskaus eingehen müssten, wenn sie ein neues Abrüstungsabkommen wollten.
Im Zentrum des G8-Gipfels in Mittelitalien stehen die aktuelle Weltwirtschaftskrise, der Kampf gegen die Klimaerwärmung und die Lage im Iran und in Nahost. In Ghana wird Obama nach Angaben aus dem Weißen Haus eine Grundsatzrede zur amerikanischen Afrikapolitik halten sowie die Bedeutung von Demokratie und Freiheit für das Gedeihen des Schwarzen Kontinents ansprechen.